Anmerkung: Dieser Text ist ein Update zu unserem "Game of Thrones"-Serien-Special und bespricht die aktuell laufende, fünfte Staffel. Daher ist eine Spoiler-Warnung angebracht für alle Leser, welche die vierte Staffel noch nicht zu Ende gesehen haben. Unser ausführliches Serien-Special zu den Staffeln 1-4 findet sich hier.
Filmszene - Special: Interview mit "Roose Bolton"- Darsteller Michael McElhallon
Die epochale Fantasy-Serie „Game of Thrones“ hat sich in den letzten Jahren zu einem globalen Phänomen entwickelt, das den Vergleich mit den größten und erfolgreichsten Kino-Franchises nicht mehr scheuen muss. Der PR-Zirkus anlässlich des Starts der fünften Staffel ist dafür eindeutiges Zeugnis: Mit weltweiten Premierenfeiern, wie sie sonst nur Hollywood-Blockbustern zuteil werden, wurde die Aufmerksamkeit ebenso geschürt wie mit einer Wanderausstellung, die in mehreren europäischen Großstädten jeweils nur für wenige Tage Kostüme und Requisiten präsentierte und den glücklichen Fans, die eine der heißbegehrten Eintrittskarten ergattern konnten, die Chance gab selbst auf dem Eisernen Thron platz zu nehmen oder per Virtual-Reality-Brille mit dem Fahrstuhl der Nachtwache die Mauer aus Eis hinauf zu fahren.
Dass dieses global inszenierte Tamtam zum Staffelstart überhaupt Sinn machte, liegt wiederum daran, dass inzwischen nicht nur Hollywoods große Event-Filme einen weltweit synchronen Kinostart erleben, sondern dank der Entwicklungen im Video-on-Demand-Bereich inzwischen auch amerikanische Fernsehserien viel schneller ihre Fans auf dem europäischen Markt erreichen, als es auf dem alten, herkömmlichen Weg über die starr programmierte TV-Ausstrahlung der Fall war. Bis zur Free-TV-Premiere der fünften Staffel wird es noch eine Weile dauern, für ungeduldige Fans im Zeitalter des Internets eine gefühlte, völlig inakzeptable Ewigkeit. Wie gut, dass beliebte Serien beim VoD-Streaming-Anbieter Maxdome viel schneller zu sehen sind und die jeweils neueste Episode von "Game of Thrones" bereits zwei Wochen nach Erstausstrahlung in den USA mit deutscher Synchronisation angeboten wird. Ein Grund mehr, warum sich leidenschaftliche Serien-Fans inzwischen immer mehr vom klassischen Fernsehangebot abwenden, weil derlei Streaming-Dienste ihnen viel besser, schneller und flexibler das geben können, was sie haben wollen.
„Game of Thrones“ gibt seinen Fans derweil auch in Staffel 5 genau das, wonach sie in den vier Jahren zuvor süchtig geworden sind. Man gibt ihnen höchstens noch ein bisschen mehr davon. Da man bei HBO inzwischen sehr gut weiß, was man sich hier für einen Goldesel gezüchtet hat, und die weltweiten Einnahmen aus Sendelizenzen und DVD-Verkäufen nur so sprudeln, hat man das Produktionsbudget offensichtlich noch einmal aufgestockt. Ergebnis: Die zuvor oftmals noch sehr künstlich aussehenden Computeranimationen, mit denen sich die Serie in aufwendigen Action-Szenen oder bei Establishing Shots behalf, haben an Qualität deutlich zugenommen. Das wird schon in einer der ersten Szenen der neuen Staffel deutlich, wenn in Meereen ein mächtiges Symbol der alten Ordnung zu Fall gebracht wird. Das production value von „Game of Thrones“ war zuvor schon hoch, doch in dieser Staffel ist es spürbar noch einen Tick höher geschraubt worden. Das Resultat sind zahlreiche Aufnahmen, die neue Handlungsorte etablieren und dabei den Zuschauer erst einmal in staunende Starre versetzen. War es bis dato noch der großen Kinoleinwand vorbehalten, dass einem beim Betrachten der Trickaufnahmen einer aufwendigen Fantasy-Produktion beizeiten der Mund offen stehen blieb, so hat das Fernsehen spätestens mit dieser „Game of Thrones“-Staffel auch hier aufgeschlossen.
Was natürlich nicht bedeuten soll, dass „Game of Thrones“ mit der neuen Staffel auf einmal zu einer Spezialeffekt-Serie verkommt und plötzlich nur noch auf Oberflächenreize setzt, wie es das Blockbuster-Kino tut (und damit ja im Prinzip schon lange vor dem derzeitigen goldenen Zeitalter der Fernsehserie kapituliert hat, was die Fähigkeit zum Erzählen komplexer, packender Geschichten betrifft). Das Herz und wahre Zentrum von „Game of Thrones“ bleibt selbstverständlich auch weiterhin sein breit aufgestelltes und so abwechslungsreiches Figurenensemble und dessen ewiges Spiel um die Macht. Die, die man hat; die, die man verliert; die, die man erobern will. Und die Zwickmühlen, in die man gerät, wenn man eine der wenigen ehrenvollen Gestalten in diesem Kosmos ist, aber trotzdem zu einer wichtigen Schachfigur in den Ränkespielen der anderen wird.
