Für alle, die Bret Easton Ellis‘ Buch „American Psycho“ nicht kennen: Kein Problem, denn vielleicht seid ihr einfach zu jung und dürft es gar nicht lesen - es steht auf dem Index. Als „American Psycho“ 1991 heraus kam, sorgte es für einen Sturm der Entrüstung aufgrund seiner expliziten Gewaltdarstellung vor allem gegenüber Frauen, und somit landete dieses Buch fast überall auf der Welt auf dem Index oder ist erst ab 18 freigegeben. Im Jahr 2000 hat nun eine Frau die Geschichte um Patrick Bateman verfilmt. Dieser Patrick Bateman (Christian Bale) ist ein klassischer Yuppie im New York der Achtziger. Er hat alles: einen Job in der Firma seines Vaters, viel Geld, Designeranzüge, eine gutaussehende Freundin und eine noch besser aussehende Geliebte. Das Einzige, was Patrick Bateman zu fehlen scheint, ist nach eigenen Aussagen etwas, was einer Seele gleichkommen könnte, er selbst sagt sogar, dass sie gar nicht existiert. Bateman besitzt viele Hobbies: Musik, in Clubs gehen, Frauen, heiße Dreier auf Koks ... Unschuldige zu erniedrigen, zu schlagen und zu töten. Sein Blutdurst wird im Lauf der Jahre immer größer und auch das letzte bisschen Verstand scheint langsam verloren zu gehen. Wer das zugrundeliegende Buch gelesen hat und es liebte (wie ich), wird auf dem Weg ins Kino wahrscheinlich etwas skeptisch sein, ob man diese Erzählung überhaupt gut verfilmen kann. Aber seid beruhigt: Der Film schafft es, den Geist des Buches vollends rüber zu bringen, obwohl einige Handlungsstränge hinzugefügt wurden, um dem Streifen einen roten Faden zu geben, da das Buch eher eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist. Alles, was „American Psycho“ zu einem Bestseller machte, besitzt auch der Film. Die ca. 2 Stunden sind gespickt mit schwarzem Humor, daß es fast schon peinlich und erschreckend ist, wie witzig Gewalt sein kann. Präsentiert wird ein satirischer Blick auf die Reagan-Ära. Der Materialismus ist auf seinem Höhepunkt und es gibt keinen oberflächlicheren Menschen als Patrick Bateman. Er trainiert seinen Körper wie ein Verrückter, zieht sich sehr gut an, gebraucht mehr Schönheitsprodukte als die meisten Frauen und streift sogar einen Regenmantel über, bevor er jemanden mit einer Axt köpft. Patrick kennt seine Musik, seine Restaurants und Clubs, er kennt alles, was gesellschaftlich auch nur irgendwie relevant ist, aber er ist unfähig, eine normale menschliche Beziehung zu führen. Gefühle wie Liebe, Vertrauen, Freundschaft oder Begriffe wie Bewusstsein und Realität sind ihm fremd. Er ist so selbstbezogen, dass er selbst beim Sex mit zwei Frauen mehr auf sich selbst als auf die beiden Bräute schaut. Es ist unglaublich, was Harmon da erschaffen hat. Sie hat es geschafft, Patrick Bateman ein Gesicht zu geben, und aus einem eher frauenfeindlichen Buch einen eher frauenfreundlichen Film zu machen, ohne dabei das Buch zu verändern. Die einzigen starken Charaktere in diesem Film sind die Frauen, alle Kerle sind schlichtweg Idioten. Neben der Regisseurin sind auch die Schauspieler brillant: Chrstian Bale ist Patrick Bateman (was er hier schafft, hätte DiCaprio, der eigentlich Bateman spielen sollte, nie auch nur im entferntesten hingekriegt), er verkörpert einerseits das perfekte Böse, andererseits einen bemitleidenswerten Menschen, der nicht zu Gefühlen fähig ist. Chloe Sevigny als Jean, der einzige Mensch, dem Bateman gegenüber so etwas wie Liebe zuläßt, spielt sehr einfach und gibt dadurch ihrem Charakter die Tiefe, die er braucht, um glaubwürdig zu wirken. Aber der Höhepunkt des Films sind die Ausstattung und der Soundtrack. Alles, aber auch alles sieht aus und hört sich an wie in den Achtzigern. Eine unglaubliche Leistung. Natürlich ist bei der Verfilmung eines so gewalttätigen Buches wie „American Psycho“ die Frage nach der Gewaltdarstellung äußerst wichtig. Ja, der Film ist krass, aber nicht übertrieben. Dennoch sollte man Leuten mit schwachem Gemüt von „American Psycho“ abraten. Alles in allem erfüllt dieser Streifen alle Erwartungen, ist genauso brillant wie das Buch. Wie dieses schafft es auch der Film, schwärzesten Humor und schockierende Gewalt zu einer guten Geschichte über einen Mann auf der Suche nach seinem Selbst zu kombinieren. Und das in einer Welt, in der das, was du kaufen kannst, definiert, was du bist.
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Land
Jahr
1999
Laufzeit
120 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
Lions Gate Films
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