"Die Liebe hat immer so einen Höhepunkt. Mich interessiert an einer Liebes-geschichte immer dieser Höhepunkt, wo man noch ganz stark verliebt ist. Das ist das große Glück." (Regisseurin Nana Djordjadze).
Als die lebenslustige, wilde 14-jährige Sybilla (Nuza Kuchianidze) in einem kleinen Städtchen in den Bergen ankommt, um die Ferien bei ihrer Tante zu verbringen, stellt sie mit ihrer unkonventionellen Art schnell das beschauliche Leben des Ortes auf den Kopf. Sie verliebt sich auf den ersten Blick in den 41-jährigen Alexander (Evgeni Sidichin), der ihre Annäherungsversuche aber nicht ernst nimmt. Dafür ist sein Sohn Mickey (Shaco Iashvili) sofort Feuer und Flamme für das neu angekommene unbekannte Mädchen.
Doch nicht nur Sybilla verdreht in diesem Sommer den Bewohnern des Städtchens den Kopf. Der Erotikfilm "Emanuelle", der im Kasino der örtlichen Rüstungsfabrik gezeigt wird, weckt in einigen Dorfbewohnern Lust und Liebe. Das beschert dem mit einer enormen Männlichkeit ausgestatteten Nachtwächter der Fabrik eine wirklich beklemmende Erfahrung und kostet den tugendhaften Schuldirektor das Leben. Mit der Ankunft eines Kapitäns (Pierre Richard, "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh"), der auf der Suche nach dem Meer sein altes Schiff mit einem noch älteren Traktor durch die Stadt zieht, wird dieser schwüle Sommer vollends zu einer Zeit der wundersamen, unglaublichen Geschichten.
Mit einem genauen Blick für die Wirrungen der Liebe und der Verliebtheit beobachtet Nana Djordjadze das Leben in einem kleinen Dorf im postsowjetischen, sonnigen Osten. Sie verknüpft in einer sehr gefühlvollen Art und Weise skurrile Charaktere und handfeste Sequenzen mit traumwandlerischen Szenen zu einer stimmungsvollen tragikomischen Liebesgeschichte. "27 Missing Kisses" verströmt mit dieser Mischung den typischen Charme vieler osteuropäischer Filme, jedoch ohne große filmische Experimente.
Wenn man sich nicht von der für ihre Rolle etwas zu alt und erwachsen wirkenden Nuza Kuchianidze als Sybilla irritieren läßt, überzeugt auch die Besetzung. Besonders der in der Versenkung verschwundene Pierre Richard gefällt als melancholischer Kapitän auf Abwegen. Bemerkenswert ist auch Shako Iashvili in der Rolle des Mickey, der von der Straße weg besetzt wurde. Das Berliner Produzententeam Jens Meurer und Oliver Damian ermöglichte der Oscar-nominierten georgischen Regisseurin Nana Djordjadze, diesen märchenhaften Film, der unter zum Teil schwierigen Bedingungen in Georgien, Griechenland, Deutschland und Amerika entstand, zu verwirklichen.
"27 Missing Kisses" ist ein schöner Film für einen schwülen Sommerabend im Open-Air-Kino, der ein großes Publikum mit Sicherheit verdienen würde.
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