Es scheint ein verlockendes Leben zu sein, welches der gutaussehende und gutgebaute Mike (Channing Tatum) da führt – umschwärmt von den Frauen, versorgt mit einem schnellen Auto und einem schicken Apartment. Kein Wunder, dass der 19-jährige Adam (Alex Pettyfer) schnell begeistert ist, als ihn sein neuer Kumpel mit an dessen ganz besonderen Arbeitsplatz nimmt. Im Nachtklub „Xquisite“ lässt Mike zusammen mit einer Handvoll Kollegen jeden Abend die Hüllen fallen und strippt sich in die Herzen und Geldbörsen der Damenwelt. Auch Adam wird als „The Kid“ bald eine Attraktion des vom etwas zwielichtigen Dallas (Matthew McConaughey) geleiteten Etablissements. Seine bodenständige Schwester (Cody Horn) ist vom neuen Job ihres leichtlebigen Bruders zwar nicht allzu sehr angetan, lässt sich aber nicht zuletzt von Mikes Charme immer wieder beruhigen. Doch den plagen schon länger Zweifel an seinem vermeintlich so tollen Leben und er überlegt es komplett zu ändern.
Böse Falle, wieder mal. Wer den Namen Steven Soderbergh kennt, der ahnt natürlich schon vorher, dass der vielseitige Filmemacher auch diesmal wieder nicht das abliefern wird, was Plakat und Trailer von „Magic Mike“ verheißen: Nämlich eine lockere und bunte Komödie über die Welt männlicher Stripper mit reichlich Fleischbeschau für die Damen. Aber immerhin betrifft die bewusste Irreführung hier nur den Teil „leichte Komödie“, denn in Sachen durchtrainierte Körper wird den Interessierten tatsächlich Einiges geboten, sowohl von den drei Hauptdarstellern als auch ihren Helfern aus der zweiten Reihe. Und dass dem so ist, dürfte wohl auch der Hauptgrund dafür sein, dass das Publikum dieses Mal vielleicht doch etwas weniger verstört aus dem Kino gehen wird als bei den letzten, noch gar nicht allzu lange zurückliegenden Mogelpackungen dieses Regisseurs mit Namen „Contagion“ (nicht der typische Katastrophen-Triller) und „Haywire“ (auch nicht die handelsübliche Kampfsport-Action).
Hinter der glitzernden Fassade von „Magic Mike“ verbirgt sich aber ganz klar ein ziemlich ernstes und zeitweilig sogar deprimierendes Drama, welches die Mechanismen und Menschen dieses Metiers zeigt und dabei dann zwangsläufig an „Boogie Nights“ erinnert, den Film der Gleiches mit der Pornoindustrie tat. Die Brillanz und Tiefe von Paul Thomas Andersons Meisterwerk erreicht Soderbergh hier zwar nicht, denn dazu sind seine Figuren doch etwas zu klischeehaft angelegt, aber auch sein Film bewegt sich auf einem recht hohen Niveau. Nicht zuletzt dank der wenig glänzenden sondern vielmehr rauen, etwas grobkörnigen und stets in Sepiatönen gehaltenen Bilder wird ein Realismus erreicht, der im krassen Gegensatz zum sonnigen Partyparadies von Tampa Bay/Florida steht, in dem die Geschichte spielt.
Vor allem aber überzeugt die Darstellerriege, angeführt von einem Channing Tatum, der hier zwar einerseits sein Schönling-Image für die dazu passende Rolle nutzt, sich aber andererseits durch die überzeugende Verkörperung des dahinterstehenden Menschen wieder ein weiteres Stück von eben diesem oberflächlichen Image absetzt, so wie es ihm auch schon mit seinem selbstparodistischen Auftritt in „21, Jump Street“ gelungen ist. Was vielleicht etwas weniger überrascht wenn man weiß, dass Tatum hier zum Teil seine eigene reale Vergangenheit als Stripper thematisiert. Während man ihm hier beinahe schon das Attribut „charismatisch“ verleihen darf, ist Alex Pettyfer („Ich bin Nummer Vier“) noch nicht ganz so weit und agiert eher zurückhaltend und brav. Dazu kommt dann noch ein Matthew McConaughey, der seinen wilden Zeremonienmeister „Dallas“ - nicht nur was das Outfit anbetrifft - an der Grenze zur Karikatur anlegt, was in diesem Kontext aber dennoch nicht unpassend wirkt. Drei sehr unterschiedliche Herren (und komplett zu vernachlässigende Frauenfiguren) also, die hier das Kunststück versuchen dem Partypublikum eine gute Show zu liefern, es andererseits aber auch noch mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen nach Hause zu schicken.
Die meiste Zeit gelingt es so auch den Zuschauer bei der Stange zu halten, lediglich im Mittelteil nimmt Soderbergh zeitweilig doch zuviel Gas vom Story-Pedal und präsentiert stattdessen die eine oder andere ausufernde Bühnennummer zuviel, doch das ist eventuell auch eher eine Geschmacksfrage. Im Endergebnis schlägt dann aber das gut gespielte, interessante Drama über Loyalität, Freundschaft und unerfüllte Träume doch recht klar die Show-Abteilung und weiß somit insgesamt zu gefallen. Auch wenn das von der Werbung manipulierte Publikum also vielleicht etwas ganz Anderes erwarten wird, so muss es deshalb am Ende nicht zwangsläufig enttäuscht sein. Zwar wird ihm in Sachen witziger Komödie eindeutig etwas zuviel versprochen, aber was stattdessen geboten wird ist schließlich auch von einiger Qualität.
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