Der Baader-Meinhof Komplex

Jahr
2008
Laufzeit
150 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 30. Mai 2010

Die Situation erinnert schon sehr an den "Untergang" vor vier Jahren. Ein bedeutendes deutsches Polit-Thema wird endlich in einer großen deutschen Kinoversion auf die Leinwand gebracht und sorgt schon anhand des gewählten Themas für reichlich Aufmerksamkeit und Diskussionen. Und beide Male ist es Bernd Eichinger mit seiner Constantin Film, der sich als treibende Kraft hinter der Produktion erweist. Es scheint also Eichinger vorbehalten zu sein, die großen Themen der neueren deutschen Geschichte nach seinem Gusto für ein breites Publikum aufzubereiten. Dass muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein, denn einerseits ist außer dem umtriebigen Münchener wohl kaum ein anderer hierzulande überhaupt in der Lage, solche Produktionen zu stemmen, und schließlich präsentierte er mit dem angesprochenen "Untergang" ein weithin anerkannt seriöses und kraftvolles Stück Kino.
Allerdings boten die 150 Minuten im Führerbunker dabei die Möglichkeit, eine ganz bestimmte Gruppe von Personen auf engstem Raum und in einem sehr genau definierten kurzen Zeitrahmen zu sezieren, was schließlich zu einem ausgezeichneten Charakterstück führte. Exakt diese 150 Minuten bekommt nun auch "Der Baader Meinhof Komplex" zugestanden und man darf davon ausgehen, dass dies wohl von Eichinger & Co. als die dem Normalzuschauer maximal zuzumutende Laufzeit angesehen wird. Jedoch umfassen die hier geschilderten Ereignisse nun ein komplettes Jahrzehnt und die Schicksale von mehreren Dutzend Personen. Und genau das ist das größte Problem des Films.

Es beginnt im Jahr 1967, mit Protesten gegen den Besuch des Schahs von Persien und der Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten. Die Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) schreibt ihre Kolumnen im links gerichteten Magazin "Konkret" und ist fasziniert von der Konsequenz, mit der die rebellische Pfarrerstochter Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) und deren Freund Andeas Baader (Moritz Bleibtreu) nicht nur über die Verhältnisse reden, sondern aktiv handeln. Als Baader nach einem Brandanschlag auf ein Kaufhaus verurteilt wird, wirkt Meinhof aktiv an seiner Befreiung mit und geht anschließend selbst mit in den Untergrund. Die folgenden Jahre sind geprägt vom bewaffneten Widerstand und Anschlägen der "Rote Armee Fraktion" gegen den bundesdeutschen Staat und seine als faschistoid betrachteten Verbündeten. Doch bereits 1972 gelingt es den Ermittlern um den Chef des Bundeskriminalamts Herold (Bruno Ganz), die führenden Köpfe der Terroristengruppe festzunehmen. Während sich der Prozess gegen Baader, Meinhof und Ensslin in der Stuttgarter Haftanstalt Stammheim über Jahre hinzieht, versucht die so genannte "zweite Generation" der RAF mit immer blutigeren und brutaleren Anschlägen ihre Idole freizupressen. Im Herbst 1977 eskaliert schließlich die Lage, mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer und der Kaperung der Lufthansa-Maschine Landshut.

Die vier in dieser kurzen Inhaltsangabe namentlich genannten Personen sind im Laufe der Handlung die Einzigen, die eine Charakterisierung erfahren, welche diese Bezeichnung auch verdient. Das liegt angesichts der Fülle des zu bewältigenden Stoffes dann wohl in der Natur der Sache, ist aber natürlich ein Jammer angesichts des hier versammelten Darstellerensembles. Und man fragt sich daher fast zwangsläufig warum? Warum wollte/sollte/musste man für jede auch nur noch kurz auftauchende Figur unbedingt einen prominenten Darsteller finden, der dann für wenige Sekunden durchs Bild huscht? Und es ist dabei eben nicht nur der Name sondern vor allem das bekannte Gesicht, welches dann unnötigerweise die Aufmerksamkeit erhascht.
So heißt das erste Todesopfer auf RAF-Seite Petra Schelm, deren dramatisches Ende aber einem deshalb nur wenig nahe gehen kann, weil man sie vorher kaum gesehen hat und sie außerdem auffällig nach Alexandra Maria Lara aussieht. So fragt man sich auch weniger, was das wohl für ein merkwürdig verblendeter Typ ist, der da auf Rudi Dutschke schießt, sondern ob das nicht gerade Tom Schilling mit einem Ein-Minuten-Auftritt war. Und was bitte war hier die schauspielerische Herausforderung für Heino Ferch, den devoten Stichwortgeber des Cheffahnders zu geben? Was, außer dem Wunsch eben unbedingt in dieser Prestigeproduktion auch noch mit dabei zu sein?
Und es ist nicht nur ein "Best of" der deutschen Schauspielergarde, welches wir hier geboten bekommen. Genauso könnte man nämlich auch die einzelnen, aneinander gereihten Szenen nennen, wäre die Bezeichnung "Best of RAF" nicht aus anderen Gründen fragwürdig und unzulässig. Aber nach diesem Muster läuft es halt ab: Man nehme die historische Zeittafel, illustriere die Schlagzeilen machenden Ereignisse jener Tage mit kompetenten und akkuraten Bildern sowie fähigen Darstellern und verziere das Ganze dann zwecks der Erzielung größtmöglicher Authentizität noch mit einigen original Nachrichtenbildern oder Politikerreden. Und dann flugs weiter zum nächsten abzuhakenden Karteikärtchen.

