Alles ist nicht gut in der griechischen Antike: Die Menschen haben den Glauben an die Götter verloren und dadurch verlieren die Götter an Macht und werden sterblich. Zeus (Liam Neeson) befürchtet das Schlimmste, da sich die Anzeichen mehren, dass sein Vater Cronos aus dem Tartarus (dem unterirdischen Göttergefängnis) ausbrechen und die Welt mit Unheil überziehen wird.
Also bittet Zeus seinen sterblichen Sohn, den Halbgott Perseus (Sam Worthington) um Hilfe. Dieser lebt allerdings friedlich mit seinem Sohn Helios als einfacher Fischer und will mit den Götterzwist von Paps & Co. nichts mehr zu tun haben. Als aber Zeus aufgrund des Verrats seines Sohnes Ares (Edgar Ramirez) von seinem Bruder Hades (Ralph Fiennes) im Tartarus gefangen genommen wird, hat Perseus keine Wahl. Zusammen mit der Kriegerprinzessin Andromeda (Rosamund Pike) und Poseidons Sohn Agenor (Toby Kebbel) bricht er auf, Zeus und die Welt zu retten.
Eine interessante Lehre aus Hollywood: Warum gibt es eigentlich eine Fortsetzung zu einem Film, den quasi jedermann hasste, als er vor zwei Jahren herauskam, vor allem jene Zuschauer, die sich von dem grottenschlecht nachträglich in 3D konvertierten Streifen zweistellige Eintrittskartenpreise aus dem Portemonnaie ziehen ließen? Zum einen, weil der „Kampf der Titanen“ trotz seiner schundigen Qualität weltweit immerhin fast 500 Millionen Dollar eingespielt hat. Zum anderen, weil eben der Titanen-Titel bei den meisten Leuten ein kleines Glöckchen im Kopf klingeln lässt: da war doch was? In Hollywood ist name recognition König und sind Gewinnprognosen alles – daher also nun die zweite Tour der Titanen.
Freilich weisen die Macher solcherlei schnödes Gewinndenken weit von sich: Angeblich macht man jetzt diesen zweiten Film, um all das besser zu machen, was beim ersten Film nicht funktionierte. Schön das Eingeständnis, dass der erste Film nichts taugte; nicht so schön, dass das Ziel, es besser zu machen, leider deutlich verfehlt wurde. Die Titanen-Franchise bleibt schlecht geschriebener und nur wenig besser umgesetzter Trash, deren dramaturgische Defizite selbst dem anspruchslosesten Actionfreund die Langeweile ins Gemüt treiben dürfte.
Eigentlich erwartet man vom „Zorn der Titanen“ ja nun wirklich nicht viel, und erst recht nicht zu viel. Angesichts der eher übersichtlichen emotionalen Tiefe des Stoffes und seiner Figuren halt ein ordentliches Maß an Action, dazu eine halbwegs funktionierende Story, die den Film sauber von A nach B bringt. Mehr muss es (und kann es wahrscheinlich) auch gar nicht sein. Aber selbst an diesen geringen Erwartungen scheitert der „Zorn der Titanen“ im großen Stil.
Die Story gestaltet sich simpel genug und hat trotzdem dramaturgische Löcher von der Größe des Kraken aus dem ersten Teil: Da legt man am Anfang gleich ordentlich los, nur um dann im langweiligen Mittelteil die Mission unseres Trupps wackerer Abenteurer noch umständlich zu erklären und zu verkomplizieren, einfach um den Film über die 90-Minuten-Grenze zu hieven. Da versucht man dann mit dem Großmaul Agenor und dem verspulten Hephaestus (Bill Nighy) gleich zwei komische Figuren einzuführen, deren Bilanz an gelungenen Lachern genau Null ist. Da gibt es dann Charaktere, deren plötzliche Motivationswechsel quasi aus dem Nichts kommen. Und da wird dann Kronos, der im Hades gefangen gehaltene Vater des Zeus, als Oberbösewicht eingeführt, der die Welt vernichten wird, und bleibt dann trotzdem das wohl am wenigsten beeindruckende Armageddon-Monster der Filmgeschichte. Denn es wird von Zeus zwar immer gefaselt, dass Kronos’ Befreiung das Ende der Menschheit bedeuten würde, glaubwürdig vermittelt wird uns dies aber nicht: Kein Wunder, schließlich wissen die Menschen ja gar nichts vom bevorstehenden Unglück und wundern sich nur, wieso aus in ihren Dörfern landenden Feuerbällen (Kometen?) auf einmal hässliche Monster hervor kriechen, die unter ihnen Massaker anrichten.
