Bei den Werken die wir seit einiger Zeit mit Russell Crowe in der Hauptrolle zu sehen bekommen handelt es sich fast ausnahmslos um kleinere Produktionen, die auch längst nicht mehr alle einen Kinostart spendiert bekommen. Den traut man „Sleeping Dogs“ aber jetzt zu, und ob das nun am immer noch klangvollen Namen oder dem Vertrauen in die Qualität des Films liegt, ist nicht überliefert. Zweifelsohne handelt es sich bei der Figur des an Alzheimer leidenden und sich kaum noch im Alltag zurechtfindenden Ex-Cops Roy Freeman, der sich trotz dieses Handicaps an die späte Aufklärung eines lange zurückliegenden Mordfalles macht, um einen der interessantesten Charaktere, die Crowe in den letzten Jahren verkörpert hat. Hier kann er endlich mal wieder diverse Facetten seines Schauspiels zeigen und damit überzeugend die Leinwand einnehmen.
Nur mit Hilfe von Notizzetteln kommt er überhaupt noch alleine klar und im Grunde hat sich Roy Freeman seit dem Fortschreiten seiner Krankheit vom Rest der Welt zurückgezogen. Als jedoch ein von ihm vor Jahren wegen Mordes verhafteter Mann, dem nun die Vollstreckung der gegen ihn verhängten Todesstrafe droht, um ein Gespräch bittet und ihm einige bemerkenswerte Details berichtet, führt das dazu dass Roy dem Fall tatsächlich noch einmal nachgeht und ihn neu aufrollt – was angesichts der Tatsache, dass er sich überhaupt nicht daran erinnern kann, zwar einerseits eine ziemliche Herausforderung bedeutet, auf der anderen Seite aber auch für eine unvoreingenommene, nicht von persönlichen Erfahrungen geprägte Herangehensweise sorgt. Etwas merkwürdig allerdings, dass sämtliche Freunde und Ex-Kollegen überhaupt nichts vom Rumwühlen in den alten Akten halten und Roy sich irgendwann fragt, ob das wirklich nur in der Sorge um seine Gesundheit begründet ist.
Es ist nicht komplett neu, dieses Konzept vom Ermittler, dem sein Verstand und Gedächtnis Streiche spielt bzw. sich komplett verweigern. Und nicht zuletzt Russell Crowe selbst bewegte sich ja einst mit „A Beautiful Mind“ im artverwandten Bereich, was ihm immerhin eine Oscar-Nominierung einbrachte. Und wie viel er immer noch drauf hat zeigt er nun in „Sleeping Dogs“, wo ihm in der Eröffnungssequenz knappe fünf Minuten reichen, um eindrucksvoll all die Herausforderungen, die Hilflosigkeit und Verzweiflung eines Lebens mit Alzheimer zu demonstrieren. Da wirkt es dann im Verlauf schon etwas erstaunlich bis leicht unglaubwürdig, wie gut sich Roy dann doch bei seinen Nachforschungen und dem Gesprächen mit Anderen schlägt. Eine Entwicklung, die uns das Drehbuch mit der Teilnahme an einem Forschungsprogramm verkauft bei dem die Behandlung bewirkt, dass er es zunehmend schafft frische Erinnerungen länger als nur ein paar Stunden im Kopf zu behalten. Das ist schon sehr gewagt und grenzt im Grunde bereits ans Science Fiction-Genre.
Und auch sonst ist dies hier kein „Memento“ mit seiner einzigartig komplexen und originellen Struktur. „Verschachtelt“ ist ein Adjektiv, das zwar durchaus zutrifft, allerdings dient die langwierige Aufschlüsselung dessen, was mit wem damals wirklich passiert ist, einzig dem Hinarbeiten auf eine möglichst überraschende und schockierende finale Auflösung. Die sich zwar dann auch als eine Art „Knaller“ präsentiert, aber da man halt (schon aus Erfahrung) mit irgendeinem Twist dieser Art rechnen muss, dürfte die Wirkung nicht bei allen Zuschauern so heftig ausfallen wie gewünscht. Eine Geschichte mit erkennbaren Schwächen also, aber dennoch bei weitem keine bei der man sich ob all der Unlogik gleich an den Kopf fassen muss. Und da nicht nur der Hauptdarsteller sondern das gesamte Ensemble hier eine gute Leistung abliefert, die Atmosphäre stimmig ist und die Handlung dann doch zumindest das Interesse wachhält, lautet das Fazit letztlich: Durchaus sehenswert.
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