Die Gedanken der Verantwortlichen bei der Suche nach einem möglichst tollen deutschen Filmtitel sind ja oft nur sehr schwer nachzuvollziehen. Hier gelingt das jedoch recht mühelos und dürfte sich ungefähr so abgespielt haben: "Also was haben wir denn da, Vin Diesel den Actionhelden der neuen Generation, der macht normalerweise Filme wie früher Schwarzenegger und Stallone. Jetzt kommt aber seine erste Komödie, hat Arnie ja damals auch gemacht und hieß ‚Kindergarten Cop'. Hm, da kommt mir eine grandiose Idee: ‚Der Babynator'. Da denkt jeder gleich an das Muskelpaket aus der Steiermark in seinem größten Erfolg und vielleicht auch noch an dessen ersten Familienfilm." Das ist in der Tat ein in kommerzieller Hinsicht recht cleverer Gedankengang, ändert aber natürlich überhaupt nichts daran, dass sich "Der Babynator" einfach unglaublich beknackt anhört.
Immerhin verdeutlichen der Titel und das Filmplakat mit der mit Milchflaschen und Plüschtieren ausgestatteten Kampfmaschine Vin Diesel schon recht deutlich, worum es denn hier geht: Um einen Mann am falschen Platz. Dessen Name ist Shane Wolfe und der versteht sich als Navy S.E.A.L.-Elitesoldat. Shanes Selbstbewusstsein bekommt jedoch einen ziemlichen Knacks verpasst, als es ihm nicht gelingt das Leben eines wichtigen Wissenschaftlers zu schützen. Der hat aber ein brisantes Programm entwickelt und irgendwo in seinem Haus versteckt. Shanes doppelte Aufgabe: Das Programm finden und die Familie des ums Leben Gekommenen vor dessen Mördern zu schützen.
Das ist die Ausgangslage und letztendlich stützt sich der
ganze Film auch nur auf einen einzigen Witz: Nämlich den
mit
den Bedürfnissen und Problemen einer Großfamilie völlig
überforderten Einzelkämpfer, dem seine militärischen
Erfahrungen und Vorstellungen von Gehorsam und Disziplin
doch recht
wenig nützen. So nummeriert Shane die Kinder lieber durch
anstatt
sie beim Namen zu nennen und zwar von "Red Leader" bis
"Red Baby". Auch seine Trillerpfeife und die üblichen
Fitnessübungen stoßen auf eher wenig Begeisterung. Dass
es dabei aber nicht bleibt sondern beide Seiten
schließlich
doch voneinander lernen und sich am Ende ganz doll lieb
haben, ist
dabei ebenso selbstverständlich wie die eher beiläufige
Auflösung der Krimihandlung.
Am
unangenehmsten fallen aber zwei andere Handlungsstränge
auf:
Die arg konstruierte Romanze zwischen Shane und der
örtlichen
Schuldirektorin (mit Navy-Vergangenheit), die auch noch
irgendwie
in die gut neunzig Minuten gequetscht werden musste, sowie
die wirklich
sehr bizarre Figur des bösartigen und extrem behaarten
Sportlehrers
Murney. Ansonsten kann man konstatieren, dass sich "Der
Babynator"
in der ersten Hälfte noch recht schwer tut und die Gags
auch
nicht so recht zünden wollen. Danach drehen Film und
Hauptdarsteller
jedoch ganz ordentlich auf und es gibt schon so einiges zu
schmunzeln.
Wenn dieser Film aber überhaupt einen besonderen Reiz
besitzt,
dann ist dies eine gewisse Doppelbödigkeit. Ein fast schon
zu großes Wort für eine eigentlich belanglose Komödie,
aber genau wie Shane Wolfe sich im Film auf für ihn
ungewohntem
Terrain bewegt, gilt dies ja auch für Vin Diesel selbst,
der
sich hier zum ersten Mal in den doch oft so lukrativen
Bereich des
Familienfilms
vorwagt. Bisher immer lässig, cool und auch bedrohlich,
geht
Diesel das Wagnis ein, sein Image ein Stück weit selbst zu
demontieren. Da sein Charakter aber letztendlich
grundsympathisch
bleibt und ja auch brav etwas lernt, hält sich dieses
Risiko
dann doch in überschaubaren Grenzen. Und auch die
durchtrainierte,
muskulöse Figur des Beaus wird hier schließlich noch
oft genug ins Bild gerückt, um seinen Fans zu bieten, was
sie
von ihm erwarten.
Rein geschäftlich gesehen ging die Rechnung jedenfalls
auf,
das amerikanische Publikum strömte reichlich in den Film
und
Diesel hat sich einen neuen Markt erschlossen. Und wenn
sein harmloses
Filmchen - dass nun wirklich niemandem weh tut - dann dazu
führt,
dass es ihm die finanziellen Mittel beschert um sein
Herzensprojekt
der "Riddick-Chroniken"
wenigstens zu einem halbwegs brauchbaren Abschluss zu
führen,
dann soll es uns doch recht sein.
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