The Limits of Control

Originaltitel
The Limits of Control
Land
Jahr
2008
Laufzeit
116 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Moritz Piehler / 23. August 2010

 

Woher nimmt sich Jim Jarmusch eigentlich immer die Zeit in seinen entschleunigten Filmen? Hat der Kultregisseur des Independent-Films noch nichts von Globalisierung und der immer schneller beschleunigenden, weltweit vernetzten Gesellschaft gehört? Doch, hat er. Denn sein neuer Film ist ein Plädoyer dagegen. Eine Hommage an die schönen Künste und - nicht zuletzt, soviel Arroganz darf sich der Altmeister erlauben - an seine eigene Kunst. Verpackt in einen Thriller im Jarmusch-Stil, langsame Schnitte, ungewöhnliche Perspektiven, skurrile Charaktere. Es passiert nicht viel, man kann das durchaus auch langweilig finden. Aber es ist ein Film über Ästhetik. Über Kunst und den Genuss von Kunst und über die Wahlmöglichkeit, aus dem kontrollierten Wahnsinn auszusteigen.
Handys mag die Hauptfigur hier, unterwegs durch Europa mit ungeklärtem Ziel und bis zum Ende offenen Auftrag, ebenso wenig wie Waffen. Kommuniziert wird über Zahlencodes auf winzig zusammengefalteten Zettelchen in den Streichholzschachteln eines französischen Cafés. Das ist ganz alte Agentenschule. Selbstverständlich werden die Nachrichten, deren Inhalt im Verborgenen bleibt, nach dem Lesen zerknüllt, zerkaut und heruntergespült. Woher diese Verdrossenheit gegenüber der schnelllebigen Moderne rührt, bleibt ebenso im Dunklen, wie die Motivation oder der Hintergrund des ernsthaften Helden.

Der Film bewegt sich von Symbol zu Symbol, Szenen und ritualisierte Satzwiederholungen bilden die Metaebene zur ohnehin spärlichen Handlung, ähnlich wie in "Coffee and Cigarettes". Gesprochen wird nicht viel in "The Limits of Control", die Hauptfigur spricht überhaupt nur drei, vier Sätze im ganzen Film. Wenn, dann lässt er seine geheimnisvollen Gegenüber reden und dann geht es um Kunst, Musik, Philosophie. Dafür wird in diesen einseitigen Gesprächen jeder Satz mit so viel Bedeutung und Konnotationen überhäuft, dass es fast ein bisschen lächerlich wirken könnte. Wäre da nicht die unfassbare Ernsthaftigkeit des Hauptdarstellers und die Jarmusch eigene Absurdität von Situationen und Figuren, die bedeutungsschwangere Tiefgründigkeit mit skurrilem Humor durchsetzen. Hinter diesen Filmfiguren gehen sogar Stars unter, es spielt keine Rolle, dass Tilda Swinton und Gael Garcia Bernal hinter den Charakteren stecken, nur Bill Murray erlangt seine Komik hauptsächlich dadurch, dass er - nun ja, eben Bill Murray ist und bleibt.
Auf der Reise durch Spanien mit der stummen namenlosen Hauptfigur wird dem Zuschauer der wahre Beweggrund nie enthüllt. Man wird zum schweigenden Beobachter der absurden Begegnungen und des Informationsaustausches zwischen den Figuren. Für ungeduldige Geister der Twitter-Generation ist das eher nichts. Aber man hat bei allem Verständnis für diese schweigsame Tirade gegen den kulturellen Verfall doch ein wenig das Gefühl, sich in Jarmuschs persönlicher Gedankenwelt zu verlieren. Es wird niemals ganz deutlich, ob der Film noch über den notwendigen selbstironischen Abstand zum Thema verfügt, oder doch in das unwirsche Lamento eines alten Mannes auf verlorenem Posten abgleitet. Und es bleibt der Eindruck, dass der Film mit seinem Thema, zumal mit der wenig überraschenden Auflösung einfach ein paar Jahre zu spät daher kommt.

Wer einen typischen Jarmusch-Film erwartet, der wird in "The Limits of Control" sicherlich bedient, ob sich der Kultregisseur damit allerdings einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt. Zu wenig Innovatives, zu wenig Überraschendes hat er diesmal zu bieten. Skurril alleine reicht eben nicht aus. Nur für reine Film-Ästheten dürfte "The Limits of Control" mit seinen sehr stilsicher inszenierten Aufnahmen ein uneingeschränktes Vergnügen sein. Allein die Auswahl der Locations ist schon fast den Besuch im Kino wert. Und man kann den Regisseur ja auch für sein Streben gegen den ständigen Wirbel der Erneuerung und seine Treue zum eigenen Stil lieben.

Bilder: Copyright

5
5/10

Auf jeden Fall vor dem Film noch nen doppelten Espresso trinken... ("in seperate cups" ;-)
Und wer auf Koffein zu unruhig wird, sollte besser einen durchziehen.
Ohne Drogen ist der Film jedenfalls etwas zäh.

Permalink

2
2/10

Zuerst einmal: Ich mag Jarmusch und würde sogar sagen das Filme wie "night on earth" , "coffee & cigarettes" und "broken flowers" ihn zu einem meiner Lieblingregiesseure gemacht haben und ihm (berechtigterweise) Weltruhm einbrachten. ABER! Dieser Film lässt sich nur mit folgendem Satz zusammenfassen.
Zähflüssige,in Ästhetik gegossene Langeweile für Freunde des gepflegten Sekundenschlafes,dessen Hauptverdienst darin besteht kommende Generationen von Filmkritikern und Analytikern auf unbestimmte Zeit mit Arbeit zu versorgen.
Tilda Swinton meinte im Film "Orson Welles hatte einmal einen Film gemacht der überhaupt keinen Sinn hatte"...wenn Jarmusch sich diesem Vorbild annähern wollte kann man ihm nur gratulieren.

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7
7/10

kann die Kritik an dem zähen Verlauf absolut nachvollziehen, hab den film auch über zwei tage verteilt auf dvd gesehen, in einem rutsch wärs mir zu anstrengend geworden. Aber: in der Pause zwischen den zwei Anschausessions geisterten immer wieder die Bilder des filmes durch meinen Kopf unbd das ist wohl die Hauptstärke des Films, eine begnadete visuelle Ästhetik, die von Farbkomposition über das Verwenden von Architektur bis hin zu wundervollem Einsatz von Licht alles sehr schön abdeckt. Die Story ist da fast nebensächlich(und wirkt doch etwas fad und aufgesetzt)

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