Wall Street - Geld schläft nicht

Originaltitel
Wall Street: Money never sleeps
Land
Jahr
2010
Laufzeit
133 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 31. Oktober 2010

"Gier ist gut". Mit diesem Satz begann 1987 das zentrale Glaubensbekenntnis von Gordon Gekko in Oliver Stones "Wall Street", eine Rolle, die Michael Douglas damals den Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte und zu einer der zentralen Ikonen des Kinos der 80er Jahre wurde - denn Gekko verkörperte vollkommen und in diabolischer Absolutheit die Weltsicht und Geisteshaltung jener Turbo-Kapitalisten, die von der Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan groß gemacht wurden und sich schon damals zu den wahren Lenkern der Geschicke der Weltwirtschaft aufschwangen. Einzig, sie wirkten noch komplett im Hintergrund, denn die Machenschaften an der Börse und ihre führenden Köpfe waren Mitte der 80er kaum mehr als ein Randthema in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung. Es ist symptomatisch dafür, was für ein weitsichtiger, geradezu prophetischer Regisseur Oliver Stone damals war, dass er mit seinem Film den Typus des rücksichtslosen Wall Street-Brokers und die allzu verführerische Verlockung des ganz schnellen Geldes so treffsicher einfing, Jahre und Jahrzehnte bevor die Welt langsam und schmerzlich begriff, wohin diese Kombination führen kann. 23 Jahre später kommt nun eine Fortsetzung, die leider ähnlich symptomatisch zeigt, dass Oliver Stone seinen Biss und seine Brillanz ziemlich eingebüßt hat.

Der Film beginnt mit Gordon Gekkos Entlassung aus dem Gefängnis (in das ihn seine Machenschaften in "Wall Street" gebracht haben), und springt dann erstmal sieben Jahre weiter - ins Jahr 2008 - um sich seinem eigentlichen Protagonisten zu widmen, dem jungen ambitionierten Börsenmakler Jake Moore (Shia LaBeouf). Der ist verlobt mit Gekkos von ihrem Vater entfremdeter Tochter Winnie (Carey Mulligan, der Shooting-Star aus "An Education") und muss erleben, dass sich sein Boss und väterlicher Mentor Louis Zabel vor den Zug wirft, nachdem ihn der windige und mächtige Geschäftemacher Bretton James (Josh Brolin, "No Country for Old Men", "W.") mit miesen Tricks dazu genötigt hat, ihm seine traditionsreiche Investmentfirma für einen Appel und ein Ei zu verkaufen. Als Jake die Bekanntschaft von Gordon Gekko macht, der sich als im Knast geläuterter Finanz-Guru inzwischen eine Zweitkarriere als Autor und Mahner vor den Auswüchsen des ungebremsten Kapitalismus aufgebaut hat (Titel seines Buchs: "Ist Gier gut?"), hofft Jake, mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Winnie mit ihrem Vater zu versöhnen, und mit Gekkos Hilfe Rache an Bretton James zu nehmen.

