The Last House on the Left

Originaltitel
The Last House on the Left
Land
Jahr
2009
Laufzeit
105 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Simon Staake / 19. August 2010

Manche Dinge ändern sich nie: Dass Grasrauchen in amerikanischen Horrorfilmen erwartungsgemäß zu Problemen der brutaleren Art und rapide verkürzter Lebenserwartung führt etwa. Das müssen auch die beiden Freundinnen Mari (Sara Paxton) und Paige (Martha McIsaak, "Superbad") feststellen, die eben noch in Frieden mit dem etwas verstört wirkenden Justin (Spencer Treat Clark, "Unbreakable") ein Tütchen geraucht haben. Für einen Großteil der Verstörung des Jungen ist nämlich seine plötzlich im Zimmer stehende Familie verantwortlich. Der gerade von seinem Bruder Frankie und seiner Geliebten Sadie bei einer Polizeiüberführung befreite Krug (Garret Dillahunt) ist Justins Vater, und die dysfunktionale Familie hier mehr als genug Grund, ein bisschen wunderlich zu werden. Krug und seine Psychopathenbande vergehen sich brutal an den beiden Mädchen und lassen sie verschwinden, müssen aber aufgrund eines annahenden Sturms am nächsten Sommerhaus anhalten und um Asyl für die Nacht bitten. Hausbesitzer ist das Ehepaar Collingwood (Monica Potter und Tony Goldwyn), die Eltern von Mari, die (noch) nicht wissen, wem sie gerade Unterkunft bieten....

Über einen Großteil der Remakes von Horrorklassikern der 1970er und 1980er in den letzten Jahren gab es ja keine zwei Meinungen: überflüssig war oft noch das Beste, was einem dazu einfiel, manchmal rutschte das Ganze auch ins Peinliche ab (legen wir den Nebel des Schweigens über "The Fog"). Aber neben den unnötigen Kettensägenmassakern in Texas oder ebenso nichtssagenden Rückblicken auf einen gewissen Michael Myers gab es auch einige Filme, die durch eine Neuarbeitung dazu gewannen. Und zwar nicht nur im Bereich harter Gore - denn da legten natürlich alle Filme der letzten Jahre zu, teilweise bis zur Schmerzgrenze - sondern auch im Bereich Qualität. Einer dieser Filme war Alexandre Ajas "The Hills Have Eyes", der Wes Cravens teilweise doch arg krude umgesetzten Survival Horror konsequent und recht geschickt für ein modernes Publikum adaptierte und dabei die eher peinlichen Aspekte des Originals, allen voran den Schnauzer und die Hotpants des männlichen (!) Hauptdarstellers, wohlwissend wegließ.
Und nun sind wir bei Cravens Erstling angelangt, dem zurecht berüchtigten "Last House On The Left". Cravens Filme der 1970er Jahre sind besonders für Remakes geeignet, denn anders als die frühen Filme eines John Carpenter ("Halloween"), der erst im späteren Alter schwächer wurde, sind diese Streifen vom technischen Standpunkt aus ziemliche Machwerke, mit markanten Schwächen in Kameraarbeit und vor allem Filmschnitt. Dazu gesellten sich dann gerne (wie im Original "Last House") teilweise dilettantische Schauspielleistungen. Zudem hat das Remake nun die Chance, die Dinge wegzulassen oder zu ändern, die im Original nicht funktioniert haben, etwa die als Komikeinlagen geplanten Auftritte zweier trotteliger Polizisten, die eher zu den "Dukes of Hazzard" oder dem "ausgekochten Schlitzohr" passten.
Eine Sache hatte der krude Originalstreifen für sich, die das wie nicht anders zu erwarten auf Hochglanz polierte Remake allerdings nicht leisten kann: Seine Cinema Verité-Qualität. Mehr noch als das original "Texas Chainsaw Massacre" bezog Cravens "Last House" seine Wirkung (und seinen schlimmen Ruf) aus der amateurhaften Qualität der Bilder, die wirkten, als hätte eine Dokumentarfilmcrew eine böse Splittergruppe der Manson Family bei ihren Abenteuern gefilmt. Die Gewalt hier war nur teilweise so bösartig wie Moralwächter diesem über lange Jahre verbotenen, zensierten und gekürzten Film es nachsagten, es war viel mehr die ungebremste, fast intime Wucht der nicht geschönten, nicht ästhetisierten Bilder hier, die verstörte, wie es nur "Henry - Portrait of a Serialkiller" über eine Dekade später konnte. Weswegen sich die Werbekampagne mit der Tagline ("Um nicht ohnmächtig zu werden, denken sie daran: Es ist nur ein Film, es ist nur ein Film, es ist...) und auch der damalige deutsche Verleihtitel "Mondo Brutale" (als Bezug auf die "Mondo"-Filme der Zeit, die sensationsgeilem Publikum vermeintliche Realitäten der meist grausameren Art in anderen Ländern zeigten) auf diesen derben Realismus stürzten.
Auf seine Art war auch Cravens Adaption von Ingmar Bergmans "Jungfrukällan", der wiederum auf einer alten schwedischen Legende des 14. Jahrhunderts basierte, ein Aufzeigen der Grenzen von Gewalt als Unterhaltung, auch wenn das den Machern vielleicht erst später klar wurde. Und Cravens Original war überdeutlich ein Zeichen seiner Zeit, der Abgesang auf die Ideale des Hippietums (die hier entweder verblödet oder enthemmte Mörder sind) und auf die immer mehr ans Licht kommenden Gräuel während des Vietnamkrieges.
All diese Subtexte fehlen natürlich "Last House 2009" völlig. Übrig ist hier dann nur noch der Plot geblieben, die meisten Namen und ein gerüttelt Maß an Gewalt. Immerhin hat man hier nicht versucht, die Schockszenen des Originals zu übertreffen, sondern hält sich gen Anfang des Films fast noch zurück. Am Ende wird's dann sowohl derber als auch unrealistischer, wenn Figuren hier metertiefe Stürze und Schläge mit dem Schürhaken relativ problemlos überstehen, aber gut, das Thema Realismus hatten wir ja schon. Besonders negativ fällt allerdings die ans Ende angeklatschte Splatterszene auf, die mit ihrem offensichtlichen Schielen auf Begeisterung von den Gorehounds und Fanboys auf dümmstmögliche Weise die niederen Instinkte des Genrepublikums befriedigt und weder inhaltlich noch physikalisch irgendeinen Sinn macht.