Eine ungerechte Kritik vielleicht, denn wie hätte man es denn anders machen sollen? Die Frage ist berechtigt, aber sie beweist eben auch, dass es vielleicht gute Gründe gibt, warum es bisher noch niemand versucht hatte, die komplette Geschichte der RAF bis zum Ende ihrer ersten Generation in einem einzigen Kinofilm zu verarbeiten. Denn dafür gibt es einfach bessere Methoden und andere Ansätze. Sei es in Form einer Dokumentation oder zumindest eines Mehrteilers für das Fernsehen oder seien es auch die bisher für das Kino entstandenen Projekte, die sich stets nur auf einen Teil-Ausschnitt der RAF-Historie konzentrierten.
Auch wenn sein Film sich ein eigenwilliges Ende verpasst und mit der Festnahme bzw. der fiktionalen Erschießung Baaders endet, so bietet doch Christopher Roths "Baader" aus dem Jahr 2002 einen weit genaueren Einblick in die Frühzeit der RAF. Und wer sich intensiv mit dem Ablauf der Gerichtsprozesse auseinandersetzen will, dem sei der schon in den 80er Jahren entstandene "Stammheim" empfohlen, zu dem übrigens ein gewisser Stefan Aust das Drehbuch beisteuerte und der dementsprechend ebenfalls zu weiten Teilen auf dem Buch des Spiegel-Autors beruht. Hier haben wir aber nun also den ganzheitlichen Ansatz, das volle Paket, und es ist über weite Strecken die unvermeidliche Nummernrevue geworden. War das jetzt Christian Klar, bei der Ponto-Ermordung? Muss ja wohl, denn der war schließlich bekanntermaßen dabei, auch wenn er uns hier im Film noch nicht namentlich vorgestellt wurde.
Dieser Film beruht also offiziell auf dem Buch "Der Baader Meinhof Komplex" von Stefan Aust. Aber ganz ehrlich: Es handelt sich zum allergrößten Teil um eine Aneinanderreihung von allgemein bekannten Fakten, die man auch ohne eine Berufung auf die Buchvorlage im Grunde ganz genauso hätte inszenieren können.

Aber genug zu diesem Punkt, auch wenn es ein zentraler ist. Sehr viel anders konnte man es in der Tat nicht machen, wenn es denn nun ein großer Kinofilm werden sollte oder musste. Und die "Nummernrevue" ist auch keineswegs nur abfällig gemeint, denn es gibt auch Einiges was man Eichingers Film keinesfalls absprechen kann (es IST zweifellos Bernd Eichingers Film und ein weiteres seiner "Herzensprojekte", auch wenn er offiziell "nur" das Drehbuch verfasst und die Regie seinem alten Getreuen Uli Edel überlassen hat). Da ist zuallererst das Bemühen um einen Realismus in der Darstellung der Taten der RAF, der jeden Vorwurf von im Vorfeld befürchteter Verharmlosung oder Beschönigung deutlich entkräftet. Bei dem oft genauso planlosen wie brutalen Vorgehen der nicht anders als mit "Terroristen" zu bezeichnenden "Weltverbesserer" bleibt tatsächlich nur noch wenig Platz für irgendeine Identifizierung mit deren ursprünglichen sozialromantischen Idealen. Lasst es uns "hart durchziehen", heißt es bei der Vorbereitung der Entführung von Hanns Martin Schleyer und was folgt ist ein Blutbad, bei dem Fahrer und Begleiter des Arbeitgeberpräsidenten gnadenlos abgeschlachtet werden.
Da ist aber natürlich auch die famose Leistung derjenigen Darsteller, denen genügend Raum gegeben wird um ihre Charaktere auch mit Leben füllen zu können. Diese Leistungen reichen vom souveränen Bruno Ganz, der als weitsichtiger oberster Terroristenjäger fast sogar das Sympathiezentrum des Filmes bietet, über die soliden Darbietungen von Moritz Bleibtreu und Martina Gedeck, die aber beide etwas unter ihrer Bekanntheit leiden. Sei es dabei das "Gesicht" Bleibtreu, in dem man nun den leicht prolligen Bürgerschreck Andreas Baader suchen muss, oder die markante Stimme von Gedeck, die man nur schwerlich einer Ulrike Meinhof zuordnen mag. Die Sensation des Films in schauspielerischer Hinsicht ist aber ganz ohne Zweifel Johanna Wokalek ("Barfuß") als Gudrun Ensslin. Von der bei keiner der anderen Figuren erreichten, erstaunlichen äußerlichen Ähnlichkeit bis zur charismatischen Ausstrahlung des wohl am konsequentesten und gnadenlosesten für ihre Überzeugungen kämpfenden Mitglieds der RAF überrascht Wokalek hier mit der Intensität ihrer Darstellung - genauso faszinierend wie fast schon erschreckend.

Ein schwieriges Thema, zu dem sehr viele Menschen oft aus ganz persönlichen Gründen eine unterschiedliche Meinung haben, und ein Film, der bei seinem Versuch all die einzelnen Elemente und Aspekte eben dieses Themas zu bündeln, genauso schwer zu bewerten ist. Diese Besprechung hat sich dabei in erster Linie auf die Frage konzentriert, inwieweit nun "Der Baader Meinhof Komplex" als allein stehender Kinofilm funktioniert. Und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass dies eben nur sehr bedingt der Fall ist.

Bilder: Copyright

aha.. nun ja es ist eine Sache ob intelektuelle Feuilleton-Schreiber der Süddeutschen Zeitung oder sonstige "Neunmalkluge mit Brille halb auf" den Film gut finden, weil er ein ach so wichtiges deutschgeschichtliches Thema behandelt oder ob es tatsächlich ein guter FILM ist (siehe unzählige bierernste Veronica-Ferres-Vehikel, sonstige Nazi- oder DDR-Filme)... ich werde ihn mir dennoch ansehen, weil ich keine Ahnung von dem Thema habe. Wenn ich danach schlauer bin, dann war der Film doch nicht allzu vollgepackt ;)

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Also,
bislang kann ich ja nur nach dem kinotrailer (ich weiß: nicht sehr aussagekräftig) urteilen, den ich vor kurzer zeit gesehen habe, aber auch nach dieser kritik scheint man nur sagen zu können: TOO MUCH...offensichtlich nur Action- an Actionszene. Vielleicht kommen Charaktere und deren Motive zu kurz.
Die filmische Umsetzung von so viel Stoff ist wohl daneben gegangen.

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Dieses Thema ist in dem Buch von Stefan Aust bestens aufgehoben und hat meiner Meinung nach im Kino nichts zu suchen. Actionszenen und tolle Schauspieler verwischen mal wieder die Grenze zwischen Aufklärung und Profit äh.. Spektakel und man muss jetzt schon fürchten, was bei Eichinger als nächstes kommt.

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Ich dachte es sei Edel und Eichinger vor allem daran gelegen, die Geschichte so schonungslos, wie möglich darzustellen. Deshalb auch keine wirkliche Beschreibung der Motive und Charaktere, wie sie schon in dem oben genannten "Baader" oder auch "Die Stille nach dem Schuss" von Volker Schlöndorff skizziert wurden. Also mal ein Film, der Distanz schafft zur Revolutionsromantik der RAF. Ich habe den Film noch nicht gesehen, wohl aber Austs Buch gelesen und bin hochgespannt.