"Wall Street - Geld schläft nicht" war bei seinem Start in den USA zumindest für eine Woche die Spitze der Kinocharts vergönnt, was jedoch zu einem Gutteil an der (bedauerlichen) zusätzlichen Publicity durch Michael Douglas' Krebserkrankung lag, die kurz vor Kinostart die Boulevard- und Promi-News dominierte. Der Film selbst tut leider wenig, um sich derart erhöhte Aufmerksamkeit zu verdienen, was gerade deswegen so enttäuschend ist, als dass man - eingedenk der unbändigen Energie und Willenskraft, mit der Oliver Stone in seinen besten Filmen zu Werke ging - soviel mehr erwarten durfte im Nachklang der jüngsten Weltwirtschaftskrise von der Fortsetzung jenes Films, der vor über zwei Jahrzehnten eigentlich schon all das prophezeite, was inzwischen wahr geworden ist.
Doch Pustekuchen. Die Weltwirtschaftskrise ist nicht mal von sonderlicher Relevanz in diesem Film. Sie markiert zwar einen entscheidenden Wendepunkt in der Story, der aber auch von einem anderen (weit weniger globalen) Ereignis hätte ausgelöst werden können, und letztlich geht es hier sowieso nie um das große Ganze, sondern immer "nur" um Jakes Rachegeschichte und die natürlich immer präsente Frage, ob der gute alte Gordon nicht doch noch mehr im Schilde führt, als es den Anschein hat.
Es hat fast ein wenig den Anschein, als würde sich der Film gar nicht wirklich dafür interessieren, was im Hier und Jetzt an der Wall Street vor sich geht. Genau genommen ist das hier nicht mal ein "richtiger" Oliver Stone-Film, denn das Drehbuch stammt nicht aus seiner Hand. Tatsächlich ist es wohl so, dass die Autoren Loeb und Schiff die Idee hatten, ein Sequel zu "Wall Street" zu verfassen (mit Gekko aus dem Gefängnis), auf Basis dieser Idee eine reichlich konventionelle Geschichte entwickelten, ein Produzent das Ganze für ein lohnenswertes Projekt hielt und Stone schließlich einwilligte, die Regie zu übernehmen. Irgendwann im Produktionsprozess grätschte dann die Wirtschaftskrise dazwischen und wurde entsprechend pflichtschuldig ins Skript eingearbeitet. Mehr aber auch nicht.
Dass dies eben kein "echter" Stone-Film ist, ist mehr als offensichtlich an der Durchschnittlichkeit des Drehbuchs, das mit bedeutungsschwanger aufgeblasenen Off-Monologen und anderen allzu naheliegenden Standards des Skript-Handwerks arbeitet, die nur allzu deutlich zeigen, dass hier keine echten Könner am Werk waren (und weit unter dem Niveau eines originalen Stone-Skripts liegen). Die Inkonsequenz bei der Gestaltung der Hauptfigur ist da nur symptomatisch: Ja, Jake ist ein Börsenmakler und er steht darauf, viel Geld zu verdienen und es auszugeben, aber er ist auch ein Guter, weil er sich für eine innovative Alternative-Energie-Firma einsetzt und sein Mädchen wirklich liebt. So richtig einen Fehler wollten die Autoren ihrem Helden nicht geben, und so fehlt Jake jene allzu menschliche Verführbarkeit, die Bud Fox, den Protagonisten des ersten "Wall Street", essentiell ausmachte. Dementsprechend ist das Filmplakat dieses Sequels (mit LaBeouf und Douglas in feinem Zwirn in einem vermeintlichen Vater-Sohn-Geldadel-Porträt) völlig irreführend: Es geht hier weder darum, dass Jake dem großen Gekko nachahmen möchte (wie es Bud Fox alias Charlie Sheen im ersten Teil wollte), noch darum, dass Gekko den jungen Burschen zu seinem Nachfolger macht. Da mag das Poster noch so cool aussehen, es suggeriert eine Richtung, die der Film keine Sekunde einnimmt.

So spult "Wall Street- Geld schläft nicht" seine Geschichte ziemlich vorhersehbar ab, ohne sein Publikum wirklich zu packen. Das geschieht zwar immerhin auf hohem Niveau, denn Oliver Stone ist und bleibt ein großartiger Regisseur und sein Cast liefert ebenfalls sehr gute Arbeit ab (vor allem Douglas ist die Freude anzusehen, noch einmal in seine legendäre Paraderolle schlüpfen zu dürfen), trotzdem aber wird man das Gefühl nicht los, dass hier die Chance auf etwas weitaus Größeres, Bedeutungsvolleres deutlich verpasst wurde, ja, dass dieser Film angesichts des Status seines Vorgängers und den jüngsten Ereignissen der Weltgeschichte mehr hätte leisten müssen.
Zwischendurch kann man sich dann noch fragen, was der Zwei-Szenen-Part von Jakes namenlos bleibender Mutter eigentlich in diesem Film soll, und warum man jemanden wie Susan Sarandon für eine derart überflüssige Mini-Rolle besetzt. Und dann kann man sich noch fragen, ob Oliver Stone sich noch mal zu alter Stärke aufraffen und noch einmal solch einen bemerkenswerten Film machen wird, wie er sie in seinen besten Zeiten gemacht hat. Seine "Nicht viel mehr als besserer Durchschnitt"-Statistik des neuen Jahrtausends mit "Alexander", "World Trade Center", "W." und jetzt diesem Film gibt da leider nicht sehr viel Grund zur Hoffnung. Hollywoods einstmals meistgefürchteter Polit-Filmemacher scheint satt und genügsam geworden zu sein. Schade.