"Last House 2009" macht einige, aber nicht genug Dinge besser als der Vorgänger. So ist etwa die Beziehung zwischen Krug und seinem Sohn hier differenzierter und psychologisch besser dargestellt, und dessen Entfremdung von seinem kriminellen Vater wird auch recht gelungen in einen im Original nicht vorhandenen Erzählstrang über die Collinwood-Familie eingebaut. Der größte Pluspunkt des neuen Films sind aber die Schauspielleistungen. Die Darsteller sind allesamt weit von der Quasi-Laientruppe des Originals entfernt und erschaffen größtenteils glaubwürdige und gut dargestellte Figuren. Besonders Tony Goldwyn, den man ja nur aus Nebenrollen kennt ("Ghost"!) und der sich in den letzten Jahren eher in Richtung Regiestuhl orientiert hat, sowie Monica Potter als das Elternpaar Collingwood lassen die Erinnerungen an die von ein paar Soapdarstellern im Original ganz schwach gespielten Eltern verblassen. Und auch die junge Sara Paxton wirkt ausdrucksstark und hat wohl mehr Talent, als sie hier in ihrer Opferrolle zeigen darf.
Das Talent zum Furcht Einflößen hat Garret Dillahunt ja hauptsächlich in TV-Serien nachgewiesen, etwa als Psychopath in "Deadwood" oder als Terminator in "The Sarah Connor Chronicles". Dillahunt gibt seiner Figur genug falschen Charme, um sie sowohl vom Originalcharakter abzusetzen, als auch in einen recht guten Antagonisten zu formen. Seine beiden Helfershelfer bleiben allerdings blass, Aaron Paul darf nur mit notgeiler Vergewaltigermiene herumlaufen und Riki Lindhome als Gangsterbraut Sadie sich hauptsächlich halbnackt zeigen. Doch trotz Dillahunts guter Leistung muss man sagen: David Hess fehlt einem, im doppelten Sinne. Dessen Leistung als Bösewicht Krug (zudem damals synchronisiert von dem jungen Christian Brückner, bevor dessen Stimme synonym für den deutschen De Niro wurde) war eines der herausragendsten Merkmale des Originals. Das andere waren die zarten Folkballaden, die er zum Soundtrack beisteuerte und die das brutale Geschehen manchmal merkwürdig, manchmal genial untermalten.
Stattdessen gibt's hier einen nichtssagenden und nicht erinnerungswürdigen Score, der im Kleinen die Crux von "Last House 2009" darstellt. Das Spiel mit Gegensätzen etwa, das bei allen Fehlkalkulationen einen Großteil der erzählerischen Wucht des Originals ausmachte, fehlt der Neuauflage völlig, und das ist ihre größte Schwäche. Hier ist alles stromlinienförmig und könnte aus jedem x-beliebigen Horrorfilm der letzten Jahre stammen. Beliebigkeit ist hier leider das Zauberwort. Aus der ironischen Selbstjustizgeschichte, die Bergman und Craven faszinierte, ist in den Händen von Denis Ilianis ein reiner Rachethriller geworden, der sich eng an Konventionen hält und so gut wie komplett vorhersehbar ist. Die Unterschiede zu ähnlich gelagerten Filmen sind hier nur marginal, und gerade dafür bracht man dann kein Remake eines Films, von dem man das - im positiven wie im schlechten Sinne - nicht behaupten konnte.

