Mission: Impossible III

Originaltitel
Mission: Impossible III
Land
Jahr
2006
Laufzeit
135 min
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 21. Juni 2010

Es war zwar nur eine Frage der Zeit, hat aber dafür doch erstaunlich lange gedauert. Volle sechs Jahre sind vergangen, seit John Woo seine Version der "Mission: Impossible"-Reihe ablieferte, und dass Teil Drei wieder von einem neuen Regisseur inszeniert werden würde, stand eigentlich von vornherein fest. Der Grund dafür, dass die Suche nach dem passenden Mann für den Job hinter der Kamera erst nach mehreren Versuchen erfolgreich war, hat natürlich einen Namen und zwar den des Hauptdarstellers. Tom Cruise ist schließlich auch Produzent der Reihe, dies ist nun mal "seine" große Franchise und die wird entsprechend gehegt und gepflegt. Ans Ruder ließ Hollywoods zurzeit wohl umstrittenster Filmstar schließlich J.J. Abrams, der zwar im Punkt Kinoproduktionen ein noch unbeschriebenes Blatt ist, sich mit seinen TV-Serien "Alias" und vor allem "Lost" aber bereits für höhere Aufgaben empfehlen konnte.

Fester Bestandteil dieser Serien ist es ja, den Zuschauer mittels einer spannenden Eröffnungssequenz schon vor dem Vorspann neugierig zu machen, und dieses Stilmittel wendet Abrams dann auch für "M:I III" gleich mal sehr effektvoll an, indem er uns zu Beginn eine dramatische Szene präsentiert, die chronologisch eigentlich erst rund neunzig Minuten später dran wäre. Diese Eröffnung wirkt außerordentlich gelungen, und bei den dann einsetzenden Opening Credits samt bekannter Titelmelodie sitzt der Zuschauer bereits gebannt in seinem Sessel, mit dem Gefühl, dass dies ziemlich gut werden könnte.
Die Tatsache, dass dadurch eigentlich schon recht klar ist, wohin uns die folgende Geschichte führen und in welche Situation sie die Hauptfiguren bringen wird, ist dabei nicht weiter tragisch. Ethan Hunts Frau wird also entführt werden und in die Hände des Bösewichtes geraten. Ach was? Die solide, aber keineswegs originelle Story des Films bewegt sich eben durchgehend in bekanntem Fahrwasser. Und dies ist eigentlich sogar eine gute Nachricht. Schließlich war das größte Defizit der beiden Vorgänger ein entweder unnötig verschachtelter und komplizierter Plot (Teil Eins) bzw. eine Geschichte, die eine ganze Stunde langatmigen Aufbaus benötigte, um dann schließlich in einem Action-Feuerwerk zu eskalieren (Teil Zwei).
Folge Drei orientiert sich dagegen eher am Vorbild James Bond und jagt seine Protagonisten von einem Schauplatz zum Nächsten, namentlich Berlin, Rom und Shanghai. Die Atempausen zwischendurch sind kurz und dienen hauptsächlich dazu, dem smarten Topagenten Ethan Hunt eine "seriöse" Liebesbeziehung anzudichten, die ihn an seinem Job zweifeln und Sehnsucht nach einem normalen Leben aufkommen lässt. Auch das nun wirklich kein neuer Einfall und noch am Ehesten auch der Schwachpunkt des Films. Der sonst allerdings, und das ist doch schon ein wenig überraschend, praktisch keine weiteren hat.

Die normalerweise viel zu langen 135 Minuten von "M: I III" vergehen zwar nicht wirklich wie im Fluge, aber doch zumindest recht flüssig, da die einzelnen Bestandteile hervorragend zusammenpassen und sich vortrefflich ergänzen. Großartige Actionszenen dürfen wir erwarten, und großartige Actionszenen bekommen wir. Mindestens drei verdienen dieses Prädikat, und wo zum Beispiel ein Michael Bay einfach nur endlose Verfolgungsjagden abliefert, die mit einer Explosion nach der anderen voll gestopft werden, gelingt es hier den Filmemachern, neben allen Effekten wirkliche Spannung zu vermitteln, das Adrenalin und die Dynamik von der Leinwand aufs Publikum zu übertragen. Man muss sich fast ein wenig wundern, warum das so ausgezeichnet funktioniert, und kann den Verantwortlichen dazu nur gratulieren. Wer sich übrigens fragt, warum Herr Cruise solange in Berlin gedreht hat, wo dann doch von dieser Stadt im fertigen Film kaum etwas zu sehen ist, dem sei gesagt: Dieser Aufenthalt war offensichtlich notwendig, um einer ganz besonderen deutschen Spezialität zu ihrem ersten großen Kinoeinsatz zu verhelfen - denn noch nie bewegten sich die Rotorblätter einer der gewaltigen brandenburgischen Windkraftanlagen so effektvoll wie hier.