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8
8/10

Fand ich nicht. Ich hab ihn am Mittwoch bei einer Pressevorführung gesehen und - obwohl ich über die Taten der RAF und deren Folgen relativ gut informiert war - spannend und informativ unterhalten. Wobei "Unterhaltung" ein schlecht gewähltes Wort ist, der Streifen ist hartre Tobak, gerade weil er sich penibel an die Fakten hält (wenn aus einem Bodyguars von Schleyer 25 Kugeln geholt wurden, zeigt der Film auch diese 25 Einschüsse), dabei aber trotz aller Gewalt nicht reißerisch wirkt, sondern ein ungeschöntes Bild zeigen will, ähnlich wie es bei "Pans Labyrinth" oder "Schindlers Liste" gemacht wurde. An diese Filme kommt DBMK zwar nicht heran, manchmal ziehen sich die Vorgänge etwas hin und einige Schwerpunkte hätten anders gesetzt werden sollen, aber allein dank der naturalistischen Inszenierung und der wirklich grandiosen Darsteller (mir doch egal wer mitspielt, solange die schauspielerische Leistung stimmt) ein sehr sehenswertes Doku-Drama.
Toi, toi, toi für den Oscar.

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Hab den Film nicht gesehen, klingt aber alles so als ob die Filmproduzenten 1 und 1 zusammengezählt haben - und das perfekte Torpedo um an den Kinokassen, den Feulletons und dem internationalen Markt des deutschen Films den grösstmöglichen Einschlagskrater zu hinterlassen.
Was würde man ohne die schlimmen geschichtlichen Geschichten nur anstellen!
Hitler --- die RAF --- die Stasi (das Leben der Anderen, zwar nicht von Eichinger aber aehnlicher Ansatz) --- ... ... ...

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1
1/10

Diesen Pseudodokumentatorischen Müll sollte man schnell vergessen.

Die Terroristen werden als viel zu gute, falsch verstandene Menschen
dargestellt. Die Opfer kurz beleuchtet um dann weggekillt zu werden.
Auch die coole Musikuntermalung der verklärten Szenen finde ich mehr als
fragwürdig.

Da wird - so wie es sonst die Amerikaner tun - Geschichte ganz schön umgebastelt....

Finger weg, sag ich da nur.

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Wow, selten eine so schlechte Rezension gelesen.

Da schwingt wohl noch ein wenig Frust des Pressezensurouttakes mit.

Ich finde "Best of RAF und Darsteller" eigendlich ganz gut getroffen.
Das will der Film auch sein und dass dazu noch gute und bekannte Darsteller mitwirken umso besser.

Auch "Schindlers Liste" und "Der Untergang" haben mich unterhalten da es ja trotz allem geschichtlichen Bezug immernoch Spielfilme sind. So auch DBMK. Und das ist ein guter!

Manchmal glaube ich es wird mehr das Image und nicht der Film an sich bewertet. Anders kann ich mir solch eine pathetische Kritik nicht erklären.

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10
10/10

der beste deutsche film seit "der totmacher", und der bisher beste film des jahres....grandios inszeniert und unheimlich packend erzählt...man sollte sich jedoch bewusst sein das es sich um einen
kinofilm und keine dokumentation handelt...

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9
9/10

Ein großartiger langer Film. Wer sich dafür interessiert wird spannend unterhalten und man vergisst etwas Zeit und Raum um sich.Was will man mehr und das von einem deutschen Film.

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3
3/10

Der Film war prima gemacht, die schauspielerische Leistung war - wie zu erwarten - gut, aber was nützt das alles wenn ich in 150 Minuten 30 - 40 Personen zu sehen bekomme, wo ich mich jedesmal frage: "Und wer zum Geier ist das jetzt schon wieder?"

Auch der Ablauf der Ereignisse ist nicht so leicht zu durchschauen, hier wird was gesprengt, da wird wer entführt, dort bringt sich jemand um. Alles wunderbar spektakulär in Szene gesetzt, aber der rote Faden der durchs Geschehen führt fehlt. Ich habe nicht viel Ahnung von der Materie gehabt und fühlte mich nachher auch nicht wirklich schlauer.

Außerdem frage ich mich: "Muss jeder verdammte Film heutzutage so lang sein?" Nach 2/3 des Films hab ich mich dauernd gefragt, wann dieses Feuerwerk denn endlich zuende ist. Ich hatte einfach keine Lust mehr zuzuschauen.

Man hätte sich lieber auf einen Ausschnitt der RAF Geschichte konzentrieren und diesen ausführlicher behandeln sollen.

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9
9/10

Ich habe mir den Film gestern angesehen und ich finde die oben aufgeführten Kritikpunkte sehr fragwürdig.
Dennoch möchte ich hier nicht die Kritik kritisieren, sondern einfach meine Meinung zum Film abgeben.
Der Baader-Meinhof-Komplex ist einer der besten deutschen Filme überhaupt.
Die Actionszenen sind hochwertig. Die Musikuntermalung bringt sehr viel Schwung in die Sache. Trotzdem ist der Film kein reines Popcorn-Kino. Er beleuchtet die Charaktere und die Entwicklung der einzelnen RAF-Mitglieder. Er glorifiziert sie nicht und stellt die Geschehnisse autenthisch dar.
Trotzdem werden die Täter noch ein wenig zu harmlos und missverstanden dargestellt.
Aber alles in allem ist der Baader-Meinhof-Komplex ein sehr guter Film, der auch "Die Welle" übertrifft.

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2
2/10

wieder eine enttäuschung..... ich weiß nich warum, aber deutsche filme sind eine beleidigung für die filmkunst

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Ein schönes Stück hat uns Bernd Eichinger da vorgesetzt. Wer dachte, das nach der RAF-Hysterie im letzten Jahr alles vorbei sei der hat sich gänzlich geirrt. Mit dem Eichingerschen "Baader-Meinhof-Komplex" findet die Hatz auf die RAF nun ihre Fortsetzung.

Die September-Ausgabe des Spiegels macht Lust auf dieses Propaganda-Spektakel. Detailgetreu wird beschrieben wie Nadja Uhl sich in die finsteren seelischen Abgründe der Brigitte Mohnhaupt begibt um ihre Rolle zu finden.

Nicht die politischen Hintergründe, also der Krieg in Vietnam, die nicht geschehene Entnazifizierung und das konservative gesellschaftliche Korsett dieser Zeit, sollen als Ursache der Entstehung der Stadtguerilla genannt werden. Viel mehr soll es darum gehen die menschlichen Widerwärtigkeiten der RAF-Mitglieder herauszuschälen.

