A Cure for Wellness

Originaltitel
A Cure for Wellness
Jahr
2017
Laufzeit
127 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 22. Februar 2017

wellness 1Als der alternde Börsenmakler Pembroke sich von einen auf den anderen Tag aus seinem Wall Street-Unternehmen zurück zieht um in einem Schweizer Sanatorium nach Erholung zu suchen, schickt die besorgte Chefetage den jungen Mr. Lockhart (Dane DeHaan) in die beschauliche europäische Provinz, um den widerspenstigen Manager möglichst schnell zurück zu holen. Schlecht gelaunt und von der lästigen Aufgabe wenig begeistert, erreicht Lockhart das auf den ersten Blick idyllische Alpenresort, kann dort aber zunächst nicht zu seiner Zielperson vordringen. Auch ein Gespräch mit dem Institutsleiter Dr. Volmer (Jason Isaacs) bringt ihn nicht voran, der eigenwillige Mediziner scheint wenig gewillt einen Einblick in seine Behandlungsmethoden zu geben. Eine Begegnung mit der sich geheimnisvoll gebenden jungen Patientin Hannah (Mia Goth) verstört Lockhart noch ein wenig mehr, teilt diese ihm doch mit, dass noch nie jemand die Klinik wieder verlassen hat. Auch Lockhart droht dieses Schicksal, denn sehr bald diagnostiziert man bei ihm vermeintliche Symptome, die einen längeren Aufenthalt erfordern sollen. Aber als ein Unfall ihn endgültig an die Anlage fesselt, beginnt er mit intensiveren Nachforschungen und bald stellt sich die Frage, ob Lockhart etwa an Halluzinationen leidet oder ob er und die anderen Patienten von der Anstaltsleitung in eine bestimmte Richtung manipuliert werden.
 

wellness 2Nach mehreren großen Erfolgen („die ersten drei „Fluch der Karibik“-Filme) und einem kolossalen Flop („Lone Ranger“) im teuren Blockbuster-Kino kehrt Regisseur Gore Verbinski mit der von ihm selbst verfassten Grusel-Story „A Cure for Wellness“ in die Genregefilde zurück, in denen er mit „Ring“ einst seinen ersten großen Erfolg landen konnte. Das Ergebnis ist dabei ein etwas unausgegorener, aber höchst interessanter Mix aus Psycho-Thriller, Selbstfindungstrip und klassischem Gothic-Horror. Eine Mischung, die in den USA weder beim Publikum, noch bei den meisten Kritikern besonders gut ankam, sich aber doch wohltuend vom sonst aus Hollywood gelieferten Genre-Einerlei abhebt.

Es ist allerdings tatsächlich keine leichte Kost, die Verbinski seinem Publikum hier anbietet, der Filmemacher selbst sieht seine Geschichte als Parabel auf die Überflussgesellschaft, was vor allem in seiner Darstellung der unmenschlich-kalten Businesswelt deutlich wird, zu der eben auch der ehrgeizige und nicht gerade vor Lebensfreude sprühende Mr. Lockhart gehört. „Nur wenn wir wissen, woran wie leiden, können wir darauf hoffen, ein Heilmittel zu finden“, lautet einer der Kernsätze des Films und die Hauptfigur weiß es hier definitiv lange Zeit nicht.

wellness 3Die grundsätzlichen Ähnlichkeiten zur Handlung von „Shutter Island“ sind nicht zu übersehen, denn auch hier bleibt lange unklar, ob der Hauptprotagonist langsam in den Wahnsinn abdriftet oder ob es doch eher die Klinikleitung ist, die Übles im Schilde führt. Allerdings nimmt die Geschichte dann doch Kurs in eine gänzlich andere Richtung, eine die aber sicher nicht allen gefallen wird, die sich zuvor am recht feinsinnigen, psychologischen Drama erfreuen konnten. Darin liefern sich Dane DeHaan („Chronicles“, „Amazing Spider-Man“ , „Life“), Hollywoods aktuelle Stammbesetzung für seelisch leicht derangierte Charaktere, und Jason Isaacs als eiskalter Herr über die merkwürdige Einrichtung ein durchaus packendes Psycho-Duell, das allerdings mit ungleichen Mitteln geführt wird. Die Torturen, denen Lockhart auf Anweisung Dr. Volmers ausgesetzt wird, sind, nun ja, „einfallsreich“ und auch für den Betrachter eine optisch oft schmerzhafte Prüfung (Stichworte Zahnbehandlung und Aale).

