Einst aus seiner Heimat von Tierfängern entführt, lebt der Ara namens Blu mittlerweile ein eigentlich recht nettes und beschauliches Leben mit seinem Frauchen Linda in einer Kleinstadt in Missouri. Doch dann soll er mit einem anderen Exemplar seiner seltenen Art gepaart werden und es geht zurück in die bunte und sommerliche Welt von Rio des Janeiro. Dort gerät der leicht überforderte Vogel prompt von einem Abenteuer ins andere, gewinnt neue Freunde und kommt Stück für Stück sogar seiner kratzbürstigen Artgenossin Jewel näher.
Viel mehr und detaillierter muss man gar nicht auf die Handlung von "Rio" eingehen, die zugegeben nicht unter Innovationsverdacht steht und im Grunde aus nicht viel mehr als einer Aneinanderreihung einzelner Gags, Action-Elemente und Verfolgungsjagden besteht. Schlimm ist das in diesem Fall aber nicht, da "Rio" in genug anderen Bereichen punkten kann. Mit der kunterbunten Welt von Rio de Janeiro hat man sich einen interessanten Schauplatz ausgesucht und weiß diesen und seinen berühmten Karneval auch entsprechend zu nutzen und in Szene zu setzen. Die Bilder der Stadt und des sie umgebenden Dschungels sind in ihrer Tiefe und Farbenpracht grandios anzuschauen, die Bewegungen rasant und dynamisch umgesetzt.
Stärker als die Geschichte selbst wissen aber vor allem die Figuren zu gefallen, denn hier hat man sich endlich mal wieder auf eine der klassischen Stärken des Animations-Genres besonnen und gleich eine Handvoll gelungener Nebenfiguren entworfen, die im Gedächtnis bleiben. Das betrifft die beiden Lebenskünstler Nico und Pedro, die den unerfahrenen Blu an die Hand nehmen und ihn durch die unbekannte Welt führen, sowie den leicht genervten Familienvater Pedro, der in der deutschen Fassung überraschend witzig von Roberto Blanco gesprochen wird. Es gilt aber noch mehr für den Fiesling des Films, einen wirklich furchterregenden Kakadu von selten gesehener Bösartigkeit.
Gerade weil die tierischen Charaktere so durchgehend überzeugend gelungen sind, fällt dagegen der Handlungsstrang um das sich ebenfalls erst findende menschliche Liebespaar aber deutlich ab und nimmt dann zu oft Witz und Tempo aus dem Film.
Natürlich setzt das bisher vor allem mit der "Ice Age"-Reihe erfolgreiche Blue Sky Studio hier auf die sichere und bewährte Karte mit sattsam bekannten Zutaten, vor allem der nun eigentlich wirklich abgegriffenen "Fish out of Water"-Geschichte. Aber was soll's: Das Ganze macht Spaß, ist wie bereits erwähnt sehr hübsch anzuschauen und mit seiner beschwingten Samba-Musik (bei der dann selbstredend auch das "Girl from Ipanema" nicht fehlen darf) gelegentlich sogar so etwas wie unwiderstehlich.
Im Vergleich zum zeitgleich laufenden Animations-Mitbewerber mit ebenfalls drei Buchstaben namens "Hop" erweist sich "Rio" jedenfalls als die bessere Wahl.
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