Als die Krankenschwester Kathrin (Julia Jentzsch) nach Jahren wieder zurück in das kleine bayrische Dorf ihrer Jugend kommt, um dort ihre Mutter zu beerdigen, ist die Atmosphäre noch bedrückender als sie es in Erinnerung hatte. Grund dafür ist der brutale Mord an sechs Menschen, einer kompletten Familie und ihrer Magd, zwei Jahre zuvor. Der Täter wurde nie gefasst und man spricht eigentlich auch nicht gerne darüber. Denn schließlich war das Familienoberhaupt, der alte Danner ein Tyrann und Geizhals, seine Frau eine schweigsame, überfromme Person und die jüngsten Kinder vermutlich das Ergebnis eines inzestuösen Verhältnisses zwischen Vater und Tochter. Wer aber nicht Ruhe gibt ist die Schwester (Monica Bleibtreu) der ebenfalls erschlagenen Magd. Diese bringt das unangenehme Thema immer wieder zur Sprache und so erfährt auch Kathrin schließlich Stück für Stück Geheimnisse, die sie eigentlich besser gar nicht wissen will. Deutsche Literatur- und Bestsellerverfilmung zum Nächsten, denn auch Andrea Maria Schenkels Überraschungserfolg "Tannöd" entgeht natürlich nicht der Adaption für die Leinwand. Vom Thema her eignet sich die Geschichte dafür schließlich auch ganz ausgezeichnet, denn der bis heute unaufgeklärte Mehrfach-Mord am bayrischen Tannödhof im Jahr 1922 hat auch in unseren Tagen offensichtlich nichts von seiner Faszination verloren. Nach dem eher uninspirierten, konventionellen Schauermär "Hinter Kaifeck" vor wenigen Monaten ist dies nun die "offizielle" Verfilmung des Bucherfolgs, doch auch die nimmt sich nicht gerade wenige Freiheiten. In Sachen Atmosphäre beweist Bettina Oberli jedenfalls, dass sie - nach ihrem Achtungserfolg mit der Seniorenkomödie "Die Herbstzeitlosen" - eine beachtliche Bandbreite beherrscht und auch sehr gut düster kann. Sie findet eindrucksvolle Bilder, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und man möchte sicher nicht selbst zuhause sein in dieser unheimlichen Gegend, in der Herzenswärme unter den Bewohnern zudem ein völliges Fremdwort zu sein scheint. Dass es sich bei dem ermordeten Familienoberhaupt um einen bösartigen Menschen handelte ist offensichtlich, aber auch die Tochter ist nicht nur Opfer, sondern manipuliert geschickt andere zum eigenen Vorteil. Es ist beileibe kein "schöner" Film mit dem wir es hier zu tun haben, da sind sowohl das Mordthema, die durchweg nicht besonders liebenswerten Figuren und auch die unangenehme Grundstimmung vor. Aber es ist trotzdem ein alles in allem gelungenes Werk, welches seine beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt. Es ist zugleich der letzte Film mit der verstorbenen Monica Bleibtreu, die mit der zwischen eigener Schuld und verbitterter Anklage hin- und hergerissenen Schwester der ermordeten Magd auch die kraftvollste Rolle dieses Films bekommen hat. |
Land
Jahr
2009
Laufzeit
104 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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