The Hateful Eight

Originaltitel
The Hateful EIght
Land
Jahr
2015
Laufzeit
167 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Simon Staake / 27. Januar 2016

Ein Schneesturm fegt über die Weiten Wyomings. Eine Postkutsche versucht, diesem gerade noch zu entkommen. An Bord sind der Kopfgeldjäger John Ruth, genannt „der Henker“, da er seine Beute grundsätzlich lebend abliefert, um diese am Galgen baumeln zu sehen. Er hat Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) bei sich, die ihrer Verurteilung in Red Rock entgegensieht. Durch die Umstände wird der Tross um zwei weitere Männer erweitert: Den Kopfgeldjäger und ehemaligen Nordstaatensoldat Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und den angeblichen neuen Sheriff von Red Rock, den ehemaligen Südstaatenrebellen Chris Mannix (Walton Goggins). Die Kutsche mit ihrem Fahrer O.B. (James Parks) schafft es bis zu Minnies Kurzwarenladen inmitten der Einöde. Minnie selbst ist merkwürdigerweise abwesend, der mysteriöse Mexikaner Bob (Demian Bichir) hat die Betreuung des Ladens übernommen. Zudem sind bereits die Gäste einer anderen Postkutsche eingetroffen: der exzentrische englische Henker Oswaldo Mobray (Tim Roth), der schweigsame Cowboy Joe Gage (Michael Madsen) und der alte Südstaatengeneral Sanford Smithers (Bruce Dern). „Einer von denen hier ist nicht, was er vorgibt zu sein“ erklärt der misstrauische Ruth Warren, und am Ende der Nacht wird er recht behalten haben. Am Ende der Nacht wird auch etliches Blut die Dielen von Minnies Kurzwarenladen entlangrinnen...
 

Zu Beginn seiner Karriere, als Quentin Tarantino mit dem Doppelschlag „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ zu seiner eigenen Marke wurde, kursierte schnell das Adjektiv Tarantinoesk. Damals meinte (und missverstand) man damit coole Gangster, die sich durch ordentlich Popkulturreferenzen und einen mehr oder minder verschachtelten Plot kämpfen. Das Adjektiv Tarantinoesk kann im Jahr 2015 noch immer verwendet werden, aber die Bedeutung hat sich mittlerweile geändert. Noch immer kann man einen Tarantinofilm von denen jedes anderen Filmemachers unterscheiden. Die Frage ist mittlerweile nur: ist das immer auch eine gute Sache? Denn seit „Jackie Brown“ bedeutet Tarantinoesk ja auch „unnötige Überlänge“, und spätestens seit den beiden „Kill Bill“-Filmen (die jetzt nachträglich von ihm doch nur als ein einziger Film gewertet werden) oder zumindest „Deathproof“ ja auch „Endlose Verliebtheit in die eigenen Dialoge“. Mittlerweile macht es Tarantino ja grundsätzlich nicht mehr unter zweieinhalb Stunden und siedelt er seine Filme in Epochen an, in denen sein auch hier wieder völlig maßloser Gebrauch des Wortes „Nigger“ zumindest historisch verbürgt ist. Was Tarantinos Beharren darauf nicht weniger kindisch macht, ihn aber zumindest etwas absichert gegen die Attacken von Spike Lee und Co.

Was Tarantinos Filme in den letzten Jahren ausgezeichnet hat ist allerdings ihr Wandel zum Politischen, egal wie gut gelungen oder intelligent man jetzt Tarantinos Abhandlungen zum Thema Rassen, Rassismus oder Historie findet. Und in diese mit „Inglourious Basterds“ begonnene neue Phase des Tarantinoesken fällt jetzt auch „The Hateful Eight“. Aber nicht nur das, Tarantino schreibt seinem neuen Werk eine besondere politische Bedeutung und aktuelle Relevanz zu, was sich durch Tarantinos Aktivismus im Protest gegen die tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze noch verschärft hat. Die amerikanischen Polizeigewerkschaften rühmen sich nunmehr damit, dass ihr Aufruf gegen den vermeintlichen Polizeihasser Tarantino für den relativen Misserfolg der „Hateful Eight“ in den USA verantwortlich ist, aber das wäre dann vielleicht doch Selbstüberschätzung. Vielmehr ist „The Hateful Eight“ wieder mal ein schwierig zu bewerbendes und vermarktendes Stück Film, dessen Hauptverkaufsmerkmal eben der Name seines Schöpfers ist. Und bei dem man eben all das in Kauf nehmen muss – positiv wie negativ – was mittlerweile zum Adjektiv Tarantinoesk gehört.

