The way back - Der lange Weg

Originaltitel
The way back
Land
Jahr
2010
Laufzeit
133 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Margarete Prowe / 18. Juli 2011

Der Australier Peter Weir ("Der Club der toten Dichter", "Die Truman Show") wurde für seine herausragende Regiearbeit schon vier Mal für den Oscar nominiert. Mit seinen Filmen lässt er sich viel Zeit - nur 13 Filme brachte er in 36 Jahren in die Kinos. Seit "Master & Commander" vor acht Jahren ist "The Way Back" sein erster Film und zeigt wieder einmal den vom Regisseur schon mehrfach wunderbar thematisierten Kampf des Menschen gegen die übermächtige Natur. Leider und untypisch für Weir ist es kein wirklich guter Film geworden. Basierend auf einer sich jahrzehntelang famos verkaufenden Buchvorlage von 1956 wird "The Way Back" immer noch als basierend auf einer wahren Geschichte beworben, doch dummerweise enthüllte die BBC schon 2006, dass der Autor des Buches, Slawomir Rawicz, 1942 von den Sowjets begnadigt und freigelassen wurde und diese Geschichte leider nicht die seine war:

Der junge Pole Janusz wird 1940 für Spionage zu 20 Jahren im Gulag verurteilt, nachdem seine Frau so lange gefoltert wurde, bis sie gegen ihn aussagte. Im Gulag trifft er einen amerikanischen Ingenieur (Ed Harris) und beschließt mit diesem und einigen anderen zu fliehen. Zu Fuß. Im Winter. In Sibirien.
Das Ziel ist 4000 Meilen entfernt. Ungünstigerweise erfährt das Publikum schon in den ersten Sekunden des Films durch eine Titelkarte, dass es nur drei dieser Männer geschafft haben, bis nach Indien zu wandern. Es gibt also keinen Zweifel daran, dass sie ankommen werden, was in einem ohnehin an Spannung eher armen Film dafür sorgt, dass man ab nun einfach abwartet, welche der Fliehenden nun überleben und ankommen werden, anstatt sich ernsthaft Sorgen um den Erfolg der Wanderung zu machen. Immerhin zeichnet Weir am Anfang ein so grausliches Bild des Gulags, dass der Zuschauer sofort versteht, warum es für die Gefangenen besser ist, sich diesem höllischen Fußmarsch zu stellen, als zu versuchen, 20 Jahre in dieser menschlichen Hölle zu überleben.

Gefilmt wurde in Bulgarien, Marokko und Indien. Durch das Breitbandformat und die wunderschönen, wenn auch sehr harschen und unwirtlichen Landschaften sehen die Panoramen somit auch fantastisch aus. Meisterhaft ist hier die Arbeit des australischen Kameramannes Russell Boyd, der zusammen mit Weir 1975 auch außerhalb von Australien schlagartig bekannt wurde durch ihren gemeinsamen Film "Picnic at Hanging Rock". Die schönen Bilder können aber nicht über das Gefühl hinweg täuschen, dass die Handlung etwas uneinheitlich verteilt ist, und man es gegen Ende unnötig eilig hat: Es dauert zwar ewig, die mongolische Wüste zu durchschreiten, den Himalaya hingegen überquert man mal kurz in drei Filmminuten.
Die weiten Landschaften sollen an große Epen wie David Leans "Lawrence von Arabien" erinnern und so sind sie auch von wundervoll epischer Breite - die Charaktere sind es leider nicht. Ihnen wird inmitten all der hübschen Bilder zu wenig Zeit geopfert, um dem Zuschauer die armen Gestalten näher zu bringen. Es sterben beiläufig Mitglieder der Gruppe und der Zuschauer fühlt wenig, da ihm diese sowieso nie nahegebracht wurden. Die Entflohenen wandern durch eine Landschaft - wenn sie dies überlebt haben, so wandern sie durch jene - wenn sie immer noch leben, dann durch die nächste.
Es herrscht nicht einmal innerhalb der heterogenen Gruppe irgendein Spannung aufbauender Konflikt. Colin Farrell als voll tätowierter Gangster erzwingt zwar sein Mitkommen anfänglich mit Gewalt, ist danach aber brav wie ein Lämmchen. Ein junges Teenagermädchen (Saoirse Ronan, bekannt aus "In meinem Himmel", "Abbitte" und "Wer ist Hanna?") trifft auf die Gruppe, was zuerst auf wenig Gegenliebe stößt, doch dann ist man nett zueinander und setzt christliche Werte um. Ein paar ausgehungerte, halb verwilderte Männer treffen also in der Wildnis auf eine junge hübsche Frau - und wollen nur reden.
Der Brite Jim Sturgess spielt den Anführer selbstbewusst und überzeugend. Interessanter sind jedoch Farrell, der schmuddelig und schnodderig in die Brust geworfen spielt, und der vierfach Oscar-nominierte (für "The Hours", "Pollock", "Die Truman Show" und "Apollo 13") Ed Harris. Seine Figur ist ein Symbol des Kampfes gegen die Naturgewalten. Eigentlich zu alt, um die Strecke zu bewältigen, fällt sein Gesicht im Laufe der Wanderung immer mehr ein und so wird aus einem älteren Mann im Laufe der Kilometer ein Greis. Auch Ronan zeigt sich hier glaubwürdig und ihre Rolle als Neuling in der Gruppe bringt durch all die Gespräche wenigstens ein paar Hintergründe der anderen Figuren ans Licht.

Peter Weir schien trotz allem verliebter in die Landschaften als in die Figuren und so ist "The Way Back" ein Kaleidoskop verschiedenster Landstriche, die nur eines gemein haben: sie sind für Menschen ganz und gar unwirtlich. Für den Zuschauer ist es "The Way Back" trotz seiner visuellen Schönheit nach 133 Minuten auch.


7
7/10

ich finde ihn etwas besser, obwohl ich die angesprochenen kritikpunkte unterstreichen kann. allerdings fand ich es auch angenehm, dass nicht die üblichen klischees abgefeiert wurden (einer ist wieder der böse, der intrigant gegen alle anderen handelt etc...). es ist eben(auch) eine geschichte über menschliche fürsorge und geschlossenheit. natürlich bleibt ein bisschen spannung dafür auf der strecke. ich fand das ende allerdings etwas zu gewollt auf die tränendrüse gedrückt. ich möchte aus spoiler gründen aber nicht näher drauf eingehen. es wirkte auch etwas kurz und abrupt.

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10
10/10

Ich dan diesen Film sehr gelungen! Keineswegs geht es hier primär um den Kampf gegen die Natur. Es geht um Freiheit, Mitgefühl und Liebe. Der Film zeigt. dass Kommunismus nichts als Leid über die Menschheit gebracht hat. Dabei kommt der Film fast ohne Worte aus.

Wer sich mehr über die Sowjet Union und deren Verbrechen informieren möchte, kann sich den Dokumentarfilm "The Sowjet Story" von Edvins Snore anschauen. Ihr werdet überrascht sein!

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