Im 26. Jahrhundert hat die Menschheit neue Gebiete des Weltalls kolonialisiert und hält diese durch eine mächtige Koalition mit dem Namen "Allianz" zusammen. Nach einem verlorenen Bürgerkrieg durchstreift der ehemalige Widerstandskämpfer Malcolm Reynolds (Nathan Fillion) zusammen mit seiner loyalen Crew und dem Raumschiff "Serenity" den äußeren Rand der Galaxie und hält sich mit kleineren Aufträgen über Wasser. Ungewollt rückt die "Serenity" jedoch in den Blickpunkt der Mächtigen und ihrer Häscher, denn an Bord befindet sich auch die telepathisch begabte River (Summer Glau). Deren Fähigkeiten und Wissen stellen anscheinend eine ernsthafte Bedrohung für die Allianz dar, und ihre Anwesenheit droht daher auch die bisher so eingeschworene Mannschaft zu spalten.
Diese kurze Einführung soll als Inhaltsangabe bereits genügen, denn es ist absolut nicht notwendig, hier auf die weiteren Entwicklungen und Wendungen der Geschichte näher einzugehen. Nur soviel sei gesagt: Drehbuchautor und Regisseur Joss Whedon hat sich für die Leinwandpremiere seiner Helden eine recht clevere, runde und in sich schlüssige Story ausgedacht - was ja nicht selbstverständlich ist im mittlerweile von spektakulären Effekten dominierten Genre der Weltraum-Science-Fiction.
Dass diese Geschichte dabei gut für sich stehen kann, ist umso bemerkenswerter, da es sich hier gar nicht um so "neue Welten" handelt, wie uns der deutsche Verleihtitel glauben machen will. Denn vorher gab es schließlich schon die 15 Episoden der Fernsehserie "Firefly", in denen dieselbe Crew bereits einige Abenteuer erleben durfte. Dann aber zog man beim ungeduldigen US-Sender Fox den Stecker und schickte damit das neue Projekt vom bis dato so erfolgsverwöhnten "Buffy"-Erfinder Whedon ins Seriennirwana. Aus dem es nun wundersamer Weise wieder auftaucht, denn wo hat man je davon gehört, dass aus einer erfolglosen TV-Serie ein wesentlich aufwändigerer Kinofilm gemacht wird? Aber wir befinden uns in Zeiten, in denen allein die DVD-Verkäufe schon über die Zukunft einer Franchise entscheiden können, und die waren bei "Firefly" eben außergewöhnlich gut. Und warum nicht die SciFi-Lücke füllen, die das nun vollendete "Star Wars" und das sich in einer hoffentlich nur kreativen Pause befindliche "Star Trek" hinterlassen haben?
Wer die Serie (die erst zum Start des Kinofilms auch in deutscher Sprache verfügbar ist) nie gesehen, aber zumindest ab und zu mal bei "Buffy" oder "Angel" reingeschaut hat, könnte bereits eine Ahnung haben, wohin der neue Ansatz des Schöpfers dieser Serien führt. Nämlich ganz klar in Richtung frischer, interessanter Charaktere und ausgefeilter Dialoge mit reichlich Wortwitz. Dafür steht der Name Whedon, und genau das konnte er glücklicherweise auch in "Serenity" herüberretten. Hier lässt man die handelnden Personen nicht nur ein paar steife Sätze aufsagen, sondern präsentiert sie als glaubwürdige und emotional agierende Figuren. Spannungen und Meinungsverschiedenheiten untereinander sind genauso inklusive wie die eine oder andere Schwäche oder bei Sympathieträgern eher unerwartete Charaktereigenschaft. Insbesondere Nathan Fillions Captain Reynolds handelt dabei nicht immer nur zum Wohle seiner Crew, wenn er z.B. die einsame Entscheidung fällt, die verfolgte River an Bord zu behalten, ohne dafür auch eine halbwegs überzeugende Begründung zu liefern.
Das Alles soll natürlich nicht heißen, dass es hier nun gar keine Spezialeffekte gibt, so sind unter anderem die bereits aus der Serie bekannten, sehr bedrohlichen "Reavers" gut gelungen. Aber die soliden Tricks stehen dabei ganz klar im Hintergrund der sich rasant entfaltenden Handlung und dienen nicht als Selbstzweck. Zusammen mit den im Vergleich zu "Firefly" etwas zurückgenommenen Westernanleihen ergibt das einen interessanten Genremix plus einer Prise sehr trockenen Humors, der für durchgehend gute Laune beim Publikum sorgt und trotzdem dosiert genug eingesetzt wird, um das Ganze nicht ins Lächerliche zu ziehen. Denn dass es sich bei den Aktionen von Jägern und Gejagten nicht um ein harmloses Kaffeekränzchen handelt, wird spätestens daran deutlich, wie wenig zimperlich Whedon hier mit seinen Stammcharakteren umspringt, von denen sich daher auch keiner zu sicher fühlen darf.
"Serenity" erreicht somit fast mühelos sein großes Ziel, eine erfrischende und sehr unterhaltsame Variante der klassischen Space Opera abzuliefern. Damit jetzt auch das große Publikum außerhalb der mit Recht "Kult" rufenden Fangemeinde zu erreichen, ist aber eine wohl noch viel größere und schwerere Aufgabe. Sie möge gelingen.
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