San Andreas

Originaltitel
San Andreas
Land
Jahr
2015
Laufzeit
115 min
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 27. Mai 2015

san an 1Alle paar Jahre versucht man es nochmal mit dem ganz großen Katastrophenfilm. Einem Genre, das seine Blütezeit in den 70er Jahren hatte, als nacheinander alle denkbaren Unglücke mit Schiffen, Flugzeugen, Flammen und Wassermassen zum ersten Mal in voller Pracht und mit den damals modernsten Spezialeffekten in Szene gesetzt wurden. Da ist jedoch heute bei sogar geringerem Aufwand noch viel mehr möglich, denn der aktuelle Stand der Computertechnik sorgt dafür, dass es in Sachen Massenzerstörung praktisch keine Grenzen mehr gibt. Was aber nicht bedeutet, dass die neuzeitlichen Desasterfilme aus dem Rechner deshalb auch eine größere Wirkung erzielen. Denn wer mit den Superhelden- und Monsterfilmen der letzten Jahre vertraut ist, der ist nicht mehr so leicht zu beeindrucken oder gar zu überraschen. Daher entlockt einem auch der eigentlich äußerst spektakuläre Erdbeben-Thriller "San Andreas“ leider nicht viel mehr Regungen als ein nüchternes „Alles schon mal gesehen“-Achselzucken. Und dass die Rahmengeschichte dann zusätzlich sämtliche Klischees des Genres komplett und mit einer noch nicht dagewesenen Konsequenz versammelt, macht es dann sogar noch unfreiwillig komisch.
 

Asan an 2ls Hubschrauber-Rettungspilot ist Ray (Dwayne Johnson) an aufreibende Einsätze gewöhnt, doch als in Kalifornien die Erde zu beben beginnt, steht ihm das größte Abenteuer seines Lebens bevor. Zwar spielt sich der Zusammenbruch des Hoover-Staudamms zunächst nicht in unmittelbarer Nähe von Rays Familie ab, doch kurz darauf beginnt auch in Los Angeles die Erde zu beben. Und laut den Erkenntnissen des Wissenschaftler-Teams um Professor Hayes (Paul Giamatti) ist damit noch nicht einmal der Höhepunkt des Schreckens erreicht, denn an der berüchtigten San Andreas-Spalte deutet vieles auf eine Verwerfung hin, die zu einer nie dagewesenen Katastrophe führen wird, die sich über gut 1.000 Kilometer quer durchs Land bis nach San Francisco ziehen könnte. Dort befindet sich jedoch Rays Tochter (Alexandra Daddario) und die schwierige familiäre Situation mit der bevorstehenden Scheidung von seiner ebenfalls in höchster Gefahr schwebenden Frau Emma (Carla Gugino) macht die Situation nicht einfacher.

san an 3Erwähnen wir zuerst was dieser Weltuntergangsfilm anders macht als die meisten Vorgänger. Auch weil die Effekte sehr kostspielig waren beschränkten sich frühere Genrebeiträge oft auf nur wenige Minuten Action. Vorher galt es eine nicht selten sehr zähe Einführung der einzelnen Charaktere zu überstehen und nach erfolgter Katastrophe folgten dann diverse Rettungs- und Aufräumversuche. Nicht so bei „San Andreas“, denn der startet sofort mit einer solchen (von der Haupthandlung völlig unabhängigen) Rettungsaktion und lässt sich auch danach nur wenige Minuten Zeit bis das große Spektakel beginnt.

Eines, das dann auch nicht mehr aufhören wird. Und es bleibt diesem Film letztlich gar nichts anderes übrig als mit seinen Action-Pfunden zu wuchern, denn er hat sonst nichts zu bieten. Abgesehen halt von einer Figurenkonstellation bei der man wirklich glauben muss, Drehbuchautor Carlton Cuse (der es doch eigentlich seit „Lost“ etwas komplexer kennt) hätte einfach mal alles rausgekramt, was er in der Schublade mit der Aufschrift „Katastrophenfilme /Standardrepertoire“ so gefunden hat. Da wäre zuallererst die dysfunktionale, kriselnde Familie, die erst im Angesicht der Gefahr wieder zusammen findet und die wir ja bereits aus „Krieg der Welten“ oder „2012“ kennen. Überhaupt „2012“: Die Actiongranate von Roland Emmerich wirkt tatsächlich wie eine Art Blaupause für „San Andreas“, denn nicht nur die vertretenen Charaktere, sondern auch der Zerstörungsgrad bewegt sich in sehr ähnlichen Gefilden. Und da wir uns auch zu dessen Entstehungszeit bereits im „Alles ist möglich“-Computerzeitalter befanden, gibt es nun eben nicht mehr viel Neues zu sehen in Sachen zusammenstürzender Wolkenkratzer, gewaltiger Wassermassen oder sich plötzlich auftuender Erdspalten. Ach so, der rücksichtslose Feigling als Nebenfigur darf natürlich auch nicht fehlen und kommt hier in Person des neuen und geradezu unverschämt reichen Gefährten von Rays Noch-Ehefrau daher. Wer damit rechnet, dass dieser im Verlauf sein Schicksal in Form eines verdient-brutalen Todes findet, der wird auch hier sicher nicht enttäuscht.

san an 4Es ist auch immer wieder bemerkenswert, mit welcher Dreistigkeit in solcher Art Filmen so getan wird, als sei es eigentlich nicht so wirklich schlimm, dass im Hintergrund Hundertausende Menschen den Tod finden und auf mehreren hundert Kilometern Fläche praktisch die gesamte Zivilisation zerstört wird – wenn, ja wenn denn nur unsere paar liebgewonnenen Hauptfiguren am Ende überleben und wieder zusammenfinden. Dwayne Johnsons Ray sieht das übrigens ganz genauso und antwortet auf die nach überstandener Tortur inmitten von Schutt und Asche gestellte Frage „Und was jetzt?“ mit einem lapidaren „Jetzt bauen wir wieder auf“, während im Hintergrund die amerikanische Flagge gehisst wird. Ergriffenes Seufzen in den amerikanischen Kinosälen ist da dann genauso garantiert wie ein überlegen-spöttisches Belächeln in den europäischen.

