Rooster (Al Pacino) und Turk (Robert de Niro) sind New Yorker Cop-Veteranen und ein eingespieltes Team, das auch schon mal bei Beweismitteln etwas nachhilft, wenn es der guten Sache dient. Als ein unbekannter Serienkiller anfängt, der Justiz entkommene oder nicht belangte Kriminelle zu erschießen, kreuzen sich die Ermittlungen der beiden Veteranen mit dem ihrer jungen Kollegen Perez (John Leguizamo) und O'Riley (Donnie Wahlberg). Bald scheint festzustehen, dass es sich bei dem Täter um einen Polizisten handelt. Separat suchen die beiden Duos nach dem Täter, Misstrauen und gegenseitige Unterstellungen sind bald an der Tagesordnung. Auch Kollegin Karen Corelli (Carla Gugino), die mit Turk eine S/M-Beziehung pflegt, könnte etwas mit der Mordserie zu tun haben. Als die Indizien mehr und mehr auf Turk verweisen, versuchen er und sein Kollege Rooster alles, um dem wahren Täter auf die Schliche zu kommen...
Was ist bloß aus dem Leinwandtraumpaar Robert de Niro
und
Al Pacino geworden? Die Ikonen des 70er Jahre-Kinos waren
ja bisher
erst zweimal im selben Film zu sehen: In den frühen 70ern
in
"Der Pate 2", in dem sie logischerweise in keiner Szene
zusammen zu sehen waren, da de Niro die junge Version von
Pacinos
Vater spielte, und dann Mitte der 90er in "Heat", in
dessen
fast drei Stunden Laufzeit die beiden gerade mal knapp
zehn Minuten
Leinwandzeit gemeinsam verbrachten. Das zumindest hat sich
in "Kurzer
Prozess" grundlegend geändert, denn hier sind de Niro
und Pacino über fast die gesamte Laufzeit zu sehen. Ein
Freudenfest
für Filmfreunde sollte man also meinen, aber dem ist
leider
nicht so.
Denn
eines hat sich auch noch umgekehrt im Verhältnis zu den
beiden
früheren Filmen: die Qualität. Denn wo die Filme von
Francis
Ford Coppola und Michael Mann ganz klare Klassiker der
Filmgeschichte
sind, ist die dritte Runde im de Niro-Pacino-Tandem
bestenfalls
Mittelmaß. Aber sind wir mal ehrlich: Großes hat man
von diesem Film nicht erwarten dürfen und bekommt es auch
nicht.
Dazu sind die drei wichtigsten Personalien wohl nicht mehr
in der
Lage.
Im Falle von Regisseur Jon Avnet stellt sich sowieso die
Frage,
ob er das jemals war oder jemals wäre. Denn Avnet ist der
Inbegriff
des hack, des biederen Auftragsregisseurs, der zuverlässig
Durchschnitt ohne größere Ambitionen abliefert, und das
nun schon sehr lange. Sein bester Film ist nicht im
Thrillerbereich
zu finden, sondern ist das Megarührstück "Grüne
Tomaten" (auf das der Rezensent im Übrigen nichts kommen
lässt, Chick flick or not!), und das ist nun auch schon 17
Jahre her. Avnets Versuche im Thrillerbereich waren höchst
mittelmäßig ("Red Corner") oder gar noch schlechter
(die Direct-to-DVD-Produktion "88 Minuten", ein
Pacino-Karrieretiefpunkt).
Warum es also gerade ihm aufgetragen wurde, diesen Film zu
realisieren,
weiß auch kein Mensch, seine kreative Vision war es
jedenfalls
nicht.
Und
auch die Karriereentwicklung der Herren Pacino und de Niro
seit
"Heat" ließ ja auch die Vorfreude auf Team Up Nr.
3 recht schnell sinken. In den 13 Jahren zwischen "Heat"
und "Kurzer Prozess" hat de Niro eine einzige wirklich
überzeugende Rolle gespielt ("Ronin") und verdingte
sich ansonsten mehr schlecht als recht in fast allem, was
ihm einen
Gehaltscheck einbringt. Dass er dabei so sehr auf das
Parodieren
eigener Rollen und typischer Mimik setzte (siehe "Reine
Nervensache" und "Meet the
Parents"), dass man mittlerweile auch bei seinen
ernsten
Rollen lachen muss, wenn er wieder mal das typische de
Niro-Minenspiel
zeigt, gehört da zu den unschönen Nebenwirkungen dieser
Horrordekade des einstigen Charakterschauspielers. Pacino
hat es
da etwas besser getroffen. Auch dessen letzte wirklich
gute Rolle
liegt schon über ein Jahrzehnt zurück ("Donnie Brasco"),
aber immerhin hat er mit besseren Regisseuren und in
besseren Filmen
mitgearbeitet und sich so im Gegensatz zu de Niro noch
einen Hauch
Selbstrespekt und Glaubwürdigkeit bewahrt, trotz der einen
(oder zwölften) "Hoohaa!"-Vorstellung zuviel.