Ein Problem von Tarantinos neuem Politikbewusstsein ist, dass Tarantino nun eben eher ein schlichtes Gemüt und nicht gerade ein riesiger politischer Denker ist und sein eher simples Beharken von den Problemen zwischen Schwarz und Weiß daher nicht halb so profund daher kommt, wie sein Schöpfer das wohl geplant hat. Es gibt in den auch hier wieder ausufernden Dialogen von jedem mit jedem viel Redundantes, aber Tarantino kondensiert seine Idee, was Schwarz und Weiß trennt, im Grunde auf zwei simple Thesen, die von den ursprünglichen Antipoden des Films vertreten werden: Der weiße Rassist, der für die Südstaaten und die Sklaverei kämpfende Chris Mannix sagt „Weiße können nur sicher sein, wenn die Schwarzen von ihnen eingeschüchtert sind“. Der schwarze Marquis Warren sagt später im Film „Schwarze können nur sicher sein, wenn die Weißen unbewaffnet sind“.

Natürlich steckt da ein bisschen Wahrheit drin, sicher auch ein bisschen bittere Ironie und auch ein wenig Relevanz für das, was gerade in den USA (zu Recht) thematisiert wird. Aber es steckt eben noch sehr viel mehr in diesem gesellschaftlichen Problemkomplex, und Tarantinos historische Epen verfehlen eben immer und sämtlich den Blick aufs große Ganze, bleiben eben immer und überall die pulp fiction, denen ihr Schöpfer in seinem Klassiker huldigte. Und so kann Tarantino dann auch mal eben ganz unhistorisch Hitler das Gesicht zerschießen lassen oder Django quasi im Alleingang der Bösartigkeit des Sklaventums ein paar Kugeln verpassen. Für Tarantino gibt es kein Problem der Weltgeschichte, dass ein entschlossener (Anti-)Held mit Knarre nicht lösen könnte.

Schon gut, werden jetzt einige Leser aufschreien, genug mit dem ganzen Politkram, rockt der Film denn wenigstens? Nein, dass tut er nicht. Dafür ist „The Hateful Eight“ wieder mal viel zu lang gezogen und überdehnt, zerrededet und verzettelt. Dass auch dieser Film nun wieder an der Dreistundenmarke kratzt (und diese in der sogenannten „Roadshow“-Version mit Ouvertüre und Entr'acte-Pause locker übersteigt) ist schlichtweg unnötig und kaum zu rechtfertigen. Die gesamte Geschichte bewegt sich so langsam, dass die erste Actionszene (sofern man sie denn so nennen will) erst nach anderthalb Stunden kommt. Und so richtig los geht es dann eigentlich auch erst noch ein Weilchen später. Dass Tarantino dann zum Schluss dafür umso mehr hinlangt, besonders in Sachen Gore und Blutvergießen, will dann auch nicht mehr viel ändern an dem Tempo eines Gletschers, das dieser Film zuweilen hinlegt. Zumindest ist sich Tarantino dessen mehr als gewahr, wenn Kurts Russells misstrauische Figur zu Anfang des Films immer wieder verlangt, die Leute um ihn herum mögen sich schön langsam „wie Molasse“ bewegen, oder wenn Warren später sagt: „Lasst uns mal langsam machen. Ganz langsam.“

Die schon angesprochene Roadshow-Version ist natürlich nur ein Gimmick, dazu ein ausgesprochen teures und letztendlich auch reichlich perverses. Da verkündete Tarantino, man könne „The Hateful Eight“ eigentlich nur auf dem obsoleten 70mm-Filmmaterial in Ultra-Panavision genießen, bewegte hunderte von Kinos dazu, sich teuer das rare Equipement (und die ebenso raren Filmvorführer, die dieses noch bedienen können) einzukaufen, und macht dann nach einer guten halben Stunde Schluss mit den beeindruckenden Schneekulissen Wyomings, da dann die restlichen 5/6 des Films wie ein Kammerspiel in einem einzigen Raum stattfinden, den Tarantino zudem nicht mal besonders beeindruckend abfilmt, um das teure Überformat zu rechtfertigen. Der 70mm-Stunt bleibt reines Geek-Gehabe anstatt filmischer Notwendigkeit. Noch kann sich ein Tarantino dies erlauben, da „The Hateful Eight“ aber angesichts dieser Extrakosten doch nicht wirklich genug eingespielt hat, um diesen Aufwand zu rechtfertigen, sind solche Spirenzchen vielleicht auch bald vorbei. Und eine Roadshow hätte ein Film wie „The Hateful Eight“ in den 1950ern und 1960ern sowieso nicht bekommen, denn für dieses visuelle Extravaganzen, spektakuläre Szenen und große Stars versprechende Show-Format ist dieser Film auch schlicht zu unspektakulär.

