Wer sein bisheriges WG-Leben als zu stressig angesehen hat, der sollte sich bitte die neuseeländische Mockumentary “5 Zimmer Küche Sarg“ zu Gemüte führen. Zwar mag einem mancher Grundkonflikt in dieser fiktionalen Dokumentation rund um eine Vampire-WG noch vertraut vorkommen, doch die oft daraus resultierenden blutreichen Konsequenzen lassen das eigene WG-Leben schnell in einem viel angenehmeren Licht erscheinen. Eine gehörige Portion schwarzen Humors sollte man allerdings schon mitbringen, um diese Persiflage auf Vampirstreifen, Reality-TV und Found-Footage-Filme wirklich genießen zu können. Belohnt wird man dafür mit einem durchaus humorvollen und kurzweiligen Kinoabend, dem allerdings so ein bisschen der rechte Biss fehlt um sich das Prädikat Kultfilm zu verdienen.
Ordentlich was zu Beißen zu haben ist, neben der Einhaltung des Putzplanes, dann auch die größte Sorge unserer vier WG-Vampire. Begleitet von einem Kamerateam, das sich nur dank Kruzifixen relativ sicher fühlen darf, sind Viago (Taika Waititi), Vladislav (Jemaine Clement), Deacon (Jonathan Brugh) und Petyr (Ben Fransham) nämlich meistens auf der Suche nach möglichst attraktiven Jungfrauen. Gar nicht so leicht, wenn man kein Sonnenlicht verträgt und in der stets halbleeren Vampir-Disco abhängt. Als dann eines Tages auch noch eines Ihrer letzten Opfer (Cori Gonzalez-Macuer), das gerade erst zum Vampir mutiert ist, anfängt in der Öffentlichkeit mit seiner neuen Identität zu prahlen, gehen die Probleme erst richtig los.
Wie schon erwähnt sind manche dieser Probleme zumindest in Ansätzen durchaus auch uns Normalsterblichen vertraut – allerdings ist auch klar, dass zum Beispiel ein Putzplan bei den ungewöhnlichen Essensgewohnheiten unsere Protagonisten mehr Arbeit als normal verursacht. Und so zieht der Film dann auch viel von seinem Humor aus dem konsequenten Übertragen von Alltagsproblemen studentischer Wohngemeinschaften hin zu blutrünstigen Vampiren. Unterbrochen werden diese Episoden von kurzen Statements unsere Figuren, die entweder ihren Seelenzustand beschreiben oder über ihre Mitbewohner herziehen – Reality TV lässt grüßen. Das hat vor allem zu Beginn sehr viel Charme, doch reicht diese nette Grundidee auch aus um einen kompletten Film zu bestreiten?
Die Antwort ist nicht ganz so einfach. An Einfällen mangelt es den Machern auf jeden Fall nicht, denn der Film wirft immer wieder neue Ideen in den Raum und sorgt so für reichlich Abwechslung. Ein kleines Highlight ist dabei das Auftauchen des IT-Experten Stu (Stuart Rutherford), der unseren Vampiren so sehr ans Herz wächst, dass ihm bald eine Art Maskottchen-Status zufällt. Das unaufgeregt-passive Verhalten von Stu, der in all dem blutigen Chaos mal eben den Drucker wieder zum Laufen bringt, ist auf grandiose Weise derart absurd, dass man von seinen Auftritten kaum genug bekommen kann. Der restliche Humor ist zwar dann nur selten so tiefgründig-absurd, sondern eher leicht verdaulicher, aber man ist schon sehr oft am Schmunzeln bei dieser sympathisch trotteligen Vampir-Truppe.
Glücklicherweise haben wir es hier nämlich auch mit charismatischen Darstellern zu tun. Vor allem Taika Waititi und Jemaine Clement (die beide gleich auch noch Regie geführt und das Drehbuch beigesteuert haben) können als verkrampft dandyhafter Viago und impulsiver Vladislav so manch mauen Gag, und davon gibt es auch ein paar, gut überspielen. Ebenso wie die Tatsache, dass die Inszenierung manchmal etwas ungelenk wirkt und das kleine Budget bei Kostümen und Effekten nicht trashig genug ist, um schon wieder als humorvoll durchzugehen. Nur das eigentliche Hauptproblem des Films können auch diese Beiden nicht ganz übertünchen. “5 Zimmer Küche Sarg“ fehlt am Ende vor allem die nötige Dynamik, um wirklich mehr als nur ein nett gemachter Gimmick zu sein. Der bunte Mix aus Ideen treibt nämlich dann doch etwas zu ziellos vor sich hin, da mangels großem Gegenspieler oder wichtiger Mission viele unterschiedliche Ideen, wie die Auftritte von Werwölfen, Vampir-Jägern oder Zombies, genauso spontan eingeworfen wie auch wieder verworfen werden. Nichts hinterlässt so wirklich Wirkung und schlussendlich kommt der “große Höhepunkt“ des Films dann auch irgendwie zu spontan um die Ecke, um seine volle Wirkung entfalten zu können.
Das ist dann schon ein bisschen schade, weil die Kreativität der Macher eine deutlich stringentere Handlung verdient gehabt hätte und der Film so letztendlich eher über die Zielgerade getuckert als gerast kommt. Was bleibt ist natürlich immer noch ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Ausflug in die nicht gerade alltäglichen Probleme einer ganz anderen Art von Zweck-WG. Doch letztendlich fehlt die letzte Entschlossenheit, um den anfangs durchaus möglichen Kultstatus schlussendlich auch erreichen zu können.
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