Für Laura steht eine aufregende Reise an. Ihre Mutter gibt ein Konzert in Peking und die ganze Familie wird sie nach China begleiten. Dazu gehört auch Lauras magischer Stern, doch da sie den nicht durch den Kontrollschalter am Flughafen schmuggeln kann, folgt er einfach dem Flieger als unsichtbarer Begleiter. Bei der Ankunft in Peking ist er jedoch verschwunden und erst die kleine Ling-Ling entdeckt den abgestürzten Stern in einem Feld und nimmt ihn an sich. Die beiden Mädchen treffen bald aufeinander und es kommt zum Streit darum, wer denn nun die rechtmäßige Besitzerin ist. Dabei erweckt der Stern ungewollt ein Kostüm des Drachen Nian zum Leben und der symbolische Schrecken der chinesischen Neujahrsnacht treibt fortan sein Unwesen in den Straßen der Stadt. Aber richtig böse ist dieser Drache eigentlich nicht, und als Laura und Ling-Ling erkennen, dass die wahre Bedrohung ganz woanders liegt, müssen sie lernen zusammen zu halten und gemeinsam zu kämpfen.
Die Bücher von Klaus Baumgart, die Fernsehserie Ende der 90er Jahre und der Kinofilm im Jahre 2004: Die Abenteuer von Laura und ihrem Stern haben sich als eine einzige Erfolgsgeschichte erwiesen, mit dem bisherigen Höhepunkt von mehr als 1,3 Millionen Zuschauern für den ersten Film. Nun also die Fortsetzung und da gibt es Einiges an Neuheiten zu vermerken. Überhaupt darf man dem Produktionsstudio um das Grafen-Ehepaar Maya und Thilo von Rothkirch eine stetige Weiterentwicklung bescheinigen, seit sie mit "Tobias Totz" vor gut einem Jahrzehnt debütierten und dann mit dem "Kleinen Eisbär" und natürlich dem ersten "Lauras Stern" weiter voran schritten. Gute Kontakte ins Reich der Mitte sorgen diesmal für eine der bisher noch sehr seltenen deutsch-chinesischen Gemeinschaftsproduktionen und so ist es nur folgerichtig, dass die neue Geschichte dann in Peking spielt.
Passend zum asiatischen Setting orientierte man sich bei der Optik gleich mal am größtmöglichen Vorbild überhaupt, nämlich den wunderbaren animierten Welten des Hayao Miyazaki. Dementsprechend bietet dieser "Stern" also vor allem auch den Anhängern japanischer Animes einiges an Schauwerten. Zwar erreicht man nicht ganz und schon gar nicht durchgehend das Niveau der Produktionen des Meisters, aber vor allem bei der detaillierten Darstellung von Stadt, Landschaft und Häusern sind Ergebnis und Wirkung allemal beachtlich.
Noch ein Stück beachtlicher ist allerdings eine regelrechte technische Innovation, welche den Kritikern, die dem Film anderenorts "wunderschöne Zeichnungen" bescheinigen, offensichtlich entgangen ist. Denn hier ist überhaupt nichts von Hand gezeichnet, wir haben es mit einem komplett digital und am Computer animierten Werk zu tun, bei dem man sich lediglich um einen möglichst klassischen Zeichentrick-Look bemüht hat - mit ziemlich überzeugendem Ergebnis. In dieser Hinsicht besitzt der Film daher sogar ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, für das man den Machern Respekt bezeugen muss.
Wie liebevoll und engagiert hier gearbeitet wurde, demonstrieren auch noch weitere Feinheiten wie die musikalische Untermalung, für die man sich intensiv um die Dienste einiger Größen der klassischen Musik bemühte. So gelang tatsächlich die Verpflichtung des chinesischen Starpianisten Lang Lang für ein zauberhaftes Stück Klaviermusik, und auch der Cellist Jan Vogler ließ es sich nicht nehmen sein Instrument für ein nur eine knappe Minute langes Solo in Betrieb zu nehmen. Bei der Besetzung der Stimmen wird es dann fast schon kurios, denn Dirk Bach leiht hier dem Drachen Nian zwar unverkennbar seine Stimme, wird der Bezeichnung "Synchron-Sprecher" aber insofern nicht ganz gerecht, als dass seine Figur nicht ein vernünftiges Wort oder gar einen vollständigen Satz herausbringt. Stattdessen verleiht Bach der leicht anarchistischen, genauso verspielten wie unkontrollierbaren Fabelfigur durch ein Feuerwerk an Geräuschen, Grunzen und Schnaufen Charakter, wie man es so auch noch nicht gesehen bzw. gehört hat.
Das sind schon eine Menge Gründe, die das neue "Laura"-Abenteuer zu einem auch für Erwachsene sehr interessanten Vergnügen machen, während die Kleineren eine nette, aber nicht weltbewegende neue Variante zum Thema Freundschaft und Verantwortung serviert bekommen. Unter den knapp 75 Minuten Laufzeit findet sich nicht eine überflüssige oder langatmige, und visuell und akustisch erweist sich "Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian" sogar als absoluter Genuss und landet damit nicht nur für einen Kinderfilm ziemlich weit vorne.
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