Unspektakulär ist natürlich nicht gleichbedeutend mit langweilig, auch wenn des Zuschauers Geduld hier doch ziemlich auf die Probe gestellt wird. Für sich genommen und im Vakuum ist eigentlich jede Szene von Tarantinos Stammensemble (darunter Tim Roth als Christoph Waltz-Kopie und ein zumeist erfreulich zurückgenommener Samuel L. Jackson) gut gespielt und interessant geschrieben, aber die Häufung von ähnlich verlaufenden Verhören, Dialogen und Meinungsverschiedenheiten ermüdet dann in ihrer Gesamtheit ein wenig. Etwas Pfeffer kommt dann in die Sache in den späteren Kapiteln des Films, die zum Teil mit Suspense im Hitchcock'schen Sinne arbeiten. Ansonsten erinnert „The Hateful Eight“ in seiner Kammerspielphase ein wenig an klassische „armchair detective“-Filme à la Agatha Christie, außer dass statt dem feinzüngigen Aristokraten Hercule Poirot nun der vulgäre Kopfgeldjäger Warren die Detektivrolle übernimmt.

Ein Held ist Warren freilich ebenso wenig wie die anderen Figuren hier, denn zumindest im Titel lügt Tarantino nicht: „Hateful“, also hasserfüllt, aber auch hassenswert, das sind bis auf den unschuldigen Postkutscher O.B. hier alle, und „The Hateful Eight“ ist bei Weitem Tarantinos misanthropischster Film. „People just ain't no good“ sang Nick Cave einst in seinen „Murder Ballads“, in dessen blutige Reihen man „The Hateful Eight“ problemlos stellen könnte, und Tarantino scheint ihm dort zuzustimmen. Er übertrifft sich hier selbst in der Art und Weise, wie sich jede Figur nach und nach als brutale, kleingeistige, rassistische, frauenfeindliche oder anderweitig unangenehme Person erweist. Auch das ist das neue tarantinoesk: Cool müssen seine Figuren nicht mehr sein, es können auch tumbe, hassenswerte Idioten sein. Was dem Spaßfaktor seiner Filme nicht unbedingt zuträglich ist. Angesichts dieser hassenswerten Figuren ist dann zumindest das von Tarantino gewählte Ende konsequent, auch wenn man es dadurch am Ende dieser fast drei Stunden frei mit Macbeth halten muss: A tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying... well, very little.

Das mag jetzt etwas zu hart klingen für einen Film, dem man eine Grundfaszination in fast jeder Szene nicht absprechen kann, und sei es nur um zu sehen, wohin Tarantino seine für ein stoisch-lakonisches Genre wie den Western völlig untypische Schwatzhaftigkeit denn führt. Diese Schwatzhaftigkeit gilt allerdings nicht, und das ist auch bemerkenswert, für die einzige Frau im Bunde, denn immer wenn Daisy in das allgemeine Gesabbel der Plaudertaschen um sie herum einstimmen will, gibt’s flugs ein paar aufs Maul. Das soll wohl ein Running Gag sein, aber über dessen Effektivität kann man streiten. Und sicherlich auch darüber, wie witzig es ist, wenn einer Frau „nur so zum Spaß“ die Nase gebrochen wird. Tarantinoesk heißt hier wohl auch: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

„The Hateful Eight“ ist ein Kuriosum von einem Film, der mehr verspricht als er hält, gleichzeitig aber gerade dadurch auch einen Blick wert ist. In anderen Worten: Die besprochenen Probleme des Films und die Idiosynkratien ihres Schöpfers sind untrennbar mit der Faszination des Streifens verbunden. Man kann diesen Film sehen, muss aber nicht, und man kann sich als Tarantino-Fan den Film ansehen und dann simultan in seiner Entscheidung bestätigt und trotzdem enttäuscht sein. „The Hateful Eight“ ist durch und durch das Werk seines Schöpfers, ist durch und durch tarantinoesk – positiv wie negativ. Hier mit Tendenz in Richtung Negativ.