Andreas Baader: ein Typ der beim Marx-Lesekreis nicht aufgepasst hat, eine Mischung aus K-Grüppler und erlebnisorientierem Polit-Hooligan. Ein Typ der sexistische Sprüche klopft und auf Knarren, Frauen und Autos steht. Quasi der Bass Sultan Hengzt der Metropolen-Guerilla. So oder ähnlich geriert sich der Film auch gegenüber den anderen RAF-Protagonisten.

In der Debatte um die RAF wird stets versucht die politischen Hintergründe herunter zu spielen und den RAF-Mitgliedern einen Egozentrismus zu unterstellen, der maßgeblich verantwortlich für ihr handeln war.

Warum gibt sich der Staat und die Presse 20 Jahre nach der Auflösung der RAF so viel Mühe die RAF als kriminelles Scheißpack darzustellen?

Die Antwort ist simpel:

Die RAF hat die BRD einfach mal gewaltig gefickt.

Noch nie in der bundesdeutschen Geschichte hatten es Menschen gewagt dem Machtmonopol der BRD einen so gewaltigen Gangbang zu verpassen. Im linken Politsprech würde es "Autorität des Staates in Frage stellen" heißen. Die Rote Armee Fraktion waren quasi "Antideutsche" reinsten Wasserns, denn bis heute hat es der herrschenden Klasse Deutschlands keiner so besorgt wie die fiesen "ML-Hassprediger" der RAF.

Deutschlands Rosette hat sich davon jedenfalls bis heute nicht erholt. Filme wie der "Baader-Meinhof-Komplex" legen Zeugnis davon ab.

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8
8/10

Ich war von der gewaltigen Intensität der Inszenierung beeindruckt. Das kennt man von kaum einen anderen deutschen Film. Die Schauspieler waren top und gut besetzt!

Auch in Bruno Ganz habe ich nicht Adolf Hitler gesehen (die Pflicht des Zuschauers beide Figuren voneinander zu trennen). Zuvor habe ich mir eine zweiteilige Dokumentation über die RAF angeschaut und war nach dem Kinobesuch von Detailgenauigkeit des Films fasziniert.

Leider werden ab der Mitte des Films nur noch Fakten an Fakten aneinander gereiht und die Figuren verlieren etwas an tiefe. Daher denke ich, dass wie bei "der Untergang" eine Langfassung auf DVD erscheinen wird.

Sehr originell und riskant fand ich auch den Film in einer Form zu zeigen, bei der es überwiegend um die Beweggründe der RAF ging. Hier blieben eher die Opfer und die Beamten als Charaktere blass. Was mich persönlich gar nicht gestört hat, weil man es andersrum von unzähligen Filmen kennt und ich diesen Film in dieser Form interessanter fand.

Die Figuren wurden keineswegs überzeichnet dargestellt, wie man es aus diversen Hollywood-Produktionen kennt. Auch die Atmosphäre der 60/70er Jahre wurde wunderbar eingefangen, ohne das auf ein breites Spektrum zeitgemäßer Soundtracks zurückgegriffen wurde. Nur ganz selten schleicht sie ein leicht dokumentarischer Tatsch hinein (original Fotos oder kurze Nachrichten-Ausschnitte), aber das kennen wir auch von anderen Filmen wie z.B. JFK und dient dem Zwecke die Glaubwürdigkeit des Filmstoffes zu unterstützen, Authentizität zu schaffen und Zeitzeugen daran zu erinnern.

Es war klar, dass der Film hier und da anecken würde aus vielerlei Gründen. Man sollte zumindest etwas über die RAF gelesen haben oder eine Doku vor dem Kinobesuch angeschaut haben, um evtl. der Handlung besser folgen zu können.

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8
8/10

Starker, unangenehmer Film.
Die Terroristen werden keineswegs sympathisch gemacht.
Baader ist ein cholerischer Prolet, Ensslin fanatisch, Meinhof eine verquaste Ideologin, Mohnhaupt eine eiskalte Killerin.
Wenn man dem Film vorwirft, dass die Schießereien zum Selbstzweck verkommen, dann ist "The wild bunch" gewaltverherrlichend. So ein Blödsinn.
Ganz schwache Kritik, leider erneut.

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8
8/10

Eigentlich sollte ich mich hier eher dem Film widmen als der Rezension, allerdings kann ich mir zwei Anmerkungen einfach nicht verkneifen:

1) Einem Film vorzuwerfen er sei bis in die kleinsten Nebenrollen "zu gut" bzw. "zu prominent" besetzt ist schon etwas ungewöhlich. Ganz überspitzt ausgedrückt hieße dies, dass ein Schauspieler bei steigendem Bekanntheitsgrad demnach nicht mehr geeignet für nicht-fiktionale Rollen ist, da der Zuschauer durch den verkörpernden Schauspieler von der realen/historischen Person abgelenkt wird.... Eine meiner Meinung nach fragwürdige These. Mir persönlich fiel es nicht schwer die Rolle auf der Leinwand zu sehen und nicht den Schauspieler und das lag wiederum vor allem daran, das der Film mitzureißen weiß, indem die Schauspielerriege auf einem -für deutsche Produktionen- überdurchschnittlichen Niveau agiert.

2) Der zweite große (Kritik-)Punkt der Rezension scheint ja die als "Nummernrevue" bezeichnete Aneinanderreihung von Fakten zu sein. Gerade diese fiel mir beim sehen des Films aber besonders positiv auf. Endlich ein Film der sich sezierend genau historischen und wichtigen Eckpunkten widmet anstatt in eine ausufernde Charakterstudie einer Person abzudriften. Sicher haben solche Filme ihre Berechtigung, gerade in diesem Zusammenhang sehe ich die gewählte Form aber nicht als notwendiges Übel in Ermangelung besserer alternativen, sondern als besonders gelungene Umsetzung. Wäre der Zeitrahmen zum Beispiel auf die Prozesse oder die Gründungsjahre der RAF eingeschränkt worden (der Film Stammheim ist mir leider unbekannt) hätte dies sicher auch einen interessanten Film abgeben können, wäre aber in seiner Wirkung (und ich meine damit eher die filmische als die politisch erzieherische) durch das fehlende Gesamtbild auch weniger packend geworden.