san an 5

Mittlerweile sollte  in diesem – wegen Irrelevanz nicht mit Spoilerwarnungen versehenen – Text auch deutlich geworden sein, dass man das Geschehen von „San Andreas“ zu keiner Zeit auch nur die Spur ernst nehmen kann. So wie es offensichtlich auch Dwayne Johnson nicht getan hat, der hier stets hochmotiviert das nächste Fortbewegungsmittel, mit dem sich ein neues absurdes Manöver ausführen lässt, fest im Blick hat.

Unterhaltsam ist das alles schon irgendwie und es wird ja auch ordentlich was geboten, dies aber halt durchgehend sehr nahe am Trash-Faktor. Und was vor 20 Jahren noch ein sensationelles Spektakel abgegeben hätte, findet heute eben nur noch seinen hinteren Mittelfeldplatz irgendwo zwischen den Verwüstungen der „Avengers“ und denen der „Transformers“. Aber hey: Hauptsache, unsere Familie kommt durch.

Bilder: Copyright

4
4/10

Der "Heldenhafte" Retter, rettet eigentlich nur eines, seine Familie.

Ja, er büllt auch mal "Rennt da weg", aber angesichts eines umkippenden
Hochhauses, wären die früher oder später bestimmt selbst auf die Idee
gekommen.

Die Effekte sind gut, der Sound laut und brutal, der Plot...
...welcher Plot ?

Das hat ein Drehbuchautor beim Kac... geschrieben, da bin ich mir sicher.
Die "Story" passt nämlich auch ein Blatt Klopapier.
Und ist wir aus dem "Wie schreibe ich ein Drehbuch" Lehrnprogram.

Er ist nicht schlecht, aber halt auch einfach nicht gut. Und manchmal, ist
weniger mehr.
Wenn man mir schon auftischt, dass man mit diesem Schlauchboot eine Tsunami Welle
hochkraxeln kann, warum schmeißt man dann noch ein Containerschiff nach denen ?
Das ist nur ein Beispiel.

Und am Ende ? Alles ist gut, alle knuddeln sich in einem Berg von Leichen.
(Die man nicht sieht, liegen ja Tonnen von Häuserschutt über ihnen).

Was sein Chef wohl sagen wird zu dem geklauten, geschrotteten Hubschrauber ? ^^

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Ist eigentlich schonmal jemand aufgefallen was für pathologische Körpermaße der Hauptdarsteller hat?
Gehört sowas nicht eher ins Krankenhaus?

;)

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6
6/10

Na, da seid Ihr aber alle echt etwas streng mit Euren Ansprüchen an einen kurzweiligen Katastrophenfilm mit Mr. Johnson in der Hauptrolle. Wer hier hochgeistige Dialoge, einen ausgereiften Plot und REALISMUS pur erwartet, der ist dann wohl leider selber Schuld. Geboten wird hier dem Zuschauer nur eines: Action bis die Schwarte kracht. Und die ist so dermaßen spektakulär in Szene gesetzt, dass einem das fehlende Drehbuch oder die unrealistischen Szenen (fast) nicht mehr auffallen. Das alles geht einfach im allgemeinen Getöse unter. Übrig bleiben mehrere Städte in Schutt und Asche und ein paar glückliche Hauptdarsteller, die DAS alles überleben durften während 100.000e Statisten qualvoll sterben mussten. Der Film ist unterhaltsam, das sollte reichen !

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Sorry, aber im Angesicht des Todes rettet so ziemlich niemand wildfremde Leute. Da kann die eigene Familie schon froh sein wenn man die mit Todesangst noch im Blick hat. Zu bemängeln das der Hauptcharakter nur an seine Familie denkt und die andern egal sind, ist sehr unrealistisch. Jeder der mal eine Grenzsituation erlebt hat, weiß das dann der Mensch nur noch an sein eigenes Wohl denkt. Solche heroischen Typen gibt es sehr selten oder eben halt im Kino.

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Dieser Film ist in der Kategorie von Filmen die einem (wenigstens mir) mit ihrer "Momentanlogik" physische Kopfschmerzen bereiten.

Im Moment in dem man sieht was passiert scheint es Sinn zu machen – obwohl man schon innerlich spürt dass das alles Mumpitz ist - aber in der Rückschau fühlt man sich dann innerlich total verbogen weil es eben doch alles nicht zusammenpasst.
Man wird von dem gesehenen überwältigt, aber es ist so wie wenn man eine ganze Tüte Chips auf eimal isst, gleich danach fühlt man sich echt krank.

Emmerich's 2012 ist was das angeht sicherlich das extremste Beispiel, aber San Andreas kommt nicht weit dahinter, obwohl letzterer im vergleich fast schon "konzentriert" wirkt.

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2
2/10

Uiuiui... grundsätzlich mag ich ja Filme mit Dwayne Johnson (er ist immerhin “The Rock“), aber das Teil hier ist einfach nur blöd. Die hohlen Dialoge treiben einen teilweise in den Wahnsinn. Und auch die Aktionen der Protagonisten ergeben teilweise nicht wirklich Sinn.

Und scheinbar haut mich das Genre “Katastrophenfilm“ auch nicht mehr so aus den Latschen, denn selbst die Zerstörungswut wirkt ermüdend und langweilig.

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