Venom 2: Let there be Carnage

Originaltitel
Venom: Let there be Carnage
Land
Jahr
2018
Laufzeit
97 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 20. Oktober 2021

Marvel-Verfilmungen, die nicht zum fortlaufenden Cinematic Universe zählen, tun sich seit einiger Zeit eher schwer und Sony hat nicht grundlos seinen Spider-Man an die übermächtige Konkurrenz ausgeliehen. Beim ursprünglich ebenfalls zum Umfeld des Netzschwingers gehörenden „Venom“ hat man jedoch einen Ansatz gefunden, der sich als äußerst erfolgreich erweist, zumindest an der Kinokasse. Die Kritiker dagegen waren und sind in der Mehrzahl eher wenig angetan vom grellen, stark überzogenen Rumgealber, das sich Tom Hardys Figur mit seinem außerirdischen Symbionten liefert. Die Fortsetzung „Let there be Carnage“ treibt den ganzen abgedrehten Quatsch nun auf die Spitze, unterhält dabei aber gerade durch ihren reinen Spaßansatz ganz ausgezeichnet.

Es ist eine „Partnerschaft“ die eigentlich überhaupt nicht funktionieren kann: Der lange Zeit recht runtergekommene und sich erst seit kurzem wieder auf solideren Pfaden bewegende Journalist Eddie Brock bildet jetzt tatsächlich eine echte Wohngemeinschaft mit dem Symbionten namens Venom, der meist in und ab und zu auch ein wenig außerhalb seines Körpers haust. Über die grundsätzlichen Verhaltensregeln ist man sich dabei meist uneins, vor allem Venoms natürlicher Appetit auf menschliche Hirne kann von Eddie nicht akzeptiert werden, weshalb ständig ein Vorrat an als Ersatznahrung herhaltenden Hühnern durch die Wohnung fleucht.

Eddies Bemühungen seine journalistische Karriere wieder voranzubringen konzentrieren sich aktuell auf den einsitzenden Serienkiller Cletus Kassady. Der bietet ihm exklusive Storys an, bleibt aber derart unberechenbar, dass die Situation irgendwann eskaliert. Beim handfesten Streit gelangt etwas von Eddies Blut in Kassadys Körper, so dass dieser bald ebenfalls von einem Symbionten mit eigenem Bewusstsein infiziert wird. Und so ein Wesen in Verbindung mit einem rücksichtslosen Massenmörder besitzt natürlich nichts mehr von den Skrupeln, die einen Venom noch halbwegs beherrschbar machen. Doch ausgerechnet als ihre gemeinsamen Fähigkeiten daher wirklich benötig werden, zerbricht die Beziehung zwischen Eddie und Venom anscheinend endgültig.

Eine völlig verückte, unrealistische Prämisse, ein Mann und ein außerirdisches Glibber-Wesen, die sich wie ein altes Ehepaar streiten, überwiegend Charaktere ohne Tiefe und schon gar keine zu denen man eine echte Beziehung aufbauen oder sich identifizieren könnte. Sowas geht doch nicht, schließlich haben wir in den letzten Jahren gelernt wie man auch früher als Kinderkram angesehene Superhelden und Comicfiguren zu vielschichtigen Charakteren aufbauen und mit ihnen durchaus anspruchsvolle Geschichten erzählen kann. Und das ist zweifellos eine gute Sache, die uns eine Menge toller und aufregender Filme beschert hat.

Dementsprechend vielleicht sogar nachvollziehbar, dass ein Werk, noch dazu eine große Hollywood-Produktion, das sich um all das nicht schert dann von der Kritik abgestraft wird. Aber muss wirklich jeder Superhelden-Film in ein mehr als zweistündiges Epos ausarten und jeder Schurke eine ambivalente, gebrochene und traumatisierte Figur sein, deren Handeln man daher schon irgendwie nachvollziehen kann?

Woody Harrelsons Kassady ist (wie in der Comicvorlage) einfach ein grundsätzlich und grundlos böser Mensch, was mehr oder weniger auch auf seine Partnerin Shriek (Naomie Harris) zutrifft. Und das Rumgezicke zwischen dem spielfreudigen Tom Hardy und Venom ist sicher oft albern bis kindisch, meist aber eben auch einfach sehr witzig.

Für mehr als knackige neunzig Minuten (den mit einem Knalleffekt aufwartenden Abspann nicht mitgerechnet) reicht das Ganze dann auch nicht und es ist sehr klug, dass man auch gar nicht versucht die dünne Story länger auszuwalzen. Was die Spezialeffekte angeht, kommt das Duell zwischen den beiden Symbionten nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Farbgebung ein Stück übersichtlicher daher als Venoms Eskapaden im Erstling. Trotz des hübsch-eklig fleischfarbenen Designs von Carnage bleibt es aber deutlich weniger blutig und heftig als bei den Kollegen Deadpool oder Suicide Squad, denn auch deren von der Kritik durchaus gewürdigten ironischen und selbstreferentiellen Ansatz möchte man eher nicht verfolgen, sondern zieht sein Ding ziemlich straight durch.

Das hat keinen Anspruch, das ist sehr leichte Kost, aber genau das ist zwischendurch vielleicht auch einfach mal sehr erfrischend. Ein echter „Crowd Pleaser“ wurde so was mal genannt, und dafür muss man sich doch auch nicht schämen, oder etwa doch?

Bilder: Copyright

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