Bilder: Copyright

8
8/10

Habe den Film gestern gesehen, trotz obiger Kritik.
Ja, Wall Street 2 wird kein Kultfilm werden, dafür fehlt die Genialität. Dennoch bleibt ein guter Film über Gier, die Dummheit unser Gesellschaft beim Streben nach materiellem Reichtum, die Unfähigkeit aus Fehlern zu lernen und die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ich gebe dem Film 8 Punkte.

Die Kritik oben ist sehr polemisch geschrieben und damit nicht objektiv, man merkt dem Rezensenten die Entäuschung an, keinen Kultfilm zu sehen. Beispiel der angebliche "zwei-Szenen-Part" von Jakes Mutter. Es waren mindestens 4 Szenen die völlig ausgereicht haben die Beziehung zw. Jake und seiner Mutter zu charakterisieren und darüberhinaus Jakes Mutter als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft gut zu zeichnen - mehr war nicht nötig.
Dies gilt übrigens bei vielen Dingen im Film. Es wird teilweise recht geschickt dosiert mit Anspielungen, Zwischentönen und Bemerkungen gearbeitet, die sich einen erst im Laufe des Films erschliessen. Hier muss man den Film einfach nicht als billiges Plagiat von Teil 1 sehen, sondern als eine andere Facette in dem Gier-Spiel. Die Weltwirtschaftskrise bildet dafür den Rahmen und ist durchaus für das eine oder andere zynische Schmunzeln gut.

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5
5/10

ja, ich fand ich auch so lala

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1
1/10

Unglaublich schlechter Film.
Eine Seifenoper ohne Spannung
hab mir die letzten 10 Minuten dann auch geschenkt.Gähn

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7
7/10

Mal abgesehen davon das beide "Wall Street" Filme eine ziemlich trockenes Thema behandeln empfand ich diesen Teil an manchen Stellen sogar noch etwas bewegender als den ersten Teil. Gerade die Verhältnisse (u.a. Vater/Tochter und Junger Makler/Mentor)boten zur Abwechslung sehr Intensive Momente.
Nicht zu vergessen sind die sehr guten Leistungen der meisten Darsteller.

Wer aktuelle oder vergangene Bezüge vermisst sollte nicht vergessen (siehe Video-Inerview Oliver stone) das es sich bei "Wall Street -Geld schläft nicht" um eine fiktive Parallelrealität handelt.

>>>Spoiler<<<
Kurzum ich fand´s auch nicht so schlecht. Manches wirkte aber auch in der Tat etwas überflüssig wie das Mutter Sohn Verhältnis oder die überspitzte Comic-hafte Darstellung Gordon Gekko´s als er sich -wieder- das Gel durch die Haare kämt.

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6
6/10

Ich habe Wall Street von 1987 bis heute nicht gesehen, kann also keine Vergleiche anstellen. Dieser Film hier ist für sich genommen aber ganz annehmbar und unterhaltsam. Solide und tut keinem weh, trotzdem eher was für einen gepflegten DVD-Abend.

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2
2/10

Shia LaBeouf nervt - wie eigentlich in all seinen Filmen. Die Story ist platt, langweilig und einigermaßen vorhersehbar. Den einzigen Schmunzler hat mir die Szene mit Charlie Sheen bereitet.

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