Bilder: Copyright

7
7/10

Kann man fast alles so sehen wie Herr Staake, zum gleichen Schluss kommen tut man deswegen nicht zwangslaeufig. Das es sich hierbei "bei Weitem [um] Tarantinos misanthropischste[n] Film" handelt, soll hier ausdruecklich bestaetigt werden. Und damit ist er sicherlich, abhaengig von der persoenlichen Erwartungshaltung, eine zwiespaeltige Angelegenheit.

Mittelmaessig ist er deswegen jedoch nicht. Nur laesst er sich schwer als "Unterhaltung" im Sinne von... naja, eigentlich jedem anderen Tarantinofilm kategorisieren. Im Grunde verhandelt Tarantino in jedem seiner Filme auf aehnliche Weise Amerikas Verhaeltnis zur Gewalt und zu den Mythen, die wir uns selbst erzaehlen um diese zu legitimieren. Das hat er bisher immer durch die Mittel des C-Films und der Ironie getan.

Auch wenn Hateful 8 ironisch verbraemt um die Ecke kommt, so ist er doch eine ganze Ecke duesterer geraten, als fruehere Werke. Denn wo in der Tarantinowelt normalerweise Unrecht durch vorgeblich "gerechte" Gewalt gesuehnt wird, so gibt es hier keinen moralischen Unterbau, der das gezeigte legitimieren wuerde. Hier werden Menschen gehenkt... schoen langsam und in allen unangenehmen Details. Da werden Menschen erst an- und wenn sie blutend auf dem Boden liegen erschossen. Doch anders als in z.B. Kill Bill oder Inglorious Basterds wohnt dem ganzen dabei keine Coolness inne. Es st einfach nur unangenehm. Damit aber knuepft der Film im Grunde an die Moral an, die schon Pulp Fiktion wenig subtil in der Diner-Szene vorfuehrte: das nur der Verzicht auf Gewalt eine moralisch legitime Form der Konfliktloesung darstellt.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei "The Hateful 8" um das haesslichste aller trojanischen Pferde, die Tarantino ueber die Jahre ins Kino geschmuggelt hat. Und ich denke nicht, dass der Film in der gleichen Art und Weise "unterhalten" will, wie das meinetwegen Death Proof, oder Kill Bill, oder..., oder..., oder... tun. Er will hauptsaechlich weh tun. Ob er das effektiv macht, darf man wohl bezweifeln, wenn (wie in "meiner" Vorstellung am Weihnachtstag) der Grossteil des Kinopublikums waehrend der klimaktischen Szene johlt, groehlt und Beifall klatscht. Aber das Tarantino hier zumindest *versucht* hat, den blutgeilen Plebs anzufuettern und ihm dann seine haessliche Fratze im Zerrspiegel zu zeigen, das wollte ich hervorgehoben wissen.

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9
9/10

also ich kenne den herrn tarantino ja nicht persönlich und wage es deshalb auch nicht ihm ein simples gemüt zu unterstellen. herr staake hat mit das scheinbar zum vorteil.

das "gimmik" 70mm hat "mein" kino auch nur wenig vorlaufzeit und geld gekostet - das equipment und der saal waren ja schon da. zudem kommt der film ja auch in gewöhnlicher variante daher, von zwang also keine spur.

und im gegensatz zu der meist völlig unbeeindruckenden 3D geschichte, der man ungleich schwerer ausweichen kann, die einem die brille aufzwingt und die kinos zu tatsächlich sündteuren investitionen zwingt, habe ich persönlich die 70mm variante absolut genossen. laut tarantino liegt der fokus dabei gar nicht auf den landschaftsaufnahmen, sondern in der qualität und farbtiefe, wobei die vorteile der breite insbesondere bei den aufnahmen im raum auffällt. da der film hauptsächlich in einem raum spielt, ist es sehr angenehm von diesem mehr zu sehen. und zwar ganz ohne extra brille.