Überhaupt sind Atmosphäre und Ausstattung das gewichtigste Pfund der Produktion, die mit einem der untypischsten Settings aufwarten kann, dass es in einer US-Horrorproduktion je gegeben hat. Gedreht wurde die in der Schweiz spielende Geschichte nämlich überwiegend in Deutschland, für die Außenaufnahmen diente das Schloss Hohenzollern als Kulisse und fürs Innendekor richtete man sich in der ehemaligen Militär-Klinik Belitz-Heilstätten in der Nähe Berlins ein. Beide Drehorte sorgen für eine genauso kühle wie morbide Stimmung, die sich dominant über den gesamten Film legt. Zum Urlaub machen lädt diese unheimliche Umgebung nicht wirklich ein, doch die Patienten scheinen sich darin merkwürdigerweise so wohl zu fühlen, dass sie überhaupt nicht mehr gehen möchten.

wellness 4So überzeugend der Aufbau und die Kulisse von „A Cure for Wellness“ grundsätzlich gelungen sind, so knifflig ist die im Verlauf zu absolvierende Gratwanderung wenn es um die schlussendliche Auflösung des Mysteriums geht. Die mag man dann - je nach Betrachtungsweise – als in sich schlüssig oder aber als puren Trash ansehen und es ist sehr wahrscheinlich, dass genau dieser vorgenommene Stilwechsel dem Erfolg des Films massiv geschadet hat. Man sollte sich davon aber trotzdem nicht abschrecken lassen, denn selbst wenn einem die Auflösung eventuell nicht gefällt, so durfte man doch bis dahin einem höchst spannenden und ausgezeichnet inszenierten Psycho-Thriller beiwohnen, für den sich der Kinobesuch allemal lohnt.

Bilder: Copyright

Ich verstehe immer nicht so ganz warum unschuldige Orte und Landschaften als "Horrorkulissen" herhalten müssen. Zuletzt ist mir das in "Black Forest" aufgefallen.
Wenn man mal wirklich im Wald ist merkt man schnell dass es da absolut nicht so grau, düster und verlassen zugeht sondern dass es sich beim Wald eher um eine Lebenskraft ausstrahlende Erhohlungs-Oase von der durch menschen kaputtgemachten Umwelt der Städte ist.
Nun muss also dass Schloss Hohenzollern als "Horrorkulisse" herhalten.

Irgendwie seltsam, dass man im Kino alles so ins schreckliche drehen muss. Das passt doch weder mit dem Ort noch letztlich mit der hiesigen Kultur zusammen – ist das vielleicht amerikanisch importierter aufoktroierter Nonsense?
So ähnlich wie der Import von "Halloween"?

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7
7/10

Nee, ghast,

Das sind ganz althergebrachte kulturelle Topoi. Ob man die Märchen der Gebrüder nimmt, die ungefähr zeitgleich niedergeschriebenen Texte der deutschen Romantiker von Tieck bis Novalis, den Wald in mittelalterlichen Ritterebenen oder was alten Göttern wie Odin und Thor passiert, wenn die sich in die Wallachei aufmachen... also schon allein in einem deutschsprachigen Bezugsrahmen gibt es Gruselwald noch und nöcher. An unheimlichen Burgen und verfallenen Gemäuern mangelt es in vielen der genannten Beispiele auch nicht. Und wenn man sich westwärts in der englischen, französischen oder in der anderen Himmelsrichtung russischen oder auch japanischen Literatur und Folklore umguckt, sieht es dort auch nicht viel anders aus. Und das schon lange vor der Erfindung des Kinos.

