Im Amerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts verliert der junge Abraham Lincoln seine Mutter durch eine seltsame Krankheit. Zwar weiß er nicht, was genau die Ursache für ihren Tod war, doch klar ist, dass der brutale Aufseher Barts (Marton Csokas) daran beteiligt war. Abraham sinnt auf Rache, doch als der erwachsene Lincoln (Benjamin Walker) schließlich den Unhold stellt muss er feststellen, dass er es mit übernatürlichen Kräften zu tun hat gegen die er völlig chancenlos wäre, wenn ihm nicht der geheimnisvolle Henry Sturges (Dominic Cooper) zur Seite springen würde, der ihn auch endlich über die Hintergründe aufklärt: Demnach ist vor allem der Süden des Landes von mordenden Vampiren bevölkert, die sich immer weiter ausbreiten.
Abraham lässt sich daraufhin von Henry schulen und zum Vampirjäger ausbilden, ohne dabei seinen eigentlichen Antrieb aus den Augen zu verlieren: Rache an Barts und dessen Auftraggeber, dem Plantagenbesitzer und Ober-Vampir Adam (Rufus Sewell). Tagsüber harmloser Angestellter in einem Ladengeschäft und Verehrer der hübschen Mary (Mary Elizabeth Winstead), mutiert Lincoln in der Nacht zum axtschwingenden Jäger der Untoten. Doch auf Dauer lässt sich mit diesen Einzelaktionen das Problem nicht lösen und so beschließt er schließlich in die Politik und damit in die Öffentlichkeit zu gehen – sehr zum Unwillen seines Freundes Henry.
Der Autor Seth Grahame-Smith war es, der mit seiner Idee, Klassiker der Weltliteratur oder Biographien berühmter Persönlichkeiten mit selbst dazu erfundenen Horror-Elementen anzureichern, quasi ein neues Subgenre begründete. Da tauchen in Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ dann plötzlich Zombies in um den Originaltext herumgebauten neuen Passagen auf oder werden eben Vampire zum eigentlichen Anlass des Amerikanischen Bürgerkrieges. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl solcher Abwandlungen in der Literatur und selbst die Comichelden von Marvel mussten sich bereits mit ihren zombifizierten Gegenstücken abplagen.
Für die Verfilmung seines Werkes „Abraham Lincoln Vampirjäger“ adaptierte Grahame-Smith seine Geschichte aber lieber selbst zum Drehbuch und ließ sie nun vom mit Effektkino erfahrenen Timur Bekmambetov umsetzen. Wer die Filme des russischen Regisseurs und Produzenten kennt, weiß dass es dort normalerweise sehr wild zur Sache geht und Bekmanbetov dem Publikum seine Action-Gewitter nur so um die Ohren knallt, was mal mehr („Wanted“), meistens aber doch weniger goutierbar ist („Wächter des Tages“, "Darkest Hour"). Einen erneuten Action- und Effekte-Overkill kann man ihm diesmal aber nicht vorwerfen, denn zwischen der Handvoll entsprechender Szenen lässt man es recht ruhig angehen und lässt eine stattliche Anzahl Figuren auf beiden Seiten immer mal wieder ausführlich über das wohl richtige Vorgehen diskutieren.
Positiv zu vermerken ist, dass der Name „Abraham Lincoln“ nicht nur reines Name-Dropping ist und man es sich damit leicht macht einfach nur dessen Jugendjahre zu erzählen, während die Verbindung für den Zuschauer einzig und allein darin besteht, dass er halt weiß wer und was aus diesem Herrn später mal werden wird. Genau danach sieht es zwar eine Zeitlang aus und man darf sich wirklich fragen was denn die nächtlichen Ausflüge mit der Axt in einer recht unbedeutenden Kleinstadt eigentlich bewirken sollen. Doch glücklicherweise stellt sich der Protagonist diese Frage irgendwann auch und so kommen wir also doch noch ausreichend in den Genuss des ikonenhaften Bildes vom kranzbärtigen Zylinderhutträger im Weißen Haus.
Der Mann der ihn verkörpert war allerdings für diese Rolle nicht die erste Wahl und dies macht sich leider negativ bemerkbar. Denn der bisher nur in Clint Eastwoods „Flags of our Fathers“ aufgefallene Benjamin Walker schafft es nicht, seiner Figur echtes Charisma zu verleihen und bleibt die meiste Zeit so farblos wie seine ebenfalls keinen bleibenden Eindruck hinterlassenden Mitstreiter. Einzig der als Bösewicht bewährte Rufus Sewell („A Knight’s Tale“, „Legende des Zorro“) versprüht da schon etwas mehr Funken und das nicht nur im von Flammen und Explosionen befeuerten Finale (wo er dann eben doch noch kurz aufkommt, der besagte Efekte-Overkill).
Als interessant und zwiespältig zugleich entpuppt sich die Entscheidung, die an sich ja doch recht amüsant anmutende Grundidee eines auf Vampirjagd gehenden US-Präsidenten eben nicht als lockere und leicht selbstironische Angelegenheit umzusetzen, sondern sie vielmehr mit einer bemerkenswerten „Wir meinen das alles absolut ernst“-Attitüde zu präsentieren. Das dürfte dann nicht zuletzt auf Timur Bekmambetov zurückzuführen sein, in dessen Werk sich auch sonst nach Adjektiven wie „leicht und heiter“ nur mit der Lupe suchen und trotzdem nicht allzu viel finden lässt. Bedauerlicherweise führt dieser Bierernst aber vor allem im zähen Mittelteil des Films zu einiger Langeweile und die Story- und Logiklöcher lassen sich bei diesem Konzept eben auch noch etwas weniger entschuldigen.
Insgesamt bleibt die „Vampirjäger“-Idee somit eine zwar im Ansatz vielversprechende, aus der man letztlich aber leider nicht allzu viel herausgeholt hat. Und nicht dass jemand auf die Idee kommt, das alles würde die demnächst anstehende „seriöse“ Lincoln-Verfilmung von Steven Spielberg mit Daniel Day-Lewis nun gar überflüssig machen. Das ist mitnichten der Fall, denn das Beste an „Abraham Lincoln Vampirjäger“ ist tatsächlich der Titel.
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