Paris, die Stadt an der Seine. Die Stadt der Liebe und der Romantik. Welthauptstadt des 19. Jahrhunderts und Ausgangspunkt der Französischen Revolution. Schon oft musste diese Stadt als Filmkulisse herhalten. Erst vor einem Jahr kreierte eine Gruppe von international renommierten Regisseuren mit 21 unterschiedlichen Kurzfilmen eine wuchtige Hommage an die französische Hauptstadt. "Paris je t'aime" hieß die filmische Kompilation, die vor allem eine bunte Spielwiese für die einzelnen Regiehandschriften war. Jetzt möchte der französische Filmemacher Cedric Klapisch ("L'Auberge Espangole") mit "So ist Paris" der Stadt ein weiteres filmisches Denkmal setzen. "So ist Paris" ist ein klassischer Episodenfilm. Die Sozialarbeiterin Elise (Juliette Binoche) erfährt von ihrem Bruder Pierre (Romain Duris), dass er wahrscheinlich sehr bald an einem Herzleiden sterben wird. Die letzten Tage verbringen die Geschwister gemeinsam und stellen fest, dass beide ziemlich einsam sind. Der Historiker und Universitätsprofessor Roland (Fabrice Luchini) steckt sehr tief in einer Midlife Crisis. Er gibt seine Reputation als ernstzunehmender Forscher auf, um eine populärwissenschaftliche Fernsehsendung zu moderieren. Außerdem verliebt er sich in eine wesentlich jüngere Studentin (Melanie Laurent). Die beiden letzten Episoden beobachten die impulsiven Irrungen und Wirrungen eines Pariser Gemüsehändlers und eines afrikanischen Schwimmlehrers, der seine Heimat verlässt und einen Neuanfang in Paris wagen möchte. Fatal und besonders ärgerlich ist bei "So ist Paris" die billige Art des Schnitts. Wenn Roland beispielsweise vor der Kamera vom historischen Reichtum des Landes schwärmt und durch prunkvolle Schlösser spaziert, gibt es einen Cut und wir befinden uns plötzlich in der Afrikaepisode und sehen, wie der Schwimmlehrer versucht illegal den Kontinent zu verlassen. Mit dem Knüppel schlägt Klapisch hier zu und möchte so die schwere koloniale Vergangenheit des Landes wenigstens ein wenig anklingen lassen. Dies wirkt in seinem ansonsten von einer heiteren Grundstimmung getragenen Film ziemlich deplaziert. Was aber noch viel schlimmer ist: Das Thema wird scheinbar nur aus Gründen der political correctness hinzugefügt. Eigentlich besteht die Afrikaepisode aus vier oder fünf kurzen Einstellungen, die im gesamten Film wie ein Fremdkörper wirken. Binoche und Luchini haben mit Abstand die längste Leinwandpräsenz im Film. Vielleicht prägen sie sich deshalb auch wesentlich intensiver ein als die anderen sehr guten Darsteller. Es ist eine Schande, dass die zauberhafte Melanie Laurent, die schon längst zur nächsten Romy Schneider auserkoren wurde, völlig unterfordert wird. Mehr als schön lächeln und gut aussehen darf sie nicht. Und auch Romain Duris bekommt am Ende nur einen peinlichen Off-Kommentar und kann seine eigentlichen Stärken nicht ausspielen. Deswegen ist Cedric Klapischs Werk auch eine erstaunliche Verschwendung an darstellerischen Talenten. Weniger wäre in diesem Fall wohl mehr gewesen. Also zwei anstatt der vier Episoden. Mehr Raum und Platz für Charakterentwicklung und vor allem eine Handlungsebene, die typisch für die Weltmetropole Paris ist. Aber in dieser Form ist der Film eine Mogelpackung: Er hält nicht was der Titel verspricht. So banal soll also Paris sein? Wir wollen für die Bewohner dieser wunderschönen Stadt hoffen, dass dies nicht stimmt. |
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