Als der alternde Börsenmakler Pembroke sich von einen auf den anderen Tag aus seinem Wall Street-Unternehmen zurück zieht um in einem Schweizer Sanatorium nach Erholung zu suchen, schickt die besorgte Chefetage den jungen Mr. Lockhart (Dane DeHaan) in die beschauliche europäische Provinz, um den widerspenstigen Manager möglichst schnell zurück zu holen. Schlecht gelaunt und von der lästigen Aufgabe wenig begeistert, erreicht Lockhart das auf den ersten Blick idyllische Alpenresort, kann dort aber zunächst nicht zu seiner Zielperson vordringen. Auch ein Gespräch mit dem Institutsleiter Dr. Volmer (Jason Isaacs) bringt ihn nicht voran, der eigenwillige Mediziner scheint wenig gewillt einen Einblick in seine Behandlungsmethoden zu geben. Eine Begegnung mit der sich geheimnisvoll gebenden jungen Patientin Hannah (Mia Goth) verstört Lockhart noch ein wenig mehr, teilt diese ihm doch mit, dass noch nie jemand die Klinik wieder verlassen hat. Auch Lockhart droht dieses Schicksal, denn sehr bald diagnostiziert man bei ihm vermeintliche Symptome, die einen längeren Aufenthalt erfordern sollen. Aber als ein Unfall ihn endgültig an die Anlage fesselt, beginnt er mit intensiveren Nachforschungen und bald stellt sich die Frage, ob Lockhart etwa an Halluzinationen leidet oder ob er und die anderen Patienten von der Anstaltsleitung in eine bestimmte Richtung manipuliert werden.
Nach mehreren großen Erfolgen („die ersten drei „Fluch der Karibik“-Filme) und einem kolossalen Flop („Lone Ranger“) im teuren Blockbuster-Kino kehrt Regisseur Gore Verbinski mit der von ihm selbst verfassten Grusel-Story „A Cure for Wellness“ in die Genregefilde zurück, in denen er mit „Ring“ einst seinen ersten großen Erfolg landen konnte. Das Ergebnis ist dabei ein etwas unausgegorener, aber höchst interessanter Mix aus Psycho-Thriller, Selbstfindungstrip und klassischem Gothic-Horror. Eine Mischung, die in den USA weder beim Publikum, noch bei den meisten Kritikern besonders gut ankam, sich aber doch wohltuend vom sonst aus Hollywood gelieferten Genre-Einerlei abhebt.
Es ist allerdings tatsächlich keine leichte Kost, die Verbinski seinem Publikum hier anbietet, der Filmemacher selbst sieht seine Geschichte als Parabel auf die Überflussgesellschaft, was vor allem in seiner Darstellung der unmenschlich-kalten Businesswelt deutlich wird, zu der eben auch der ehrgeizige und nicht gerade vor Lebensfreude sprühende Mr. Lockhart gehört. „Nur wenn wir wissen, woran wie leiden, können wir darauf hoffen, ein Heilmittel zu finden“, lautet einer der Kernsätze des Films und die Hauptfigur weiß es hier definitiv lange Zeit nicht.
Die grundsätzlichen Ähnlichkeiten zur Handlung von „Shutter Island“ sind nicht zu übersehen, denn auch hier bleibt lange unklar, ob der Hauptprotagonist langsam in den Wahnsinn abdriftet oder ob es doch eher die Klinikleitung ist, die Übles im Schilde führt. Allerdings nimmt die Geschichte dann doch Kurs in eine gänzlich andere Richtung, eine die aber sicher nicht allen gefallen wird, die sich zuvor am recht feinsinnigen, psychologischen Drama erfreuen konnten. Darin liefern sich Dane DeHaan („Chronicles“, „Amazing Spider-Man“ , „Life“), Hollywoods aktuelle Stammbesetzung für seelisch leicht derangierte Charaktere, und Jason Isaacs als eiskalter Herr über die merkwürdige Einrichtung ein durchaus packendes Psycho-Duell, das allerdings mit ungleichen Mitteln geführt wird. Die Torturen, denen Lockhart auf Anweisung Dr. Volmers ausgesetzt wird, sind, nun ja, „einfallsreich“ und auch für den Betrachter eine optisch oft schmerzhafte Prüfung (Stichworte Zahnbehandlung und Aale).
Überhaupt sind Atmosphäre und Ausstattung das gewichtigste Pfund der Produktion, die mit einem der untypischsten Settings aufwarten kann, dass es in einer US-Horrorproduktion je gegeben hat. Gedreht wurde die in der Schweiz spielende Geschichte nämlich überwiegend in Deutschland, für die Außenaufnahmen diente das Schloss Hohenzollern als Kulisse und fürs Innendekor richtete man sich in der ehemaligen Militär-Klinik Belitz-Heilstätten in der Nähe Berlins ein. Beide Drehorte sorgen für eine genauso kühle wie morbide Stimmung, die sich dominant über den gesamten Film legt. Zum Urlaub machen lädt diese unheimliche Umgebung nicht wirklich ein, doch die Patienten scheinen sich darin merkwürdigerweise so wohl zu fühlen, dass sie überhaupt nicht mehr gehen möchten.
So überzeugend der Aufbau und die Kulisse von „A Cure for Wellness“ grundsätzlich gelungen sind, so knifflig ist die im Verlauf zu absolvierende Gratwanderung wenn es um die schlussendliche Auflösung des Mysteriums geht. Die mag man dann - je nach Betrachtungsweise – als in sich schlüssig oder aber als puren Trash ansehen und es ist sehr wahrscheinlich, dass genau dieser vorgenommene Stilwechsel dem Erfolg des Films massiv geschadet hat. Man sollte sich davon aber trotzdem nicht abschrecken lassen, denn selbst wenn einem die Auflösung eventuell nicht gefällt, so durfte man doch bis dahin einem höchst spannenden und ausgezeichnet inszenierten Psycho-Thriller beiwohnen, für den sich der Kinobesuch allemal lohnt.
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