
Hinter dem kryptischen Titel verbirgt sich ein handfester Kriminalthriller, der in Frankreich zu den ganz großen Publikumserfolgen des vergangenen Jahres gehörte. Und auch wenn man berücksichtigt, daß unsere Nachbarn
einem recht ungewöhnlichen Fund an ungewöhnlichem Ort. |
leichter für nationale Großprojekte (Darsteller, Regisseur,
Schauplatz
und Romanvorlage sind vollständig französisch) zu begeistern
sind
als hierzulande, so ist der Erfolg der "Purpurnen Flüsse"
doch nachvollziehbar.
Zumindest Ansatzweise.
In Guernon, einer abgelegenen Universitätsstadt in den
französischen
Alpen wird eine grausam verstümmelte Leiche gefunden. Der
erfahrene
Pariser Inspektor Niemans (Jean Reno) wird zum Tatort
beordert und
macht sich mit den Besonderheiten der Region vertraut. Die
attraktive
Universitätsmitarbeiterin Fanny Ferreira (Nadia Fares) hat
die Leiche
entdeckt, unterstützt Niemans bei seinen Nachforschungen und
unternimmt
mit ihm eine Klettertour in die Berge, die zu einem weiteren
Leichenfund
führt. Offensichtlich ist hier ein grausamer Serienkiller am
Werk,
der seine Opfer allerdings gezielt auszuwählen scheint.
Gleichzeitig
ermittelt der junge Kommissar Kerkerian (Vincent Cassel)
einige hundert
Kilometer entfernt im Falle der mysteriösen Grabschändung
eines angeblich
vor vielen Jahren ums Leben gekommenen Mädchens. Die Spur
führt auch
ihn schnell nach Guernon, wo sich alsbald die Fäden der
beiden
"Indiana Jones II" und hat soeben den Augenvorrat gefunden. |
Untersuchungen kreuzen und zur örtlichen Eliteuniversität
führen.
Hinter den Mauern dieser ganz Guernon beherrschenden
Einrichtung scheinen
Erklärungen für die aktuellen als auch für schon lange
zurückliegende
Ereignisse zu liegen, die auf Inzest, Genmanipulationen und
alte Nazi-Ideologien
hindeuten.
Von Beginn an gelingt es den "Purpurnen Flüssen", eine
äußerst beklemmende
Atmosphäre zu entfalten. So ist die Vorspannsequenz mit
einer von
hypnotischer Musik untermalten Kamerafahrt über die
Alpenregion einerseits
wunderschön und andererseits bereits ziemlich verstörend,
denn die
parallel gezeigten Aufnahmen der grausam massakrierten
ersten Leiche
sind starker Tobak und den viel diskutierten Ekelszenen
eines "Hannibal"
durchaus ebenbürtig. Glücklicherweise gelingt es, diese
Stimmung über
die längste Zeit zu halten und der gewählte (und selten
gesehene)
Handlungsschauplatz trägt nicht unwesentlich dazu bei. Dem
Zuschauer
sind die Besonderheiten und Verflechtungen im fast autark
agierenden
Guernon genauso unheimlich und unverständlich wie dem
ermittelnden
Inspektor. Es herrscht eine Atmosphäre aus Verschwiegenheit,
Angst
und Kälte im doppelten Sinn. Und sowohl die bizarren Morde
als auch
die Schicht um Schicht zu Tage tretenden Taten der Bewohner
rechtfertigen
dieses Gefühl der Furcht. Ferner macht es richtig Freude,
Frankreichs
Ikone Jean Reno einmal wieder in einer ihm auf den Leib
geschriebenen
Rolle zu sehen, nachdem er bei seinen häufigen
Hollywood-Ausflügen
(Godzilla, Mission Impossible) doch meist als "Franzose vom
Dienst"
verschenkt wird.
und Vincent Cassel, leicht lädiert, kurz vor dem Finale. |
Mit dem Zusammentreffen der beiden Ermittler wandelt sich
der Ton
des Films allerdings zeitweise zu einem der typischen
"Buddy-Movies",
nach dem Muster "erfahrener und knurriger Flic gegen jungen
und ungestümen
Gegenpart". Die daraus resultierenden Comedy-Effekte sind
nicht unbedingt
passgenau für die Gesamtstimmigkeit, stören aber auch nicht
wirklich.
Was die "Purpurnen Flüsse" aber letztendlich doch
austrocknen läßt
und dem Film die so grandios aufgefüllte Luft nimmt ist die
absolut
enttäuschende letzte Viertelstunde und damit einhergehend
leider die
Auflösung aller Rätsel. Nun ist es rechtschaffen schwierig
konkrete
Kritik zu üben, wenn man an dieser Stelle tunlichst nicht
alle Einzelheiten
der Handlung offenlegen will, aber soviel sei gesagt: Die
hier zum
schlechten Schluß servierte Wendung ist mindestens
fragwürdig, wenn
nicht haarsträubend unlogisch oder gar ärgerlich. Und macht
damit
bedauerlicherweise viel vom vorher so gelobten wieder
kaputt.
Aber eben nicht alles und daher bleibt die abschließende
Wertung versöhnlich.
Zudem man dem Film zugute halten muß, daß bereits der
Schreiber der
Romanvorlage (der hier auch am Filmdrehbuch mitgewirkt hat)
den Schluß
seiner Geschichte derart vermurkst hat. Da der Roman
trotzdem zum
Bestseller wurde, sah man hier von Produzentenseite wohl
keinen Grund
zu größeren Änderungen. Das ist schade, denn ein immer noch
leicht
überdurchschnittlicher Thriller hätte sonst das Zeug gehabt
zu einem
richtig guten Stück Kino zu werden . Wirklich schade.
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