Rund 15 Jahre hat Chris Meledandri in führender Position für die 20th Century Fox gearbeitet und dabei als Leiter der Animationssparte Erfolge wie die "Ice Age"-Filme oder "Alvin und die Chipmunks" hervorgebracht. Nun wechselte er zu Universal und soll dafür sorgen, dass es auch dort nach dem Ende der exklusiven Zusammenarbeit mit Dreamworks und dem damit einhergehenden Verlust von Marken wie "Shrek" oder "Madagascar" in diesem wichtigen Bereich erfolgreich weitergeht. Und als erfolgreich darf man seinen ersten Beitrag "Ich - Einfach unverbesserlich" nach einem US-Kasseneinspiel von rund 250 Millionen Dollar bereits jetzt bezeichnen. Mit einer heutzutage eher ungewöhnlichen Verspätung von fast drei Monaten kommt der Film nun auch zu uns und dürfte hier ebenfalls für zufriedene Gesichter sorgen - und zwar bei Kinobetreibern UND Publikum.
Denn als Hauptfigur hat man sich ungewöhnlicherweise für einen etwas dicklichen, vergrämten, mittelalten Herren namens Gru (Synchronsprecher: Oliver Rohrbeck) entschieden, dessen größtes Vergnügen es ist, kleine Kinder zu ärgern und der von nichts anderem träumt als dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Allerdings müssen diese Taten finanziert werden und da kommt es Gru gar nicht recht, dass ihm mit dem arroganten Lümmel Vector (Jan Delay) ein neuer und bedauerlicherweise außerordentlich begabter Meisterdieb bei der Kreditvergabe durch die "Bank des Bösen" (früher übrigens Lehman Brothers) Konkurrenz macht. Um an ein wichtiges Utensil in Vectors perfekt gesicherter Villa zu kommen, benötigt Gru daher die Hilfe einer Gruppe gutmütiger Wesen in Form von drei Waisenkindern. Die werden kurzerhand adoptiert, ohne zu ahnen für welch düstere Zwecke sie eingespannt werden sollen. Oder sollte es den Kindern etwa gelingen, doch noch dass kalte Herz des gemeinen Gru zu erweichen?
Nein, auch dieser harmlose Familienfilm wagt es natürlich nicht, seine zunächst negativ gezeichnete Hauptfigur durchgehend als solche zu belassen, und die "Läuterung" des Herrn mit schwerer Kindheit ist daher unvermeidlich. Aber geschenkt, denn alles andere wäre vermutlich wirklich der kommerzielle Todesstoß für ein derartig ausgerichtetes Projekt und es ändert ja schließlich nichts an dem Spaß, den uns der fiese Gru bis zum leicht süßlichen Finale schon gemacht hat.
"Wer Tiere und kleine Kinder hasst, der kann kein völlig schlechter Mensch sein" erkannte schon vor langer Zeit der Stummfilmkomiker W.C. Fields und getreu dieser Devise macht sich Gru in der ersten Filmhälfte daran unsere Herzen zu gewinnen, indem er fröhlich Luftballons zerstört und kleinen Kindern das Eis klaut. Dass seine zahlreichen Helferlein in Form der winzigen, äußerlich irgendwo zwischen Kartoffeln und Batterien angesiedelten Minions in Wahrheit furchtbar niedlich und witzig sind, entgeht ihm glücklicherweise. Schließlich sind sie auch gerne mal genauso bösartig wie ihr Meister und selbstredend haben wir es hier mit den unverzichtbaren, drolligen kleinen Nebenfiguren zu tun, auf die das Genre kaum verzichten kann. Immerhin: Die "Minions" sind allemal ausreichend originell und anarchisch geraten um als klare Bereicherung durchzugehen und dürften vermutlich sogar einen ähnlichen Kultcharakter erreichen wie die Pinguine aus "Madagascar" oder der der frustrierte Nager Scrat aus Meledandris "Ice Age"-Filmen.
Ansonsten ist die Trefferquote der zündenden Gags recht hoch, das Tempo und die Zahl der irrwitzigen Einfälle sind es ebenso. Die 3D-Effekte gehen als guter Durchschnitt durch und der eigentlich etwas nervigen Figur des nerdigen Gegenspielers gibt Rapper Jan Delay mit seiner markanten Stimme in der deutschen Fassung sogar noch etwas ganz Eigenes. Von der Tiefe und Vielschichtigkeit, die vor allem die Pixar-Werke immer wieder auszeichnet, ist "Ich - Einfach unverbesserlich" zwar ein ganzes Stückchen entfernt, auf der reinen Spaß- und Unterhaltungsebene funktioniert der Film aber ausgezeichnet und kann absolut überzeugen.
Neuen Kommentar hinzufügen