dass der film langsam und lange ist stimmt natürlich, gelangweilt habe ich mich allerdings nicht. ganz im gegenteil, ich fand den film äusserst spannend und abwechslungsreich, den spannungsbogen hervorragend konstruiert.

bemerkenswert fand ich, dass tarantino mit diesen film, wiedermal, eine neue richtung einschlägt. ich würde sie als detektivgerschichte beschreiben. das schauspiel war überzeugend und überrascht hat mich, dass waltz nicht schon wieder die gleiche rolle spielt wie sonst, sondern diesmal ein wenig anders beleuchtet wird.

insgesamt habe ich den eindruck, dass herr staake den herrn tarantino nicht mag, was er natürlich auch nicht muss, aber dem film gegenüber ungerecht ist. es steht tarantino drauf und man bekommt tarantino. und zwar sehr lange und sehr breit :)

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ich bin so frei und ergänze meinen kommentar noch um eine kurze passage die ich online gefunden habe - weil ich die bezeichnung "perverses gimmik" für die 7mm variante nicht nur persönlich höchst fragwürdig und einer filmszene unwürdig empfinde, sondern auch weil es schlichtweg falsch ist.

ich zitiere:

"Am Beeindruckendsten ist der Vergleich zu Digitalvideo:
1080p ist in Wohnzimmern zur Zeit etabliert. In Kinos (und auch bei Digitalkameras) ist mittlerweile 4K der Goldstandard. 70mm bietet aber so viel Bildinformation wie ein 12K(!)-Digital-Film. Alleine das sollte eigentlich alles sagen. Aber 70mm ist natürlich noch viel mehr ... zB bietet es Cinemascope-Format "out of the box", und der Look & Feel von Analog-Film ist besonders bei klassisch inszenierten Filmen natürlich unübertrefflich. 70mm ist nach wie vor die Königsklasse für Film - es wird nur selten verwendet, weil es extrem teuer und umständlicher ist, damit zu arbeiten."

danke fürs lesen.

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5
5/10

Eine schwere Prüfung für die Sitzmuskulatur...ob sie sich lohnt, liegt daran,
wie Tarantinoaffin man ist.
Der Hardcore-Fan wird jubeln, ob der aufgefeilten und spitzen Dialoge. Der
normale Kinogänger wird gähnen und ums eine oder andere mal auf die Ubr schauen.

Beide aber werden am Ende ein wenig Ekel verspüren. Also mir ging es so.

Was man an Splatter geboten bekommt, hätte in den 80er für eine locker, fröhliche
Indizierung gereicht und dem Film zu Schwarzmarktehren verholfen.
Heute scheint man das Schlachtfest nur noch mit einem müden "ab 16" abzutun.
"Schöne" neue Welt...

Noch einmal zum Anfang:
Ein verschneites Wyoming, Pferde in Zeitlupe und eine, gefühlte 30 minütige Ein-
stellung eines Wegkreuzes. Zum ersten mal wird der Zuschauer geprüft. Wird es doch
so langatmig, wie die anderen Kritiker sagen ?
Das hängt, wie ich erwähnte, vom Tarantino-Level ab. Ich selbst fand den Film gar
nicht so langatmig und hatte viel Spaß...bis der erste Kopf zerplatzte.

Nun ich will nicht spoilern, aber es geht für den einen oder anderen nicht gut aus,
mitten im Schneesturm eingesperrt mit anderen zu sein.

Am Ende sitzt man im Kinosessel und überlegt, ob der Film nun gut oder schlecht war.

Schlecht, war er nicht, eine Oscarreife Leistung habe ich aber auch nicht gesehen und
wenn Mr. Tarantino sich fragt, warum er wohl bei den Oscars nicht bedacht wird,
sollte er noch mal in sich gehen und überlegen ob es nicht doch an der einen oder
anderen Genreuntypischen Zerfetzung eines Protagonisten lag.
Oder diversen Inhalten die einfach nur ekelhaft sind. (umschreiben wir es mal mit
"Genitalwitzen" )

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Tarantino ist für mich immernoch ein Phänomen – warum ist gerade diese Art von "Experimentalfilm" in Hollywood so akzeptiert?
Warum gerade dieser extrem zynische Blick auf die Menschlichkeit?
Und warum hat das alles so viele Fans?

Ich finde es komplett unerträglich.