Was die unmöglichen Missionen am ehesten vom Genreübervater Bond unterscheidet, ist nach wie vor das Arbeiten im Team. Und auch wenn vom Konzept der alten Fernsehvorlage in allen drei bisherigen Kino-Adaptionen nicht viel übrig geblieben ist (abgesehen davon, dass sich die geheimen Nachrichten immer noch selbst zerstören), so sorgt doch das Zusammenspiel von Hunt mit seinen Leuten vor allem für Eines, nämlich die Auflockerung des Actiongewitters durch eine heitere Note. Gerade die Dialoge mit dem wieder von Ving Rhames gespielten Technikexperten Luther sind eine einzige Kabbelei und dabei meist ein ziemliches Vergnügen.
Der Daumen geht also nach oben für Action und Humor, aber was ist denn eigentlich mit dem unvermeidlichen Bösewicht? Nun, den gibt Philip Seymour Hoffman, und diese Tatsache allein beantwortet eigentlich auch schon alle Fragen. Philip, der Große hat zurzeit einfach einen Lauf, und nachdem er dieses Jahr schon den Oscar als bester Hauptdarsteller (für "Capote") abgeräumt hat, darf er nun auch mal den Schurken in einem großen Actionfilm spielen. Äußerlich natürlich alles andere als der typische Antagonist in Filmen dieses Kalibers, genügen Hoffman wenige Szenen, um die extreme Gefährlichkeit und Bosheit seiner Figur überzeugend zu verdeutlichen. Wer dann für die übrigen Nebenrollen noch Namen wie Laurence Fishburne, Jonathan Rhys-Meyers oder auch Simon "Shaun of the Dead" Pegg zur Verfügung hat, darf sich ziemlich glücklich schätzen. Und es fällt dann auch kaum noch auf, dass der Hauptcharakter im Grunde genommen immer noch eine eher eigenschaftslose und funktionale Person ist, trotz des Versuchs, ihm diesmal einen etwas "persönlicheren" Touch zu verleihen.

Sollte sich nun jemand beschweren, dass bis hierhin immer noch nicht erwähnt wurde, worum es im Film eigentlich geht, so sei dem hiermit widersprochen. Denn "eigentlich" geht es um spektakuläre Actionszenen, aufregende Schauplätze sowie ein paar lässige Sprüche. Und dazu wurde schließlich bereits Einiges gesagt. Wie unbedeutend die offizielle Handlung um die Jagd auf einen gefährlichen Waffenhändler (Aha!) tatsächlich ist, zeigt nämlich bereits die Tatsache, dass sich die Autoren bei der Jagd auf eine geheimnisvolle "Hasenpfote" an Altmeister Hitchcock orientierten. Der benutzte gerne mal einen so genannten "McGuffin" als Alibi dafür, seine Figuren durch die Gegend zu hetzen: Einen mysteriösen Gegenstand, von dem niemand so recht weiß, wofür er eigentlich gut ist, hinter dem aber trotzdem alle her sind. Wer sich nun "Mission: Impossible III" anschaut, wird am Ende ähnlich schlau oder eben auch ratlos sein.
Letztendlich ist das aber wirklich egal, denn der Film selbst ist gut. Und sollte er trotzdem kein Erfolg werden, weil die Leute nach den öffentlichen Eskapaden der letzten Zeit einfach keine Lust mehr auf Tom Cruise haben, so sei ihnen hiermit versichert: Sie bringen sich damit um ein ziemliches Vergnügen.


5
5/10

Ist zwar schon ein Weilchen her, dass ich den Film sah, habe aber gerade Lust bekommen, eine Bewertung zu schreiben.

Grosses wurde uns versprochen und dementsprechend grosse Erwartungen hatte ich: ein neuer Regisseur, Hunt wird erwachsen, Philip Seymour Hoffman spielt den Bösewicht und von der Qualität Story her würde der Film sich an den Anfängen orientieren. Haufenweise Lorbeeren wurden schon im Voraus vergeben. Doch was schlussendlich zurückbleibt, ist ein schwaches, überladenes und unlogisches Actionspektakel. Wenn ich schwach, überladen und unlogisch sage, meine ich nicht so schwach, überladen und unlogisch wie der zweite Teil, aber dennoch entäuschend.

Falls sich jemand fragt, wieso die Story des Films zwar überall als grossartig angekündet wurde, jedoch nirgends etwas konkretes verraten wurde, dem kann ich an dieser Stelle sagen, dass dies nicht war, um die Spannung zu erhöhen, sondern einfach weil der Film nicht eigentlich eine Story hat (abgesehen von der Geschichte mit Hunt's Frau, aber das ist es nunmal nicht, was der Reiz eines Spionage-Thrillers ausmacht). Das einzige, was man weiss ist, dass es um eine Superwaffe (nah, Überrascht?) geht. Doch diese Waffe interessiert den Zuschauer an keiner Stelle, da nicht enthüllt wird, was sie ist, weil die Filmmacher zu faul/unkreativ waren, um sich etwas auszudenken. In anderen Filmen mag so etwas angebracht sein (zB. Ronin, man erfährt nicht was sich im Koffer befand), doch nicht hier, da nie eine Bedrohung vorhanden ist (sorry, die Sache mit Hunt's Frau hat mich wirklich kalt gelassen).

Zur Action, diese wirkt wie schon im zweiten Teil als Zweck, eigentlich sollte sie jedoch nur das Mittel sein. Soll heissen, die Actionsequenzen sind unrealistisch (kein Handyemfpang im Zentrum von Shanghai?), unsinnig und überflüssig, auch wenn sie schön anzusehen sind. Die Schauspieler sind allesamt in Ordnung, niemand entäuscht, jedoch ist es ausgesprochen schade, dass Hoffman so wenig Spielraum gelassen wurde, etwas aus seinem Charakter zu machen. Das Potenzial wäre vorhanden gewesen, aber offensichtlich musste der Tiefgang einer Tarzan-Seil-Schwingerei weichen.

Alles in allem ist der dritte Teil nur knapp besser als der Zweite, reicht jedoch niemals annähernd an den Ersten heran. Schade.

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