Es herrscht nicht nur im Bezug aufs Wetter eitel Sonnenschein in der Villa Donna, dem leider schon etwas heruntergekommenen Hotel, welches die gleichnamige Besitzerin (Meryl Streep) auf der zauberhaften griechischen Insel Kalokairi betreibt. Denn deren Tochter Sophie (Amanda Seyfried) steht kurz vor der Heirat und möchte sich zu diesem Anlass einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Mit Hilfe des Tagebuchs ihrer Mutter hat sie die Namen ihrer drei potentiellen Väter ausfindig gemacht und diese eingeladen. Dies allerdings heimlich und so ist Donna zunächst nur mäßig begeistert, als sie schließlich nach zwanzig Jahren plötzlich Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard) gegenüber steht.
Es ist wenig überraschend, dass ein weltweit so erfolgreiches und populäres Musical wie "Mamma Mia!" nun den Weg auf die Leinwand findet. Ein wenig erstaunlicher mutet es da schon an, dass man für die Hauptrollen der Kinoversion mit Meryl Streep und Pierce Brosnan echte Prominenz verpflichten konnte. Nun gut, Frau Streep soll sich ja um den Part der Donna regelrecht gerissen haben und bewies bereits in Robert Altmans wunderschönem Schwanengesang "Prairie Home Companion" ihr durchaus vorhandenes Gesangstalent. Auch diesmal darf man zumindest konstatieren, dass der Sprung von der kühlen Giftspritze aus "Der Teufel trägt Prada" zur Latzhose tragenden Lebenskünstlerin Donna ein ganz bemerkenswerter ist und die große Dame ihn erwartungsgemäß mühelos meistert, auch wenn vereinzelt vernommene Rufe nach einer erneuten Oscar-Nominierung für das hier Gebotene sicher nicht angebracht sind. Der frühere James Bond-Darsteller war für solcherlei Singspiel bisher allerdings nun gar nicht bekannt und dürfte sich mit der Unterschrift unter dieses Angebot auch nur bedingt einen Gefallen getan haben, denn sein Gesinge hier erfüllt - offen gesagt - doch fast schon den Tatbestand der akustischen Umweltverschmutzung. Viele dürfte das aber nur wenig stören, denn das eher unprofessionelle und zuweilen sogar unbeholfene Geträller und Getanze ist hier schließlich fast schon Programm. Frisch, fromm, fröhlich, frei und grundsympathisch soll das nämlich alles rüber kommen, einfach ein Gute Laune-Potpourri ohne weiteren Anspruch. Das gelingt dem Film dann auch, dank eben dieser Darsteller und mit freundlicher Unterstützung der malerischen griechischen Inselkulisse. Die wird schon fast etwas penetrant ins Bild gesetzt, eignet sich aber eben auch einfach ganz hervorragend als Hintergrund für die schmissigen Songs.
Ach ja, die stammen übrigens von einer in den 70er und frühen 80er Jahren recht erfolgreichen skandinavischen Popgruppe deren Name nicht wirklich einen Sinn ergibt. Und da dieses Quartett auch heutzutage noch keinesfalls dem Vergessen anheim gefallen ist, dürfte eben diese Musik sogar für die meisten Besucher der Hauptgrund fürs Lösen der Kinokarte sein. Knapp zwanzig der von den Herren Andersson und Ulvaeus komponierten 3-Minuten-Werke kommen hier zum Einsatz, darunter natürlich die bekanntesten aber auch eine Handvoll vorher nur den Komplettisten vertrauten. Was den Vorteil hat, so zumindest ein paar Lieder dabei zu haben, deren Texte auch zum Geschehen passen. "Slipping through my Fingers" über das Entgleiten einer erwachsen gewordenen Tochter, "When all is said and done" zur Befindlichkeit eines schon etwas älteren Liebespaares oder auch "Our Last Summer" über eine lang verblichene Jugendliebe - das macht Sinn und in diesen Momenten harmonieren Musik, Bilder und Handlung dann mal ganz vortrefflich.
Allzu oft jedoch wirken die eingeschobenen bekannten Gassenhauer reichlich gezwungen und lassen das musicaltypische, plötzlich einsetzende Trällern und Tanzen sämtlicher zufällig in der Gegend herumstehender Passanten so noch ein wenig abstruser erscheinen. (Paradebeispiel für einen völlig unpassenden Text ist z.B. "The Winner takes it all"). Das unverzichtbare "Waterloo" ließ sich so trotz aller Verrenkungen dann auch nur noch in den handlungstechnisch nicht mehr relevanten Nachspann einbauen. Und das alles heißt: Wer mit Musicals eh schon so seine Probleme hat, dem wird es hier nicht gerade leichter gemacht, und wer das Genre vor allem wegen schöner Stimmen schätzt, der ist hier leider auch eher falsch.
Wer sich allerdings schon bei den ersten Takten eines seiner Lieblingssongs aus Jugendtagen über das Wiedererkennen freut, der wird mit "Mamma Mia!" viel Spaß haben, je nach Vertrautheit mit der Materie demnach so ca. 10 - 20 mal. Da die ansonsten üblichen Kriterien wie Dramaturgie, Spannungskurven oder Charakterentwicklung hier aber zu vernachlässigen sind, bleibt festzustellen: Gegenüber der erfolgreichen Bühnenversion haben wir nun als Mehrwert also die bekannten Namen und die optischen Schauwerte, müssen dafür im Gegenzug allerdings auf erstklassig ausgebildete Stimmen verzichten. Abba was soll's....
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