Der schönste Tag im Leben sollte bekanntlich die Hochzeit sein und an die sich anschließenden Flitterwochen werden normalerweise auch die höchsten Erwartungen gestellt. Sam Harper, seines Zeichens Drehbuchautor von "Voll verheiratet" erinnert sich jedoch mit Grausen an die ersten Tage als frisch vermählter Ehemann, denn für ihn bestand seine damalige Reise nach Italien aus ständigen Streitereien und Missgeschicken. In der Realität eher deprimierend, schienen ihm diese Erfahrungen jedoch als Filmstoff für eine Komödie bestens geeignet und wesentlich interessanter als nur harmonische Romantik. Ein zumindest theoretisch nachvollziehbarer Gedanke, der jedoch mit dem nun vorliegenden Endprodukt "Voll verheiratet" prompt widerlegt wird: Denn die Erlebnisse von Sarah und Tom auf ihrer Hochzeitsreise sind erstens leider nur mäßig aufregend und zweitens auch nur halbwegs lustig.
Es ist mal wieder ein ziemlich ungleiches Paar, dass sich da gefunden hat: Die Kunsthistorikerin Sarah (Brittany Murphy), Tochter aus sehr wohlhabenden Hause, und der lässige Radiomoderator Tom (Ashton Kutcher) kommen sich näher, nachdem Tom der hübschen Blondine versehentlich einen Football an den Kopf wirft. Nach wenigen Wochen ziehen die Beiden zusammen und bald entschließen sie sich dazu, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen: Zum Entsetzen aller Freunde und Verwandten wird geheiratet. Doch auch den beiden Turteltauben kommen schon recht bald Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns: Den Kopf der Braut beim "über die Schwelle tragen" an die Wand zu stoßen und null Sex in der Hochzeitsnacht sind jedenfalls schon mal schlechte Vorzeichen. Die Flitterwochen im fremden Europa bestehen dann aus seltsamen Autos, eigentümlichen Hotels und noch merkwürdigeren Eingeborenen. Zudem führen die unterschiedlichen Interessen der jungen Eheleute bald zu ernsthaften Konflikten: Während die gebildete Sarah die Kunstwerke alter Meister bewundert, verzieht sich der sportbesessene Tom lieber in die nächste Eckkneipe mit Fernseher. Als dann auch noch Sarahs Ex Peter (Christian Kane) in Italien auftaucht, wird die Beziehung endgültig auf die Probe gestellt, denn der schlechte Verlierer wittert seine Chance.
"Voll verheiratet" ist eine ziemlich slapstickhafte Nummernrevue
und wer den Namen Ashton Kutcher in der Besetzungsliste sieht, dürfte
wohl auch nichts Anderes erwarten. Den wollte man eigentlich nach
seinem letztjährigen Meisterwerk "Ey
Mann, wo ist mein Auto" so schnell auch nicht wieder in
einer Hauptrolle sehen. Was aber die höchst begabte Brittany
Murphy - die sich zuletzt an der Seite Eminems in "8
Mile" eine Menge Respekt erarbeitet hat - dazu bewogen
hat in dieser Klamotte mitzuwirken bleibt ungeklärt. Es wird
für sie hoffentlich noch bessere Möglichkeiten geben ihr
komödiantisches Talent zu beweisen, vielleicht lässt ihr
Reese Witherspoon ja mal ein brauchbares Skript über.
Zumindest kommt Murphys Figur aber noch ein bisschen sympathischer
rüber als die ihres Gemahls. So rechthaberisch, stur und dämlich
wie dieser sich beispielsweise im gebuchten Traumhotel aufführt,
hätten andere schon viel eher die Nase voll gehabt. Tom entpuppt
sich einfach als Arsch, der auch inmitten der Kulisse Venedigs nicht
in der Lage ist irgendwelches Interesse für andere Themen als
die aktuellen Sportergebnisse aufzubringen. Es stellt sich die Frage,
warum er überhaupt mit Sarah zusammen ist und vor allem, wieso
die beiden es vorher schon knapp ein Jahr zusammen ausgehalten haben.
Irgendwann überkommt den Betrachter zwangsläufig die Erkenntnis,
dass diese Sarah bei dem braven und etwas glatten Peter vielleicht
doch besser aufgehoben wäre.
Schlüssig ist das Ganze also nicht und wenn dann auch die Gags nur zu knapp fünfzig Prozent zünden, bleibt nicht mehr allzu viel Erbauliches übrig. Aber okay: Langweilen tut "Voll verheiratet" sein Publikum zumindest nicht und manchmal macht der Film auch tatsächlich Spaß. Wenn z.B. eine ältere französische Dame die selbstgefälligen Amerikaner mal eben mit dem Auto einen Abhang runterschubst und ihnen dabei den Stinkefinger zeigt, hat das ja fast schon einen hochaktuellen politischen Bezug. Und ein paar hübsche Landschaften gibt's auch noch. Immerhin.
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