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"Sabado" ist ein sehr kurzer Film, der es aber sowohl stilistisch als auch inhaltlich in sich hat - auch wenn der Oscar für den besten Schnitt sicherlich nicht für ihn in Frage kommt. Da der Regisseur erst 26 ist (!), werden wir hoffentlich bald seinen nächsten Film zu sehen bekommen. Sein Debüt ist auf jeden Fall sehr beeindruckend. |
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"What
a difference a day makes" sang einst Dinah Washington. Für
Blanca reicht schon eine Stunde am Morgen ihrer Hochzeit, in der
sie erfährt, dass ihr Verlobter sie nicht nur betrogen, sondern
auch ihre Freundin Antonia geschwängert hat.
Digicam
hat Bize mit solchen Beschränkungen nicht zu kämpfen -
sein Film hat tatsächlich nur einen einzigen Schnitt. Die wackelige
Handkamera vermittelt ein Gefühl von Realität und Unmittelbarkeit.
Durch das gewollte Nicht-weg-lassen besonders von den Momenten,
in denen die Figuren sich mit der Präsenz der Kamera auseinandersetzen,
kommen sowohl Regisseur als auch Zuschauer den Figuren so viel näher
- eine Taktik, die schon Jean Rouch und andere Begründer des
Cinéma vérité (eine filmtheoretische
Bewegung, die Ereignisse in ihrer ungekünstelten Wahrhaftigkeit
einfangen möchte) gerne benutzten.
Die
Qualität des Films liegt vor allem darin begründet, dass
Bize klammheimlich der Gesellschaft einen Spiegel vorhält,
während sie sein Produkt konsumiert und genießt. Hieß
es früher noch lahm "ich rede nicht ohne meinen Anwalt",
heißt es heute "nicht ohne Kamera". Oder man bespricht
seine Probleme am Besten gleich live im Fernsehen. So wird heutzutage
George Orwells Alptraum von der ständigen Überwachung
konterkariert, weil er geradezu von den Menschen verlangt wird.
Wie absurd und menschenunwürdig zum Beispiel das früher
radikale aber nun mehr viel zu oft kopierte "Big Brother"-Konzept
ist, zeigt sich in der Konfrontation zwischen Blanca und ihrem Verlobten:
Die wird mitten auf dem Gehweg ausgetragen, er nur in ein Simpsons-Handtuch
gehüllt.
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