Was macht man, wenn man als Regisseur und Autor ganz offensichtlich in einer kreativen Sackgasse angekommen ist und selbst die treue Fanbasis sich nicht mehr so leicht von einer weiteren frechen, respektlosen Komödie mit ordinärer Sprache begeistern lässt? Vor dieser Frage stand offensichtlich Kevin Smith, seines Zeichens Spezialist für, genau, "freche und respektlose Komödien mit ordinärer Sprache" und eine gute Dekade lang Guru der Slacker-Generation und aller von der Gesellschaft mit Missachtung gestrafter Comic-Freaks. Hatte er doch bewiesen, dass man es mit einer riesigen Comicsammlung und viel nutzlosem Wissen über die Ikonen der Popkultur durchaus zum erfolgreichen Filmemacher bringen kann, mit dem sogar prominente Namen wie Matt Damon oder Ben Affleck gerne und mehrfach zusammen arbeiten. Nachdem aber schon seine Rückkehr ins doch eigentlich abgeschlossene "View Askewniverse" mit "Clerks 2" von einer gewissen Orientierungslosigkeit zeugte, war dann spätestens bei "Zack & Miri make a Porno" erkennbar, dass sich hinter dem provokativen Titel weder besonders viel Originalität noch ausreichend Witz verbarg.
Vor diesem Hintergrund ist es daher verständlich, dass Smith nun mal was "ganz anderes" macht und zwar eine (für seine Verhältnisse) große Hollywood-Produktion nach fremdem Drehbuch inszeniert. Aber je nach persönlicher Einstellung zu diesem Filmemacher braucht man beim Ergebnis weder Angst noch Hoffnung auf etwas völlig Ungewohntes zu haben. Denn "Cop Out" ist im Großen und Ganzen trotzdem ein typischer Kevin Smith-Film geworden.
Das beginnt schon beim Gimmick, welcher die Handlung um die beiden eher erfolglosen und aktuell besonders frustrierten Polizisten Jimmy (Bruce Willis) und Paul (Tracy Morgan) so richtig in Gang bringt. Denn um die Finanzierung von Töchterleins Hochzeit nicht dem verhassten neuen Freund seiner Ex-Frau (Smith-Spezi Jason Lee) überlassen zu müssen, sieht sich Jimmy gezwungen den heiligen Gral seiner Baseball-Kartensammlung zu verkaufen, ein signiertes Prachtexemplar von 1952. Da sein langjähriger Partner Paul jedoch mit seinen eigenen Eheproblemen beschäftigt ist und so im falschen Moment nicht richtig aufpasst, fallen Jimmy und die Karte einem Raubüberfall zum Opfer. Sowieso gerade wegen eines komplett versemmelten Einsatzes vom Dienst suspendiert, machen sich die beiden Frustrierten umgehend auf die Jagd nach dem Dieb und finden diesen auch recht schnell in Gestalt des Kleinkriminellen Dave (Seann William Scott). Der hat das teure Teil jedoch längst an den örtlichen Paten weiter verhökert, und mit dem ist grundsätzlich nicht besonders gut Kirschen essen. Was unsere beiden Freunde aber keineswegs davon abhält, dessen Laden trotzdem mal ein bisschen aufzumischen.
Wenn Paul bei einem Verhör den Begriff "Hommage" verwendet ohne überhaupt dessen Bedeutung zu kennen, dann gibt er damit einen deutlichen Hinweis auf das, was "Cop Out" darstellt und was den Film auch erstmal grundsätzlich sympathisch macht: Er huldigt nämlich ganz unverhohlen dem eigentlich längst aus der Mode gekommenen "Buddy"-Polizeifilm der 80er Jahre. Zwei ungleiche Charaktere, die sich zwar ständig anpflaumen, im Grunde aber natürlich trotzdem mögen und mit lockeren Sprüchen durch eine genauso unsinnige wie irrelevante Handlung stolpern. Da denkt man zuerst an Eddie Murphy in "Nur 48 Stunden" oder den besonders erfolgreichen "Beverly Hills Cop", an Mel Gibson und Danny Glover in den "Lethal Weapon"-Filmen, aber auch Bruce Willis selbst leistete mit "The Last Boyscout" einen vor zitierwürdigen One-Linern geradezu übersprudelnden Beitrag zum Genre, das in den 90ern mit den "Bad Boys"-Filmen immer grimmiger wurde, bis es schließlich ein wenig aus der Mode kam.