Natürlich scheitert "Kurzer Prozess" in Teilen auch
daran, dass beide Hauptdarsteller sich nun schon seit
Jahren kreativ
auf dem absteigenden Ast befinden und mittlerweile wie mit
Schrumpelhaut
überzogene Karikaturpuppen ihrer selbst aussehen, wobei es
diesmal besonders Pacino hart getroffen hat. In aller
Fairness haben
de Niro und Pacino aber wider den Umständen eine recht
gute
Chemie und die Dynamik ihres Copteams (de Niro grummelt
und beherrscht
sich nicht, Pacino witzelt und zügelt seinen Partner)
passt
auch. Richtig im Stich gelassen werden sie aber von einem
wirklich
miesen Drehbuch aus den Händen von Russel Gewirtz. Was für
eine öde, so ähnlich schon hundertmal gesehene Geschichte
ohne das kleinste bisschen Spannung man hier vorgesetzt
bekommt.
Die wenige Spannung, die "Righteous Kill" umgibt, bezieht
sich daher also auch nicht aus der Frage, wer hier der
Mörder
ist, sondern was überhaupt die beiden alten Ikonen dazu
bewogen
hat, ausgerechnet diesem Projekt zuzustimmen. Vielleicht
hat Jon
Avnet ja kompromittierendes Material gegen die
beiden in der Hand und erpresst sie (das würde auch "88
Minuten" erklären). Das Drehbuch kann es jedenfalls nicht
sein, das reiht stumpf Klischee an Klischee, versagt
kläglich
in seinen Versuchen, falsche Fährten auszulegen und ist
schlichtweg
so abgeschmackt und lahm, das man förmlich wieder das Wort
"Gehaltscheck" vor den inneren Augen Pacinos und de Niros
aufleuchten sieht. Business as usual also.
Bemerkenswert allerdings, wie Gewirtz nach dem doch recht
ordentlichen
Drehbuch zu "Inside Man" hier so eine Grütze fabriziert,
denn obwohl seine Flashbackstruktur hier im Gegensatz zu
dort tatsächlich
eine Funktion hat, gelingt es ihr nicht, die zentrale
"überraschende"
Storywendung gut zu verschleiern. Und über den Rest legen
wir
gütig den Mantel des Schweigens. Nicht nur der deutsche
Verleihtitel
erinnert an einen 1980er Jahre-Videothekenthriller, der
ganze Film
tut dies. Die Geschichte selbst etwa scheint nur aus
Versatzstücken
aus den leicht frauenfeindlichen, leicht rassistischen
Polizeithrillern
jener Zeit zu entstammen. Dass das Genre in den 20 Jahren
dazwischen
Weiterentwicklungen durchgemacht hat, scheint keiner
bemerkt zu
haben oder es war allen egal.
Stattdessen versucht man wohl mit der storytechnisch
überaus
unnötigen Präsenz von 50 Cent der Moderne zuzuzwinkern
und ein paar junge Leute ins Kino zu locken, denen die
Faltencremefraktion
hier nichts sagt. Vergeblich versucht Avnet auch
anfänglich
diese muffige mottenzerfressene Geschichte mit modernen
Spielereien
aufzupeppen, mit Wischoptik, Zeitlupe und MTV-Schnitten.
Aber das
hilft natürlich alles nichts. Ganz im Gegenteil, es wirkt
schon
ein wenig peinlich, wie Avnet hier Sachen benutzt, die er
nicht
versteht und die effektlos verpuffen. Das scheint er auch
selbst
bemerkt zu haben, und so hört er etwa nach 20 Minuten
damit
auf, vielleicht weil er bemerkt hat, wie wenig effektiv
das doch
alles ist.
Und mit wenig effektiv hat man auch den Film umschrieben. Sicher, so richtig ärgerlich und schlimm wird es hier nicht, dazu bringt der Film auch gar nicht die nötige Energie auf. Stattdessen schlurft er ohne Überraschung oder Interesse trotz nur anderthalb Stunden Laufzeit langatmig vor sich hin, bis zur absehbaren Auflösung. Das kann man sich ohne immanentes Augenleiden ansehen, muss es aber definitiv nicht, und schon gar nicht im Kino. Dieser Film hat "Direct-to-DVD" quasi in Großbuchstaben über allem geschrieben und wäre auch ohne großes Tamtam direkt im Videothekenregal gelandet, wenn man nicht solch Prominenz in den Hauptrollen hätte. Wer den Film in ein paar Jahren im TV-Nachtprogramm zufällig erwischt, kann den Fernsehabend auch schlechter über die Runden bringen, aber Geld für ein Kinoticket muss man hier ganz ehrlich nicht ausgeben. Wir wollen die Gehaltscheck-Zombies ja nicht noch weiter ermutigen.
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