Zum Film selbst möchte ich noch anmerken, dass er in meinen Augen gerade als Spielfilm funktioniert und zu gefallen weiß. In erster Linie liegt das an Szenen, die immer wieder einen dokumentarischen Stil durchbrechen und auf emotionaler Ebene wirken (z.B. die Autobahnszene, welche für den Handlungsbogen als solchen nicht bedeutend ist). Problematisch wird dies nur, wenn der Film die Mitglieder der RAF schlußendlich entmystifizieren will. Wenn dies das anliegen des Films war, erreicht er seine Ziele nicht vollommen. Auch die Schlußszene mit den etwas zu "altklugen" Schlußworten verhindert das. (Komplett unnötig ist es dann, Bob Dylan im Abspann zu spielen)

Ohne weiter detailiert auf den Film einzugehen bleibt als Fazit ein überdurchschnittlicher Film, der zwar nicht die absolute Perfektion darstellt, aber die zweieinhalb Stunden sinnvoll und "spannend" zu füllen weiß. Als politisch bildend würde ich den Film trotz seiner überraschenden Detailgenauigkeit (praktisch aus den gleichen Gründen die ihn als Spielfilm funktionieren lassen) nicht sehen.

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9
9/10

Wirklich ein ganz starker Film, der Unterhaltung auf höchstem Niveau bietet, zum Nachdenken anregt und dazu animiert, sich mit diesem Teil der dt. Geschichte näher zu befassen.

Grandioses deutsches Kino!

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9
9/10

Klasse Film, tolle Bilder, schlüssige Story.
Ich gebe zu, man sollte schon mit dem geschichtlichen Hintergrund ein wenig vertraut sein, denn ansonsten könnte es schnell hektisch werden. Das ist auch einer der Kritikpunkte an dem Film: Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse so sehr, dass man für sich selbst ordnen muss: Wer ist wer, was passiert gerade.
Zweiter Kritikpunkt: Die RAF kommt zu gut weg. Es wird zwar teilweise subtil versucht, die Verblendheit der Truppe zu entlarven (Die "Es existiert ein Schießbefehl" - Aussage von Enslin, nachdem eine andere Terroristin aus Notwehr erschossen wurde; die Aussage von Baader: "Wir kennen die Schleyer-Entführer nicht" nachdem sie selbst noch mit Mohnhaupt die Einzelheiten durchgesprochen hatten) aber leider wird doch oft versucht, durch Schauspieler wie Bleibtreu ihr Tun zu symphatisieren.
Trotzdem sehr gute Unterhaltung, die Lust darauf macht, sich im nachhinein nochmal mit den Geschehnissen von damals zu befassen.

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8
8/10

1. "Ich habe zwar nur den Trailer gesehen, aber..." Ein Trailer sagt nichts, aber auch gar nichts über einen Film aus. Fürs Mitdiskutieren bitte ganzen Film anschauen, sonst kommt man aus dem Ärgern nicht mehr raus.

2. Manchmal frage ich mich, ob es solche Seiten wie filmszene.de nur deshalb gibt, weil es ja auch noch Filmkritiken geben muss, die von solchen Flachmaten verstanden werden, die SZ-Filmkritiker als "Neunmalkluge mit Brille halb auf" bezeichnen. Es gibt anscheinend nicht nur Sozial-, sondern auch Bildungsneid.

3. Ich würde mir niemals anmaßen, einen Film handwerklich zu beurteilen, weil ich einfach nicht über das nötige Rüstzeug und Sezierbesteck verfüge. ABER. Ich habe bei so einem "Blockbuster" in einem ausverkauften Multiplex-Kino eine solche konzentrierte Stille wie bei diesem Film erlebt. Das heißt etwas. Immerhin etwas. Und lange wurde nach dem Kinobesuch so kontrovers diskutiert. Auch insgesamt für mich deutlich mehr als 5 Augen.

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8
8/10

Ein erstaunlich unterhaltsamer Film, dem man die Länge von über 2 Stunden nicht anmerkt.

Allerdings denke ich, dass man mit dem Film ohne Vorwissen nicht viel anfangen kann, viele Hintergründe fehlen dann einfach und der Film bleibt wirklich nur eine aneinander gereihte Folge von Fakten. Von daher finde ich den Film eigentlich unnötig. In jeder Dokumentation über die RAF bekommt man mehr mit (z.B. die 2-teilige NDR-Produktion "Die RAF" von 2007).
Aber gut, ein Spielfilm arbeitet sicherlich auf einer ganz anderen Ebene und hat andere Zielgruppen.

Weiter oben hat ein User kritisiert, dass "die Terroristen (...) als viel zu gute, falsch verstandene Menschen dargestellt" werden. Ich will niemandem etwas unterstellen, aber ich frage mich, ob derjenige den Film wirklich gesehen hat. Genau das war meine Befürchtung, BEVOR ich den Film gesehen habe.
Im Nachhinein kann ich aber nur sagen, dass der Film weit davon entfernt ist, die Terroristen(auch unbeabsichtigt) zu mystifizieren oder zu glorifizieren.

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7
7/10

Als 43jähriger, der die Geschehnisse damals als Kind erlebt hat, war der Film durchaus lehrreich, wenn dieser einem bei der Fülle der auftauchenden und zum Teil kaum vorgestelleten Personen eine Menge an Aufmerksamkeit abverlangt.

Nicht eindeutig Position wird bezogen, worauf sich letztendlich die Symphatie bzw. Symphatisantschaft der RAF begründet. In den Gerichtsszenen, wo die Justiz verhöhnt und vorgeführt wurde, fand ich das recht unangebracht und von der Aussage her auch grenzwertig und etwas unmoralisch.

Ungeklärt blieben einige unfassbare Sicherheitslecks. So konnten Informationen von in Einzelhaft befindlichen Insassen ungehindert ein- und ausgehen und auch Radioempfang war in der Endphase in den Zellen möglich? Hat man sich im Vollzug wirklich so dämlich angestellt?

Es stellte sich mir aber eine Frage sehr akut auf. Wurde der Film eigentlich von der Zigarretten-Industrie gesponsort, da kaum ein Szene im Film auftaucht, in der nicht entweder exzessiv geraucht wird oder ein Kippe gedreht wird??!

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7
7/10

Auch mir war der Film zu vollgepackt. Viele der Personen wurden einfach "reingeschmissen" in den Film, ohne sie vorzustellen. Vor allem zum Ende. Für 2,5 Std ist das viel zu viel Stoff. Da sollte man besser einen mehrteiligen Fernsehfilm draus machen.
Aber hervorragend gespielt und M. E., wenn man sich für die Materie interessiert und ein wenig Vorkenntnisse hat, durchaus sehenswert. Sicher ist es besser, das Buch erst zu lesen. Bei mir ist das zwanzig Jahre her.