Nun ist es also wieder da und wird auch noch stilecht untermalt von einem Retro-Soundtrack des guten alten Harold Faltermeyer. Schon Bruce Willis' Gesichtsausdruck vermittelt konsequent den Eindruck, dass man das Ganze hier bitte nicht allzu ernst nehmen sollte, er selbst tut es nämlich auch nicht, hat aber anscheinend durchaus seinen Spaß dabei. Die Chemie mit Partner Tracy Morgan (Co-Star der in den USA sehr erfolgreichen TV-Serie "30 Rock") ist allerdings nicht überragend und eher ein Schwachpunkt des Films. Wesentlich besser nutzt nämlich im Vergleich zu Morgan der unverwüstliche Seann William Scott seine kurze Leinwandzeit. Das vermeintliche One-Trick-Pony aus den "American Pie"-Filmen hat sich erstaunlich gut in der Branche etabliert und kreiert mit seinem hyperaktiven und dauergrinsenden Möchtegern-Gangster Dave eine Figur mit Erinnerungswert, und die Szene, in der er die beiden Cops im Auto fast in den Wahnsinn treibt, hat vielleicht sogar das Zeug zum kleinen Klassiker.
Wenn gleich in den ersten Minuten mit einem wahren Schwall von Filmzitaten um sich geworfen wird, inklusive einer "Schweinebacke", die Bruce "Jimmy" Willis leider nicht richtig zuordnen kann, dann fällt es schwer zu glauben, dass da nicht doch Kevin Smith selbst seine Finger im Spiel hatte und den offiziell fürs Drehbuch verantwortlich zeichnenden Cullen-Brüdern wohl doch ein paar Sätze in die Blöcke notierte. Dementsprechend macht die erste Hälfte von "Cop Out" auch ordentlich Spaß, denn man kriegt das Grinsen zunächst mal kaum aus dem Gesicht.
Leider geht es aber nicht durchgehend so weiter, denn im Mittelteil hängt der Film ein wenig durch und auch die hübsche Idee mit der Baseball-Karte gerät zeitweise völlig in den Hintergrund, als dann in Form der rassigen Mexikanerin Gabriela (Ana De La Reguera) auch noch eine eigentlich überflüssige, aber wohl wieder mal unvermeidliche Frauenfigur auftaucht. Die zieht die Handlung nur unnötig in die Länge und ist zudem der Anlass für die recht merkwürdigen Sequenzen, in denen der sadistische Anführer der Gangster einige genauso makabere wie brutale Folteraktionen durchführen lässt. Szenen, die mit der darin gezeigten Härte so gar nicht zum locker-leichten Ton des restlichen Films passen wollen.
Ein dicker Minuspunkt, während man sich bei den routinierten Actionszenen schadlos hält, obwohl viele Skeptiker im Vorfeld gerade dort die größten Hürden für den Dialogkünstler Smith verortet hatten. Man darf aber annehmen, dass die Verantwortung für das Arrangement hier weniger beim Regisseur als bei den entsprechenden Spezialisten lag.
Ein "echter Kevin Smith" also auch deshalb, weil dessen erste Auftragsproduktion am Ende genauso durchschnittlich daherkommt und im Mittelmaß hängen bleibt wie sein übriges Werk der letzten Jahre. Aber immerhin: Der befürchtete Reinfall ist "Cop Out" keinesfalls geworden und dank seiner insgesamt sympathischen Attitüde und mehr als nur einer Handvoll gelungener Gags schlägt das Pendel insgesamt sogar etwas mehr nach oben aus als nach unten.
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