"Hollywood" kann man sicher mit Recht vorwerfen, dass es einen Haufen zweifelhafter Werte perpetuiert. Das mit der unheimlichen Natur oder anderen gar schröcklichen Orten geht aber sicher nicht allein auf seine Kappe.

Und das mit dem Wald als Lebenskraft spendender Erholungs-Oase lässt sich sicherlich leicht sagen, wenn dort keine Wölfe und Bären mehr auf der Suche nach Mittagessen sind und man sich (nachdem man so richtig ordentlich Lebenskraft getankt hat) wieder in 5 1/2 Minuten zurück in seinen sicheren Kulturraum begeben kann. Noch um 1800 herum hat sich das sicherlich ein ganzes Stück anders angefühlt.

Die Burg Hohenzollern dagegen, als lustiges Fantasieschloss für das mit moderner Technologie eine Idee von Mittelalter mit mehr als 400 Jahren Verspätung gebaut wurde, die finde ich auch eher lustig als unheimlich. Doch wie bereits erwähnt in gotischen Gemäuern spuckts sich halt schön.

*Der Rest des Textes enthält LEICHTE SPOILER *
Das führt dann auch nach langem brabbel zum eigentlichen Film, für den die in der Rezension angeführten Begriffe "in sich schlüssig" und "purer Trash" in Kombination miteinander hervorragend den Spaß beschreiben, den man mit diesem Film haben kann. Aufs Glatteis geführt wie in Scorcese's "Shutter Island" oder vielleicht auch "The Machinist" oder anderen Mindfuck-Filmen dieser Art wird man hier nämlich nicht, obwohl der Film seine Spannung für einen guten Teil seiner Laufzeit aus einem ähnlichen Gefühl der Paranoia ziehen kann. Dennoch ist das hier einfach eine hübsch altmodische Räuberpistole, die relativ ernst, und damit umso amüsanter, von vorne bis hinten durchexerziert wird. Amüsieren kann man sich damit großartig, zumal es technisch versiert gemacht ist und mit seinen preußischen Settings auch neues Futter für das Auge bietet.
Sauer aufgestoßen sind mir persönlich die Vermischung von Sex und Gewalt als Plotmotor und die größtenteils ziemlich passive weibliche Hauptrolle. Ist aber auch nicht so, als ob man sich damit nicht in anderen Filmen genauso herumschlagen müsste.
Alles in allem schöner, unterhaltsamer Unfug.

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5
5/10

Wunderschöne Bilder und solide Schauspieler ergeben noch keinen guten Film. Und wenn sich dieser auch noch aufgeblasene 127 Minuten lang einzig und allein mit der Frage beschäftigt, was in diesem sonderbaren Sanatorium vor sich geht, dann sollte man am Ende auch mit einer vernünftigen, plausiblen oder zumindest halbwegs glaubwürdigen Auflösung rechnen dürfen. Und genau hier versagt dieses aufgedunsene Machwerk auf der ganzen Linie. Denn der wilde Mix aus "Phantom der Oper", "Gothika" und "Der Bergdoktor" weiß scheinbar selbst nicht so genau warum eigentlich wer und wozu und weshalb alles so ist wie es ist. Hauptsache wir haben noch ein großes Feuer am Ende und entsprechend schöne Bilder. Da spielt es dann schon gar keine Rolle mehr, warum man den querulanten Helden von Anfang bis Ende des Films gewähren lässt, ohne ihn ernsthaft daran zu hindern alles auf den Kopf zu stellen. Dieser viel zu lang geratene Adelholzener-Quellwasser-Werbeclip ist größtenteils langweilig und - obwohl er zeitgemäße Gesellschaftskritik übt - viel zu altmodisch geraten. Schade um die wirklich schöne Bergkulisse und die äußerst stimmungsvolle Atmosphäre in den herrlich skurrilen, steampunkähnlichen Behandlungsräumen.

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