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6
6/10

Auch wenn diese Rezension (ähnlich dem Film) durchaus ihre Längen hat, so trifft sie meiner Meinung nach doch ganz gut den Nagel auf den Kopf. Ich versuch es mal ein wenig kürzer: der Film hat mich zu keiner Zeit gelangweilt, aber auch nie wirklich gefesselt. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht. In ersterem Falle sollten die Erwartungen aber vielleicht nicht zu hochgeschraubt werden.

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Nun. Wenn einer der Meinung ist, dass ein Film nur gut ist, wenn er es schafft in möglichst kurzer zeit sich auf das wesentliche zu reduzieren, wozu bei ihm Actionszenen gehören, bin ich komplett anderer Meinung.
Und ihm vorzuwerfen er sei kein grosser politischer Denker ist ja völlig daneben.
Das soll auch nie die Intention eines Filmemachers sein.

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2
2/10

Oha.

Ich versuche es kurz zu machen: Ein abgefilmtes Theaterstück als selbstverliebte, repetitive Aneinanderreihung von Tarantino-Standards ohne jeglichen Rhythmus, Esprit oder Charme. Es wird zwar pausenlos geredet, aber ein gewitzter oder überhaupt irgendwie erinnerungswürdiger Dialog ist nicht darunter, stattdessen bekommt man Tarantinos bestenfalls unterkomplexe (und völlig aufgesetzt wirkende) Einlassungen zum Thema Rassismus aufgebunden, hört sehr oft das Wort "Nigger" (dicht gefolgt von "Schlampe") und wartet darauf, dass sich aus dem Gezänk der mäßig bis kaum interessanten Figuren noch so etwas wie eine erzählenswerte Geschichte ergibt. In der Zwischenzeit sieht man dabei zu, wie Kaffee getrunken, Daisy Domergue mal wieder ins Gesicht geschlagen oder wiederholt unter großem Bohei die Tür zugemacht wird. Lauscht einer Anekdote von Marquis Warren, die wohl "provozierend" sein soll, aber nur abstoßend ist und zudem einen kreativen Offenbarungseid des Drehbuchautors/Regisseurs darstellt. Beobachtet Tim Roth, wie er Christoph Waltz wahlweise imitiert oder parodiert. Erwacht kurz aus der Lethargie, weil es ca. 10 Minuten einen Whodunnit-Plot (und damit immerhin ein ganz kleines bisschen Spannung) gibt – nur um im Anschluss eine quälend lange Rückblende über sich ergehen zu lassen, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass man als Zuschauer ihren Ausgang bereits kennt. Aber zu diesem Zeitpunkt sind die Überreste der kaum vorhandenen Geschichte ohnehin längst in ihrer eigenen, riesigen Lache aus Blut, Erbrochenem, Knochensplittern und Hirnmasse ausgerutscht.

Kurzum: „The Hateful Eight“ ist so bestürzend langweilig, so komplett sinnlos und noch dazu vollkommen uninspiriert, dass man sich fragt, was Tarantino sich dabei wohl gedacht hat: Möglicherweise, es sei alles ziemlich cool. Ein bisschen Selbstkritik täte dringend Not. Gewisse Abnutzungserscheinungen der typischen Tarantinoismen haben sich ja meiner Meinung nach bereits in „Django Unchained“ abgezeichnet. Aber das hier!? Ein Film für die Tonne, wirklich.

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Kenne den film nicht, immer schlecht, aber L. beschreibt eigentlich alle tarantinofilme der letzten jahre. Ich würde ihn nur insofern verbessern: "..der typischen Tarantinoismen haben sich ja meiner Meinung nach bereits in „Django Unchained“ abgenutzt. Ich fand bereits "inglourious basterds" unerträglich.

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10
10/10

Ich beschreibe SPOILERFREI einfach nur das Gefühl, das ich bei und nach diesem Film hatte.

Kritik an Tarantino zu üben ist schon relativ mutig, ist er doch der Altmeister, mit dem sich mittlerweile jeder Nerd-Shirt tragende Teenager zum Filmexperten mausern kann.

Und genau hier setzt dieser Film an, er spuckt quasi all jenen, die in Tarantino eine Pop Art Figur sehen, 2 Stunden lang ins Gesicht. Und das Herz des „echten“ Filmfreaks jubelt!