Und Kronos selber lädt dann, wenn man ihn endlich in all seiner Pracht sieht, eher zum Schmunzeln oder Bemitleiden ein: Er wirkt, als hätten die Macher bei Peter Jacksons Weta-Studios angefragt, ob sie nicht günstig ein paar verworfene Designs des Balrog aus dem ersten „Herr der Ringe“ bekommen könnten. Wieso überhaupt der Göttervater-Vater als lustiges Lavamonster daherkommt, weiß auch kein Mensch, muss wohl an den giftigen Dämpfen im Tartarus liegen. Kronos verdeutlicht auch wieder einmal, wie fehlgeleitet in diesen Haudruff-Spektakeln die Annahme ist, der Endgegner müsste nun immer noch größer und massiver sein als das was vorher kam. Unter dieser Annahme leidet ja etwa auch die „Resident Evil“-Reihe, wo die Endkämpfe mit der neuesten Supermutation regelmäßig als gefühlter Antiklimax daherkommen. „Zorn der Titanen“ vollbringt dagegen die nicht gerade gloriose Leistung, gleich einen Doppel-Antiklimax zu kredenzen, denn sowohl der Kampf Perseus gegen Ares als auch dann Perseus gegen Lavamon…äh, Kronos laden eher zum Gähnen als zum Mitfiebern ein und liegen nur knapp über dem Ereignisfaktor ähnlicher Monstermashes aus der trashigen alten Herkules-Serie mit Kevin Sorbo.
Wo wir vorhin schon bei Peter Jackson waren: Der hat ja etwa bei der Helms Klamm-Sequenz in „Die zwei Türme“ gezeigt, wie man mit nur ein paar ausgewählten etablierenden Szenen Weltuntergangsstimmung und Riesengefahr verströmt. Diese Art von Stimmungsaufbau geht dem „Zorn der Titanen“ gänzlich ab, weswegen man im großen Finale etwa so gebannt auf die Leinwand starrt wie während der Werbung vor Filmbeginn. Was auch daran liegt, dass nicht mal die internen Regeln des Ganzen so etabliert werden, dass man mitfiebern könnte. Da wird den ganzen Film über ein Riesenbrimborium um den mythischen Speer von Trion gemacht, der sich aus Poseidons Dreizack, Hades’ Zweizack und Zeus’ Donnerstab zusammensetzt und den unsere Helden unter Einsatz von Leib und Leben bekommen müssen. Aber wie funktioniert diese mythische Waffe gegen Kronos nun? Wo sind die Schwächen dieses ach so übermächtigen Monsters? Reicht es schon, ihm damit in den großen Zeh zu pieken, oder wie, oder was? Um derlei Details schert sich „Zorn der Titanen“ nicht, um simple Regeln der Kontinuität oder eines logischen Filmschnitts übrigens auch nicht: Wenn Perseus auf Pegasus dem lustigen Lavamon…Entschuldigung, Kronos entgegenfliegt, hat man das Gefühl, hier und da sind ein paar Sekunden versehentlich im Schneideraum geblieben. Auch so kann man ein vermeintlich großes Finale ruinieren.
Jetzt kann ja der Genrefan dem so mäkelnden Kritiker vorhalten, das seien doch alles Spitzfindigkeiten, wir seien doch hier nicht bei Shakespeare oder dem kleinen Fernsehspiel und so lang die Action stimmt, ist das doch schon alles okay: Aber selbst diese letzte Bastion der Kritikresistenz kann nicht überzeugen. Die diversen großen und kleinen Monster sehen zwar nicht unbedingt aus wie Pacman, mehr als Mittelmaß ist die CGI hier aber nicht. Und das 3D mag nicht ganz so mies sein wie im ersten Teil, ist aber ebenfalls nicht der Rede wert und verstärkt nur noch die Söldnermentalität, die diesem ganzen Unterfangen anhaftet.
Dementsprechend wirken die eigentlichen Charaktermimen Liam Neeson und Ralph Fiennes auch so, als warten sie nur darauf, dass der Gehaltscheck verrechnet ist und sie aus dieser vermutlich vertraglich fixierten Fortsetzung ohne größeren Schaden an ihrer Würde hinaus kommen. Was dann nur so halb gelingt, und in der deutschen Version durch die Synchronisation noch verschlimmert wird. Denn platte Dialoge in gespreizter Sprache bleiben platte Dialoge in gespreizter Sprache, egal welche Sprache dies nun ist. Aber Neesons durchdringende Stimme hätte dem Ganzen zumindest einen Hauch Gravitas gegeben, der in der deutschen Synchro einer Peinlichkeit weicht, die manchen Dialogen unfreiwillige Lacherfolge garantiert.
In diesem Sinne sollte und muss man „Zorn der Titanen“ dann auch begreifen, als lachhaften Trash, der so mutwillig wie sinnentleert auf Blockbusterbudget hochgezüchtet wurde, dabei jedoch wie das lustige Lavam…(räusper) Kronos aber nur ein staksiger, tapsiger Möchtegerngigant ist, dessen Habwertszeit deutlich überschätzt wird. Zorn der Titanen – vielleicht. Zorn der nun schon zum zweiten Mal veräppelten Kinozuschauer – garantiert.
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