Wie zum Beispiel Jon Snow, der am Ende der vierten Staffel die Nachtwache so glorreich angeführt hat beim Zurückschlagen der Invasion durch die Wildlinge aus dem Norden. Diese Heldentat lässt Jon jetzt nicht nur zum neuen starken Mann innerhalb der Nachtwache aufsteigen, zugleich wird er auch sehr interessant als politischer Verbündeter für Stannis Baratheon, der die Macht im Norden an sich bringen will und einen Feldzug auf Winterfell plant. Der ehrenvolle Bastard-Sohn des noch immer kultisch verehrten Ned Stark wäre dort ein nützlicher Statthalter. Aus ähnlichen Gründen ist der derzeit in Winterfell residierende Roose Bolton sehr darauf erpicht, seinen Sohn Ramsay mit der (vermeintlich) letzten überlebenden Tochter von Ned Stark zu verheiraten, eine Vermählung, auf die sich Sansa Stark auf Anraten von Petyr Baelish nur zögerlich einlässt. Wer sich erinnert, was Ramsay Bolton in den letzten beiden Staffeln mit Theon Greyjoy angestellt hat, wird ahnen, dass Sansa da besser auf ihren eigenen Instinkt hören sollte…
In King’s Landing stehen die Zeichen derweil auf ein Duell zweier Super-Intrigantinnen. Nach dem Tod ihres älteren Sohnes (und Königs) versucht Cersei Lannister es nun ihrem ebenfalls frisch ermordeten Vater gleich zu tun und sich zur heimlichen Herrscherin zu machen, indem sie faktisch die Regierungsgeschäfte für den neuen König, ihren jüngeren und kaum dem Kindesalter entwachsenen Sohn Tommen übernimmt. Der wird nun aber mit Margaery Tyrell vermählt, was dieser nicht weniger gewieften und machthungrigen Dame ihren ganz eigenen Einfluss auf den jungen Herrscher gibt. Das Ballett an Manipulationen und Gegenintrigen, was sich nun zwischen diesen beiden Frauen und ihrem Gezerre an der Gunst des überforderten jungen Königs entspinnt, ist ein wahrer Hochgenuss.
Vor allem angesichts der neuen Allianz die Cersei eingeht, um ihre Ziele zu erreichen: In King’s Landing gewinnt eine neue Gruppe religiöser Fundamentalisten an Einfluss, und Cersei erkennt die Chance, sich diese für ihre Zwecke zu nutze zu machen. Als Zuschauer ahnt man schon, dass das nicht lange wird gut gehen können und Cersei hier ein sehr gefährliches Spiel mit dem Feuer versucht.
Was diese fünfte Staffel indes vor allem sehr reizvoll macht ist das Versprechen einer Konstellation, die jedem GoT-Fan einen erhöhten Pulsschlag bescheren muss: Denn der nach dem Mord an seinem Vater flüchtige Tyrion Lannister ist auf dem Weg nach Essos, um (wenn möglich) eine Allianz mit Daenerys Targaryen einzugehen. Die beiden fraglos charismatischsten Figuren der gesamten Serie zusammengeführt – man kann es kaum erwarten. Aber wie das bei „Game of Thrones“ so ist: Die Entfernungen sind weit, die Fortbewegungsmittel langsam, und unterwegs kommt ständig irgendwas ebenso Unerwartetes wie Unerfreuliches dazwischen, weshalb eine Reise von A nach B halt schon mal eine ganze Staffel dauern kann. Daenerys hat sowieso grad ihre ganz eigenen Probleme, denn es gelingt ihr nicht, in der am Ende von Staffel 4 eroberten Stadt Meereen wirklich für Ruhe und Ordnung zu sorgen, und so hockt Daenerys auf einem gefährlichen Pulverfass, das jederzeit in einen handfesten Bürgerkrieg explodieren könnte. So muss Daenerys nun erstmal lernen, zwischen den Fallstricken des Regierens zu manövrieren und mit der Verantwortung umzugehen, die ihr rasanter Aufstieg auf dem Kontinent Essos mit sich gebracht hat.
Wie in den Staffeln zuvor ist der Handlungsstrang um Daenerys einer der besten der ganzen Serie, doch auch auf allen anderen Erzähl-Zweigen des weit verzweigten Story-Gerüsts verstehen es die Serienautoren von "Game of Thrones" wie gehabt, mit ständigen Zuspitzungen und dräuenden Ankündigungen von dem, was da kommen mag, das Publikum nicht nur bei der Stange, sondern höchst gespannt und erwartungsfreudig zu halten. So verschlingt man auch in Staffel 5 jede Folge hungrig und neugierig und kann kaum abwarten, bis es endlich weitergeht. Darum lässt sich auch schon nach den acht Episoden, die bei Erscheinen dieses Textes bereits bei Maxdome verfügbar sind, sagen, dass „Game of Thrones“ auch in seiner fünften Staffel nicht einen Deut nachlässt. Im Prinzip hat sich an der Serie nichts geändert. Aber warum sollte man auch irgendwas anders machen, wenn man die derzeit vielleicht beste, in jedem Fall aber erfolgreichste Serie der Welt macht.
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