Endlich wieder kernige Charaktere, aberwitzige Dialoge und überbordende Gewalt. Es wird eine Szenerie der falschen Ruhe erzeugt, bis der Vorhang fällt bleiben alle Charaktere undurchsichtig.

Alle Schauspieler lassen sich gegenseitig die Bühne, kein eitler Jamie Fox, der cool herumreitet, kein halbschwuler Daniel Brühl (der absolute Tarantino Tiefpunkt!). Sie spielen miteinander und dennoch jeder seinen eignen, komplexen und sympathisch-zwielichtigen Charakter. Keiner ist mehr wert wie der andere, außer natürlich Samuel L Jackson, dem Tarantino huldigend eine „führende“ Rolle zugewiesen hat.

Hier wird nicht auf unschuldige eingedroschen wie bei „Inglorious Basterds“ und nicht eine abstruse Geschichtsstunde über die Sklaverei abgehalten, wie in „Django unchained“.

Endlich mal wieder ein Film der eine dahinplätschernde und dennoch bedrohlich-verworrene Geschichte erzählt und damit in einer Reihe steht mit den Kammerspielen eines David Lynchs.

Ich muss ehrlich sagen, die zwei vorher angesprochenen Filme haben mich nicht allzu sehr begeistert. Es waren einfach zu viele Szenenwechsel, zu viel „Christoph Walz“, zu viel Realität gemischt mit zu viel Brutalität und Schauplätzen, auf denen ein sarkastischer Filmemacher wie Tarantino eigentlich nichts zu suchen hat, allen voran der zweite Weltkrieg.

Der Schauplatz von „Hateful Eight“ ist wiederrum grandios gewählt, auf Tarantinosche Art verlegt in eine authentische aber nicht überstylte Kulisse, in der auch Details, wie eine kleine Jelly Bean auf dem Boden wichtig werden können.

Message ist auch unterschwellig gestreut, es werden sich Hände gereicht bei den Hateful 8 über die Grenzen von Rassismus der alten Westernzeit.

Alles in Allem ein kleines Meisterstück, das doch eher „Reservoir Dogs“ oder „Four Rooms“ ist, als das, was die Tarantino Fans der zweiten Stunde gewohnt sind.

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10
10/10

Da ich es nicht so gut beschreiben kann wie JOSHOMATIC... schliess ich mich mein Vorredner an ! Für mich großes KINO, sollte man sich anschauen!

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Hatefull eight = Tarantinos 8. Film
Die Zahl 8 kommt nicht zufällig daher. Sein achter Film SOLL ja gerade Hateful (hässlich; hasserfüllt) sein; Hateful ist nicht nur auf die acht handelnden Personen bezogen!

Der Film ist seine große Publikumsverarschung und hat nichts mit seinen genialen Vorgängerwerken zu tun.
In diesem Film gibt es nichts zu intepretieren, weil er kaum Handlung hat. Auch keine fotografischen Mätzchen. Dieser Film ist ein Anti-Tarantino... und das ist absolute Absicht!!

Freuen wir uns auf seine genialen Filme Nr. 9 + 10... weil dann ist bekanntlich Schluss.

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9
9/10

Stimme "joshomatic" (trotz anmaßendem Sprachgebrauch) zu. - Hatte das Gefühl, dass sich der Mann auf dem Regiestuhl keinen Erwartungen beugt; dass dies Tarantinos ungezwungenster Film war; dass er sich über seine bisherigen Manierismen hinausbewegt - und ohne alle vordergründige Zitatbuhlerei. Tarantino zeigt sich düster und ohne "Prinzip Hoffnung" (wie noch in Basterds). Der Film spielt an nur zwei Orten (Kutsche und Bar) und die visuelle Auflösung dieser Räume ist einfach glänzend. Die Kamera (Robert Richardson) übertrifft den diesjährigen Oscargewinner (für den mäßigen, prätentiösen The Revenant) - auch in den Außenaufnahmen, (zumeist) ohne Kunstlicht, (M. Madsen) im Schnee, in grau-blauer Atmo. Außerdem wüste ich nicht, wann ich das letzte Mal mit einer Figur (S. Jackson) zusammen so viel gelacht habe. Gleichfalls: subtiles Kino. Gesellschaftskritik, Rassismus- und Genderdiskurs werden nicht verbalisiert! Man muss die Zeichen kontextualisieren und deuten und als über sich hinausweisende Verweise begreifen. Und da ist er dann, der eigentliche Tarantino; unser alter Semiotiker unter den (post-)modernen Filmemachern. Wird wohl mein erster Tarantino im DVD-Regal werden.