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9
9/10

Ich weiß echt nicht , was hier einige zu meckern haben. Es ist ein Kinofilm und der soll in erster Linie unterhalten. Es ist mit einer der besten deutschen Filme die ich je gesehen habe. Packend erzählt und spannend insziniert. Außerdem regt er zum Nachdenken an. Das er hier solch eine schlechte Wertung einfährt ist mir unverständlich und ich kann auch der Argumentation teilweise nicht folgen. Sehr schade!

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8
8/10

Letztendlich vermag der Film eben doch nur ein Kaleidoskop der Ereignisse zu sein und mit Sicherheit lässt sich feststellen, dass eine in die Tiefe gehende Annäherung an die Hauptpersonen nur bedingt bis kaum vorhanden ist und einer eher oberflächlichen Betrachtung weichen musste. Dennoch gelingt es dem Film, dank grandioser Darsteller, Kameraführung und Set-Design eine beänhstigend authentische Atmosphäre zu schaffen, die von Anfang bis Ende zu faszinieren vermag. Die größte Stärke des Films ist jedoch eine andere: Trotz der schnellen Inszenierung ist es gelungen, die immer gleichwährende Spirale zu verdeutlichen, welche sich in Gang setzt, sobald Gewalt als Mittel legitimiert wird. Am Anfang von idealistischen Vorstellungen angetrieben, verliert sich die Gruppe, vor allem in der "zweiten"-, und "dritten" - Generation zunehmend in sinnlosen Blutbädern, völlig abgekoppelt von ihrer früheren Ideologie. Der Film entlarvt in seiner expliziten Brutalität jegliche verquere Revolutionsromantik und macht deutlich, dass die Mittel des Terrors kontraproduktiv sind - für den Gedanken der Revolution, für die Terroristen selbst.

Die Kritik der "Filmszene" hängt sich hier wieder an derart marginalen Kleinigkeiten auf, dass es schon fast zum Ärgernis wird: Ob nun der ein oder andere prominente Schauspieler zuviel mitwirkt ist letztlich von keinerlei Belang, ebenso falsch ist es, dem Film vorzuwerfen, er würde als Kinofim nicht funktionieren.
Ja, der Film mag viele wichtige Aspekte nur anschneiden, bisweilen oberflächlich erscheinen - aber er entfaltet eine enorme Wirkung auf den Zuschauer.

Für die 5/10 mangelt es hier deulich an aussagekräftiger Begründung, zumal der Eindruck erweckt wird, man habe einfach keine Lust auf Eichingers XXl-Produktion und dessen gezielt provoziertes Medientammtamm.

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5
5/10

Ein handwerklich und von den Schauspielerleistungen sehr gut gemachter Film. Als unterhaltender fesselnder Kinofilm taugt er jedoch nicht. Dem Film hätte es gut getan, sich mehr auf wesendliche Punkte zu konzentrieren, statt das ganze Thema RAF abarbeiten zu wollen. Gerade zum Ende hin kommt die Bedeutungsvolle Flugzeugentführung und die Ermordung von Schleyer viel zu kurz. Über den ganzen Film hinweg tauchen viel zu viele Leute auf, die nicht hinreichend charakterisiert werden. Die Rolle von Bruno ganz finde ich auch übertrieben belehrend und besserwisserisch.

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8
8/10

Auf der Seite stehen viele Kommentare von Leuten, von denen ich mich frage, ob sie den Film wirklich überhaupt gesehen haben, und bei allem Respekt vor den sonst so treffsicheren Kritiken von V. Robrahn, aber der fragwürdigste Beitrag ist der, der ganz oben steht. Natürlich erinnert der Film eher an eine Art Revuetheaterstück, weil die Geschichter der RAF immer wieder von verschiedenen Personen geprägt war. Und dass man Rollen mit den bestmöglichen Akteuren besetzt, ist doch kein Qualitätsnachteil für einen Film, oder? Nach der oben erwähnten These hätte man die Rollen wesentlicher RAF-Charaktere nicht mit Filmgrößen wie Frau Lara oder Herrn Ferch besetzen dürfen. Im selben Atemzug stellt die Kritik die Besetzung des Christian Klar in Frage, weil die Rolle so unscheinbar sei - eben weil sie mit Daniel Lommatzsch besetzt sei statt z.B. mit Max Riemelt.
Ich hatte im Vorfeld mich von der Angstmache der Medien anstecken lassen und war neugierig, ob man den Film tatsächlich als so etwas wie eine Art nachträgliche Glorifizierung verstehen könnte. Nach dem Film war ich beruhigt, denn eben dies vermeidet der Film auf eine sehr geschickte Weise. Der Film zeigt zwar, unter welchen Umständen die RAF-Mitglieder zu ihren Überzeugungen gekommen sind, läßt aber - und hier werden die blutigen Gewaltszenen richtig eingesetzt - keinen Zweifel daran, dass der sich daran anschließende Stadtguerillakrieg eben die vermeintlichen Ideale verriet, für die die RAF zu kämpfen glaubte. Es ist eben doch genau wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt Jahre später einmal sagte: "Das waren keine verblendeten Idealisten. Das waren größenwahnsinnige Verbrecher."

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9
9/10

Filme über die Geschichte Deutschlands haben einen entscheidenden Vorteil. Sie erleichtern den nachfolgenden Generationen den Einstieg in diese Materie. Jedoch sollte man sich nicht nur allein auf das Wissen des Films stützen, denn man darf nicht vergessen, dass diese Filme reine Unterhaltungsfilme sind und somit die Geschehnisse verfälscht wiedergeben können. Der deutsche Erfolgsproduzent Bernd Eichinger („Das Parfum“) hat mit „Der Untergang“ über die letzten 12 Tage von Adolf Hitler das Genre des „Unterhaltungsfilms mit Wissen“ ins Leben gerufen und setzt das nun mit „Der Baader Meinhof Komplex“ fort.

Die 70er Jahre in Deutschland waren gezeichnet durch die terroristischen Anschläge der RAF, gegründet von dem Trio Andreas Baader, Gudrun Ensslin und der Journalistin Ulrike Meinhof Die US Bomben auf Vietnam, der Millitärputsch in Griechenland, erschossene Studenten in Kent waren neben dem Angriff auf Studentenführer Rudi Dutschke und den Tod von Benno Ohnesorg der Auslöser.
Die RAF musste ein Zeichen in Deutschland setzen, doch dazu reichten die Demos nicht mehr aus. Terror schien die einzige Waffe zu sein.

Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger reflektierte zusammen mit dem Autor Stefan Aust, der die Buchvorlage zum Film lieferte und dem Regisseur Uli Edel 10 Jahre RAF. Dabei schrecken die beiden Filmemacher Eichinger und Edel nicht vor schonungslosen Gewaltsequenzen zurück. Der Film hat eine FSK 12 Freigabe bekommen, wenn ich jedoch blutige Einschusslöcher in den Gesichtern sehe, einen Rudi Dutschke Darsteller, der nach einem Überfall mit einem fast zerschossenem Gesicht durch die Gegend torkelt, ununterbrochen Blut aus dem Mud fließt, Polizisten die auf Demonstranten mit Knüppeln einprügeln und die Kamera dabei fest draufhält, empfinde ich dies schon als sehr grenzwertig. Gelungen sind die Explosionssequenzen, wobei ich auch sehr schlucken musste, nachdem sie ein Auto in die Luft gejagt haben und eine Frau völlig verbrannt aus dem Auto fiel.

Der Cast dieses Films ist aber nicht zu unterschätzen. Allen voran Moritz Bleibtreu (Andreas Baader), Martina Gedeck (Ulrike Meinhof) und Katharina Wokalek. Es glänzen aber auch Bruno Ganz (der in „Der Untergang“ in faszinierender Weise Adolf Hitler spielte) als BKA Chef Horst Herold, Nadja Uhl aus Brigitte Mohnhaupt und Jan Josef Liefers als Peter Homann. Der Clou ist nämlich, dass der Cast nach den Vorbildern ausgesucht wurde. Und das ist wohl die richtigste Entscheidung für diesen Film gewesen.

Bei all den positiven Dinge finde ich es schade, dass der Film eine konkrete Stellung bezieht. Natürlich ist das bei diesem brisanten Thema eine heikle Sache, weil beide Parteien (die RAF und der Staat Deutschland) einiges zu den chaotischen 70er Jahren beigetragen hat. Ich sehe den Film daher als ein unterhaltendes Mittel jüngere Generationen über diese Zeit aufzuklären. Denn erst mit dem Film haben sich sehr viele Zusammenhänge erschlossen, die vorher noch unergründet blieben.

Stilistisch kann sich der Film sehen lassen. Die Kamera von Rainer Klausmann zeigt sich sehr dynamisch und ruhig. Perfekte musikalische Untermalung ermöglichen die beiden Komponisten Peter Hinderthür und Florian Tesslof.

Fazit: Ein Film, der einem unterhaltsam die Zeiten der RAF näher bringt, Zusammenhänge genau erklärt, sehr gut inszeniert aber in einigen Sequenzen recht brutal ist.

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5
5/10

und jetzt wieder ganz nach oben scrollen zur offiziellen filmszene-kritik. die trifft es nämlich exakt.

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10
10/10

einer der besten deutschen kino produktionen. die darstellung der geschehnisse und charaktere ist brillant! endlich der weg zur vergangenheitsbewältigung im großen kino.fortsetzung erwünscht!!!!

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6
6/10

RAF kommt eindeutig zu gut weg. Gerade in der sensiblen Anfangszeit. Dass bei Banküberfällen auch mal ein Wachmann erschossen wird (oder auch eine Zivilperson), oder bei Polizeikontrollen der Polizist erschossen wird - wird nicht gezeigt (lieber eine wo der Terrorist drauf geht). Original Nachrichten werden geschickt aus- oder überblendet. Sieht dann natürlich schnell danach aus, als würde die Polizei mit übertriebener Härte gegen die "armen" Jungs und Mädchen vorgehen. Kann man aber noch akzeptieren, da denen das selbst natürlich so vorkam.
Dass Baader ein Arschloch(Jean-Paul Sartre)war kommt ganz gut rüber.
Die großen Attentate sehr detailliert und genau gezeichnet.
Für eine Übersicht der Chronologie der Ereignisse geeignet.

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5
5/10

Als ich den Trailer im Vorfeld gesehen hatte, kam mir folgendes Bild zu dem Film in den Kopf: Viel Explosionen und ein spannender Plot, der auf Tatsachen beruht. Also kaufte ich mir die Kinokarte und setzte mich, in der Hoffnung mal wieder einen guten deutschen Film zu sehen, auf meinen Kinositz.
Nach einer Stunde (und das mache ich sehr selten) hatte ich das erste Mal auf die Uhr geschaut. Einerseits war ich überrascht, dass der Film bis dahin "nur" eine Stunde gelaufen war (es kam mir schon wie 3 Stunden vor), andererseits war ich etwas enttäuscht, dass ich noch mind. eine Stunde da sitzen musste. Es gibt Filme, die scheinen nie zu enden - und Baader Meinhof Komplex war einer davon. Ein Kaugummi schien knusprig dagegen zu sein.
Na klar: RAF, ein spannendes Thema, das in meiner Generation wohl nie richtig im Unterricht durchgenommen wurde - warum auch immer. Sicherlich für deutsche Filmemacher wieder ein Grund einen Film zu basteln. Und da den deutschen Filmemachern irgendwie nicht "Neues" mehr einzufallen scheint, schauen sie, ob sie in der eigenen Geschichte noch etwas herauskratzen können. Vielleicht das einzige, was im Ausland noch gut ankommen könnte.

Es scheint, als ob man für "Baader Meinhof Komplex" nur mit einem Hintergrundwissen komplett verfolgen kann, denn "jüngere" Zuschauer - und gerade für die sollte das ja auch interessant sein - scheinen hier in einem verwahrlosten Hin-und-Her gefangen zu sein. Der Film scheint selbst in seiner bewahrten Chronologie kein System zu haben, plötzlich tauchen Leute auf, die genauso schnell wieder sterben oder einfach verschwinden. Selbst ein paar Minuten nach dem Film hätte ich niemanden mehr den groben Ablauf des Filmes erklären können. Unter Freunden entstand bei uns der Zweittitel: "Wie quetsche ich 10 Jahre Geschichte in zweieinhalb Stunden". Die ganzen visuellen Anreize (und für mich ist Action wirklich KEIN Muss), wurden schon im Trailer verheizt, man konnte also nicht mehr viel in der Richtung erwarten.
Wenn ich das einfach mal mit "Der Untergang" vergleiche, sind hier dramaturgisch viele Hänger drin, für mich teilweise viel zu viele. Man hätte sich auf einen bestimmten Schwerpunkt stützen sollen, oder es als 4-Teiler-Doku ins Fernsehen bringen sollen, denn für soviel war sicherlich Stoff vorhanden, wenn nicht sogar noch mehr.