Denn egal ob man das Original "Left House" für abstoßenden Schund oder entnervenden Genreklassiker hielt, egal war er keinem, der ihn ansah. "Last House On The Left" 2009 dagegen geht in einem Meer aus ähnlichen Streifen so gut wie unter, er ist zwar durchaus stimmungsvoll in Szene gesetzt, aber zu keinem Zeitpunkt zwingend oder besonders erinnerungswürdig. Und damit hat es also auch Craven erwischt in der Reihe der "Kompetent aber überflüssig"-Remakes der letzten Jahre. Da wäre das letzte Haus links dann tatsächlich besser ein Einzelstück geblieben.


1
1/10

Bin nach 10 Minuten rausgegangen - das war ja wohl das dümmste was ich je gesehen habe - heutzutage brauchen die Killer nicht mal mehr eine Motivation in Horrorfilmen - daß alle sich gegenseitig einfach nur umbringen wollen ist ganz selbstverständliches Verhalten oder was?
...
Wann wird so ein Kram eigentlich mal verboten?
Mit Paintball ging es doch auch...

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Wieso sollte man etwas verbieten, nur weil es dir nicht gefällt?
Das Demokratieverständnis mancher Menschen ist schon erschreckend.
Mit Paintball ging es eben nicht!

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1
1/10

Stellt das Genre als ganzes in Frage - aber nicht weil er so schockierend und genial wäre, sondern eher weil der Film auf mich gewirkt hat wie ein verkrampfter zum-1000.-mal Aufguss von einer ganz abgelutschten Formel, noch dazu eher langweilig und unlogisch.
Wenn's helfen würde Amokläufe zu verhindern hätte ich darauf jetzt gut verzichten können - lol

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3
3/10

Das muss man differenzieren. Henry - Portrait Of A Seriakiller beging seine Taten auch ohne Motiv oder besonderen Grund, ok auch er war ein extrem psychopathischer Irrer mit beschissener Kindheit, dennoch gab es keinen Anhaltspunkt oder eine bevorzugte Opferauswahl, ob aus Frust, Stressabbau , Sexuellem Verlangen oder Raub, es war immer was dabei. Das wirkte jedoch noch verstörend und heftig, gerade weil der Darsteller des Henry eigentlich sympathisch und harmlos rüberkam. Auch Funny Games war ebenso ohne jegliches Motiv der beiden Killer, das war zwar selbstzweckhaft aber nicht minder hart. Hier wirkt die Belanglosigkeit und Motivationslosigkeit nur noch ärgerlich weil es so gezwungen daherkommt. "Wir sind böse weil wir es sein wollen/müssen"...noch ein paar herrliche Goreinlagen und fertig ist der achso schockierende Film, heute sind Kinogänger und Filmegucker allgemein härteres gewohnt selbst die erwähnte Motivlosigkeit lässt einen nicht mehr schlucken und schaudern, es entpuppt sich als ein für die Drehbuchautoren wegfallendes Teilchen über das sie nicht nicht mehr den Kopf zerbrechen müssen.

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10
10/10

Weiß nicht was ihr habt ich hab schon sehr viele Filme des Genres gesehen, aber der hier war einfach Bombe, hat mich wirklich mitgerissen! Ich kann Ihn empfehlen

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1
1/10

Na ja man kan ebenso in einen Schlachthof gehen und zuschauen !! Sehr primitiver Film onhne jeden Sin !

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7
7/10

kein gemetzel, dafür sehr realistisch gemacht, was für wes graven ungewöhnlich ist. eher ein guter fernsehfilm als eine gute DVD, aufgrund der harten szenen wird der wohl nie ausgestrahlt - was besser ist.

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10
10/10

Ich möchte mal wissen, warum ein Film verboten werden soll, nur weil er einigen nicht gefällt?!

Und außerdem: Wenn einige hier meinen der Film muß verboten werden, warum unternehmen sie dann nicht aktiv etwas für ein solches Verbot, z. B. zur Polizei gehen und Anzeige wegen Verstoß gegen §131 StGB gegen den Vertreiber des Films erstatten? Nur dumm rumlabern kann jeder!

Zum Film selbst: Habe selten ein Remake gesehen, welches besser ist als das Original, aber in diesem Fall ist das so. Alle Schwächen von Wes Cravens "Last House on the Left" werden hier ausgeglichen, aber ohne die Stärken und den Schrecken des Films zu verlieren. Super Sache! Mein Kompliment!!

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9
9/10

Einer der besten Filme, die ich in diesem Genre gesehen habe, und dazu noch ein sehr gutes Remake, im Grunde ist es schon eine Frechheit, das Original mit diesem hier in einem Atemzug zu nennen.
Fraglich, ob man das als Horrorfilm bezeichnen kann (oder rechtfertigt die Bezeichnung "Horror" bereits eine echte Splatterszene?), viel eher ist das ein sehr harter, trotz (oder gerade wegen) seiner drastischen Gewaltdarstellung noch dazu ein erschreckend realistischer Thriller, mal abgesehen von der übertriebenen Schlussszene, und ob die wirklich noch nötig war, ist der einzig echte Kritikpunkt für mich.
Über Sinn und Unsinn solcher Filme kann man streiten, aber dieses alberne Fordern nach Verboten ist typisch Deutschland.

Paintball gibt's übrigens noch.

Homer

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