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Idiosynkratien? - Vielleicht solte man keine Wörter verwenden, von denen man schon vorher weiss, dass 99,999% der Leser die erstmal nachschlagen müssen. Sie möchten doch sicher, dass Ihr Text verstanden wird, oder?

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Gibt einfach noch ein paar auf die Fresse, dann wirds schon nicht langweilig, und hin und wieder lassen wir Leute total rassistische Sprüche klopfen, dann denken die Intellektuellen im Publikum hier wäre voll die Message versteckt. ;)
(Tarantino ist 'einer der größten Filmemacher unserer Zeit und in den USA wird Donald Trump vieleicht Präsident. Passt ja dann alles irgendwie zusammen.)

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5
5/10

Belangloses, endlos ausuferndes Gebrabbel, das von schöner Musik unterbrochen wird. Was nicht unbedingt langweilig ist, weil man innerhalb der stolzen Laufzeit von 167 Minuten immer auf die finale, oder zumindest irgendeine Überraschung wartet. Dies allerdings völlig vergeblich. Banal, Banaler, Tarantino.

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Ständig hört oder liest man wie langatmig der Film sei. Klar dass die heute konzentrationsgeschädigten Kiddies die sobald sie eine Minute kein Input in ihren von Medienreizüberflutung gepeinigten Gehirn empfangen , sofort aufs Smartphone starren, dass nicht ab können. Alle anderen finden eine schöne melancholische aber auch bittere Geschichte über den Abgesang des einst so romantisierten wilden Westens. Vielleicht 30 Jahre zu spät aber dass war bei Tarantino noch nie ein Problem, anders als im Actionkracher Django Unchained (welcher auch schon sehr schön die dunkle Seite des Western zeigte, allerdings später in einen Comicartigen Revenge-Actioner umschlug) erlebt man hier müde, gebrochende, verbitterte Männer (und Frauen) von denen jeder unfähig ist Zugeständnisse zu machen oder Vertrauen zu schenken, jeder hat seine eigenen egoistischen Motive und niemand glaubt mehr an das Gute oder Gerechte. Selbst die einzige Frau im Cast ist keine aus diesem Sündenpfuhl herausstechende Heldin oder zu beschützende Jungfer sondern eine verkommene, ebenso gierige und moralisch fragwürdige Schlampe. (Großartig gespielt von Jennifer Jason Leigh, kaputte Rollen liegen ihr ja seit jeher). Irgendwie ist dieser Film ein Sinnbild für die heutige Gesellschaft in der es auch keine Moralisch aufrechten Menschen mehr gibt sondern ebenso nur noch runtergekommene, kaputte Gestalten die irgendwie durchkommen und überleben wollen/müssen, anstelle aber zusammen zu arbeiten sich gegenseitig verraten und am Ende bleibt keiner übrig. Ein Film bei dem mir am Ende die Tränen kam, nicht weil er so rührend oder die Charaktere zu sympathisch waren sondern weil er einfach die bittere Realität der Seite Mensch zeigt, früher wie heute.

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Gestern den Film auf DVD gesehen und bin ehrlich gesagt, ratlos.

Zu lang fand ich den Film nicht unbedingt, spannend war er auch teilweise und die ausufernden, manchmal auch
sinnfreien Dialoge sind ja erwartbar aber auch z.T. amüsant.

Jedoch die streckenweise übermäßige Brutalität, Gewalt (u.a. auch bzgl der Daisy Domergue)oder auch der widerwärtige Dialog zwischen Samuel L. Jackson und dem General; also ehrlich, ich weiß nicht, ob das für einen Film notwendig oder zielführend ist.

Ansonsten würde ich auch sagen, daß man sich den Film durchaus einmal anschauen kann, aber auch nichts verpasst hat, wenn das nicht der Fall ist.

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8
8/10

Herrliches Kammerspiel. Erstklassige Darsteller, handwerklich super gemacht, Musik wunderbar. Hab viel gelacht. Bin kein Tarantino-Jünger, aber sein Mut und Ideenreichtum macht einfach Spaß.

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