Das Filmjahr ist keine drei Monate alt und hat bereits mehr Meisterwerke gesehen als manch anderes komplettes. In den meisten Fällen hat dabei die Musik den entscheidenden Teil dazu beigetragen, dass ein unvergesslicher, nachhaltig in Erinnerung bleibender Film entstand. In "Once" und "I'm Not There" zum Beispiel, vielleicht noch etwas mehr als in "Into the Wild". So überrascht es dann auch nicht, dass in einem der besseren deutschen Filme der jüngeren Vergangenheit eben die Musik die treibende Kraft darstellt. Lena (Elinor Lüdde) ist 17 Jahre alt, und die einzige Gewissheit in ihrem Leben ist die bevorstehende Abschlussprüfung. Wie es danach weitergehen soll, ist offen, was ihr selbst deutlich weniger zu schaffen macht als dem Berufsberater oder natürlich ihren Eltern (Ulrike Krumbiegel und Thorsten Merten). Sich den Vater als Vorbild zu nehmen fällt auch einigermaßen schwer, schließlich sitzt der daheim und wartet auf den einen, ganz speziellen Job. Lenas Passion ist die Musik - Konzertbesuche und die Erkenntnis, dass das Schlagzeug das richtige Instrument für sie ist, um ihre ganze Energie herauszulassen. Durch Zufall landet sie im Musikunterricht von Sascha und folgt im Grunde nur noch einer Devise: Scheiß doch auf Abschluss und Ausbildung, Musik ist das wahre Leben! Lena nimmt die Dinge von nun an selbst in die Hand, muss aber lernen, dass das Leben auch Rückschläge für sie bereit hält und selbst der scheinbar kürzeste Weg zum Glück ein sehr langer werden kann. Natürlich ist Lena am Ende der gut 100 Minuten nicht der umjubelte Superstar. Auch nicht annähernd. "Meer is nich", das Spielfilmdebüt von Hagen Keller, ist schließlich ein authentischer Film, dessen Heldin zwar mit sehr viel Talent und Hingabe gesegnet ist, aber eben auch keine Wunder vollbringt. Manch glücklicher Umstand mag ihr zudem behilflich sein, doch ob sie ihre Chance nutzt oder von ihr davon läuft, bleibt offen. "Meer is nich" endet abrupt, verwirrt damit zunächst, doch nach wenigen Minuten fühlt es sich an, als ob es genau der richtige Punkt gewesen ist. Der Film zeigt einen Ausschnitt aus Lenas Leben, das sich ganz einfach nicht in unterschiedliche Etappen gliedern lässt. Er zeigt Entwicklungen, ohne Schlussstriche zu ziehen, offeriert maximal Tendenzen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Klara (Luise Kehm) und Alex (Sandra Zänker) bildet Lena im Film eine Band. Dass diese verdammt authentisch rüberkommt, hat den einfachen Grund, dass sie nicht wirklich fiktiver Natur ist. Seit 2003 spielen die drei jungen Damen gemeinsam in der Band "sleazy inc. operated", haben aber auch schon lange vorher begonnen, sich intensiv mit Musik zu beschäftigen. Dem Film kann das nur zugute kommen. |
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