Bruce Allmächtig

Originaltitel
Bruce Almighty
Land
Jahr
2003
Laufzeit
101 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 20. Juni 2010

Auch ein Hollywood-Star braucht Sicherheiten. Trotz mehrfacher Gagen jenseits der 20 Millionen Dollar und anzunehmender Rücklagen muss sich Jim Carrey massive Sorgen um seine Karriere gemacht haben, um die Hauptrolle in "Bruce Allmächtig" anzunehmen. Nachdem er sich mit "Die Truman Show" und "Der Mondmann" mehr als eindrucksvoll vom Klamauk-Image befreit und als ernstzunehmender Schauspieler etabliert hatte, folgte mit der Kitschfest "The Majestic" ein unvorgesehener Flop, der nach sofortiger Reparatur verlangte. Das Ergebnis: Ein durch und durch "sicheres" Projekt, das heißt die Hauptrolle in einer konventionellen, familienfreundlichen, hochmoralischen und kreuzbraven Komödie. Die garantiert ein fettes Einspielergebnis und somit die weitere Festigung des Star-Status. Damit es auch für den nächsten Film 25 Millionen Dollar gibt.

Man kann es Jim Carrey wohl nicht wirklich vorwerfen, dass er zwischendurch solch eine Rolle annimmt, um vielleicht zukünftig wieder interessantere Projekte wagen zu können. Nichtsdestotrotz ist es schon eine relative Enttäuschung, diesen Klassemann in einer Rolle zu sehen, in der sein relativ extremer Schauspielansatz ein wenig deplatziert wirkt. Schließlich haben TV-Nachrichtenreporter stets ein gewisse Beherrschung zu wahren, und das gilt auch für Bruce Nolan, der mit seinem Job als Außenreporter für einen Lokalsender im amerikanischen Buffalo nicht sonderlich glücklich ist, darf er doch nur süße und nette Reportagen über die Bäckerei um die Ecke und ähnlich langweiliges Alltagszeug machen. Viel lieber wäre er der neue Anchorman der Nachrichtensendung, doch als dieser Job an einen schmierigen Kollegen geht, platzt Bruce der Kragen: In einer großen Schimpftirade beschwert er sich bei Gott für all das Unglück in seinem Leben (das wirklich ganz enorm ausfällt, wenn man bedenkt, dass er eine akzeptable Wohnung hat und seine Freundin Grace immerhin von Jennifer Aniston gespielt wird). Gott hört natürlich zu, sorgt für ein persönliches Treffen mit dem nölenden Nolan und überträgt ihm göttliche Allmacht - nicht für die ganze Welt, nur für Buffalo - damit er mal sehen kann, wie schwer es ist, es allen Leuten recht zu machen.

Ein lustiger Ansatz, in der Tat, und der folgende Filmabschnitt, in dem Bruce erst einmal nach Herzenslust seine unbegrenzten Kräfte für den Eigenbedarf einsetzt, ist wirklich witzig, wenn auch zu keinem Zeitpunkt richtig zündend einfallsreich. Die meisten Gags sind naheliegend, wenn auch gut ausgeführt, was für den weiteren Filmverlauf nur noch bedingt gilt. Denn was hier folgen muss, ist klar: Bruce verliert den Kontakt zu seinem wahren Ich, entfremdet sich von seiner Freundin, Trennung und Liebeskummer. Gleichzeitig muss er erkennen, dass Gott sein gar kein so einfacher Job ist, und man nicht einfach zu allen eintreffenden Wünschen ja sagen kann (weil dann z.B. auf einmal die ganze Stadt gleichzeitig im Lotto gewinnt). Lektionen werden gelernt und die Läuterung erfolgt, und alles ist so dermaßen konventionell abgesteckt, dass der Film im letzten Drittel eigentlich gar keinen Spaß mehr macht.
Da hilft es auch nicht, dass Carrey seine Vorstellung ordentlich über die Bühne bringt oder dass Jennifer Aniston einfach immer bezaubernd wirkt. Auch nicht hilfreich: Dass Morgan Freeman als lieber Gott einen brillanten Auftritt voller tatsächlich göttlicher Ruhe und Besonnenheit hinlegt, aber eben auch nur für die Exposition gebraucht wird und danach weitgehend verschwindet. Und wenn die großen Szenen dann recht bald zur Neige gehen, drängt sich zwangsläufig die ganze Konstruiertheit des Drehbuchs in den Vordergrund, dem man sein von der Grundidee ausgehendes Standard-Strickmuster viel zu deutlich anmerkt.
"Bruce Allmächtig" ist eben nix weiter als ein durchkalkuliertes Erfolgsfilmchen. Künstlerisch hat hier niemand was gewonnen, der Selbstzweck steht im Vordergrund: Carrey festigt seine Riesengagen, Aniston kann sich als nettes Anhängsel in der ersten Hollywood-Liga etablieren, und Freeman sichert sich einen nützlichen Gehaltsscheck auf dem Weg zur nächsten wirklich großen Rolle, die ihm vielleicht endlich einmal den längst verdienten Oscar einbringen wird. Wer komplett problemfreie und anständige Familienunterhaltung mag, ist hier genau richtig. Ansonsten ist "Bruce Allmächtig" fürs Kinoprogramm wie für die Karriere seiner Darsteller nicht mehr als eine Durchlaufstation, die getrost abgehakt und vergessen werden kann.


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