Punkte konnte der Film natürlich mit seinen Schauspielern holen. Bleibtreu, einer meiner deutschen Favoriten, spielte die Rolle gekonnt realistisch und brachte das eigentliche Problem gut rüber. Ein paar Sprüche von ihm sind mir da auch in Erinnerung geblieben ("Was ist das denn für eine bourgeoise Fragestellung?"), was seinen Charakter auch hervorstechen ließ. Die anfänglich eher zurückhaltende Meinhof (gespielt von Martina Gedeck) wurde auch gekonnt dargestellt. Wie natürlich auch die anderen Darsteller, die versuchten, den recht komplexen Stoff rüberzubringen.

Filmtechnisch gab es auch viel positives: Das Bild wirkte recht gut, jedoch an der Musik wurde (wie immer) gespart. Da hätte man noch etwas Dramatik mit reinbringen können. Was das Drehbuch nicht an Dynamik hat, wurde hier in Bild und Ton versucht wieder aufzufangen, was auch nicht immer geklappt hatte. Eine Explosion haute mal wieder einen Ausschlag in die Dynamikkurve, die aber wieder schnell abfiel.

Ich las davon, das "Baader Meinhof Komplex" eine Oscar-Hoffnung sein soll, was ich wohl gar nicht verstehen kann. Filme, wie "Die Welle" sind da um einiges besser und greifbarer - und außerdem basiert sie nicht so stark auf unserer Geschichte (die ich natürlich nicht uninteressant finde, aber dennoch zu oft filmisch ausgeschlachtet wird).

Wenn man bedenkt: Für die ausländischen Nominierungen erst der "Hitler-Film" (Untergang), dann der "Stasi-Film" (Leben der Anderen) und jetzt ein "RAF-Film" - was sollen da nur die anderen von uns denken... -.-

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Also ich habe den Film noch nicht gesehen, aber trotzdem: Ganz großes Lob an den Kritiker! Herr Robrahn, Hut ab! Diese Kritik ist herausragend!!

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10
10/10

@Felix - dann sieh in Dir an!!
Ich hab ihn gestern Abend gesehen und war hellauf begeistert! Die 2½ Stunden vergehen wie im Fluge, zu keiner Minute kommt auch nur die Spur von Langeweile auf.
Auch technisch sehr gut inszeniert, besonders die Straßenschlachten gleich am Anfang, das hätte man einem deutschen Film gar nicht zugetraut! Bleibt noch die herausragenden schauspielerischen Leistungen aller Akteure zu erwähnen - für mich bisher der beste Film des Jahren, unbedingt empfehlenswert!

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9
9/10

auf alle fälle sehenswert. macht euch nur im vorfeld etwas über die hintergründe schlau, sonst versteht ihr nur bahnhof.

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9
9/10

Absolut sehenswert, spannend und packend. 5 von 10 Augen ist untertrieben. Erstklassige Unterhaltung mit ernstem Hintergrund und genug Raum für den Eindruck beim Zuschauer muss man erst einmal so gut hinbekommen. Bravo, Eichinger. Auf der anderen Seite ist das ein klarer Täter-Film, kein aufklärender Film der Verhältnisse, hier wird mit echten Mördergeschichten Kinogeld gemacht. Naja, aber musste wohl so kommen zum Jahrestag: Sex and Crime. Eben Eichinger...
Die Schauspieler vergisst man nicht und will noch mehr von Ihnen sehen, für mich einer der besten dt. Actionfilme der letzten Jahre.
Manches erinnert an Spielbergs "München": 70er Jahre bis ins Detail, Terror, Cafe in Italien, Bleibtreu, sehr reale Einschusslöcher, Blut rinnt in Grossaufnahme aus Wunden, brutal, der Bezug zur Gegenwart.
Die Bild-Qualität der DVD ist aber sehr bescheiden.

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2
2/10

Bevor ich den Film gesehen habe, wusste ich nur Ansatzweisse etwas über die RAF - den Film sah ich und fand ihn sehr sehenswert, guteschauspielerische Leistungen, das war meine Meinung dazu - nach dem ich den Film gesehen hatte befasste ich mich intensiver mit dem Thema RAF, Bücher, Biografien, Videoaufnahmen etc - und schaute den Film letzte Woche noch einmal - bzw. - verwsuchte es, ich musste leider nach der Hälfte ausschalten - die schauspielerischen Leistungen sind allenfalls gewollt, aber eben nicht gekonnt, gut ich denke grundsätzlich mag es schwer sein, noch präsente und in Videodokumenten noch sichtbare Charaktere genau nachzuspielen, aber hier muss man einfach durch die Bank weg sagen, dass jeder der Schauspieler sein Ziel verfehlt hat. Die Insenzierung des Filmes als solche ist lediglich die Eckpunkte, sprich - Terroranschläge und prägnante, historisch überlieferte Szenen und Situationen ins Szene gesetzt - und drumherum noch ein paar "authentische" Taggeschau oder ähnliche Videodokumente einspielt um dem ganzen Werk einen wenigstens minimalen journalsitischen Anspruch zu verleihen.
Ein schlechter Film, überflüssig und nur an der Oberfläche des Themas kratzend - an sich nicht verwerflich - doch aber, wenn es darum um ein solch sensibles Thema wie die RAF geht, die letztendlich genau das war bzw. wurde, gegen was sie kämpfen wollte - eine blinde, faschistische Vereinigung - Und dies wird in einem Film mit den üblichen Montagen und Musikuntermalungen auch noch auf eine recht poppige, rockige und coole Art rübergebracht - Ünerflüssig und Unnötig !

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8
8/10

ich binn relativ jung (16) und wusste vor dem Filmbesuch nur wenig über die RAF. Ich fand den Film aber durchaus gelungen und zwar weil er (mir persöhnilch und sicher vielen jüngeren) zeigt dass Terrorrismus auch in Europa existierte (klar wusste ich das, aber durch die andauernden Nah-Ost-Berichte verdrängt man es irgentwie) und der film regt auf jeden Fall an sich weiter mit dem Thema Terrorrismus, damals wie heute, zu beschäftigen und sich zu fragen wie man damit umgehen möchte.
was mich sehr wunderte war die Altersfreigabe ab 12, zumal ja dank PG sogar schon definitif zu junge 6 jährigen in den film können

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6
6/10

Geiler Film, ich habe etwas gelernt und bei jedem toten Linksfaschisten gejubelt. Echter Spass. Ich glaube aber der Film wollte diese Leute eher glorifizieren. However, gut gemacht und nicht langweilig

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