Knock Knock

Originaltitel
Knock Knock
Land
Jahr
2015
Laufzeit
99 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Maximilian Schröter / 24. September 2015

Keanu ReevesEvan ist 43 Jahre alt und hat eigentlich alles erreicht, was man sich in diesem Alter wünschen kann. Er ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder, die ihm am Vatertag morgens Kuchen ans Bett bringen. Als Architekt lebt er mit seiner Familie in einem selbst entworfenen Haus, das zusätzlich noch durch die Kunstwerke seiner Frau Karen (Ignacia Allamand) verschönert wird. Und obendrein ist Evan einfach ein netter Kerl, was ihm allerdings zum Verhängnis wird, als zwei junge und alles andere als unattraktive Mädchen eines Nachts bei strömendem Regen völlig durchnässt an seiner Haustüre klingeln. Da Frau und Kinder am Morgen zuvor zu einem Strandurlaub aufgebrochen sind, wollte Evan die Zeit allein zu Hause eigentlich nutzen, um an seinem aktuellen Projekt zu arbeiten. Doch schon bald nachdem er Genesis (Lorenaza Izzo) und Bel (Ana De Armas) ins Haus gelassen hat, stellt sich heraus, dass die Nacht alles andere als ruhig werden wird. Zwar bitten die beiden ihn zunächst bloß darum, sich ein wenig aufwärmen zu dürfen. Aber schnell wird klar, dass sie noch ganz andere Dinge mit ihm vorhaben…

 

Die Art und Weise wie Eli Roth seine Geschichte hier inszeniert hat, istAna De Armas & Lorenza Izzo alles andere als subtil, aber Subtilität war vom Regisseur von „Hostel“ ja sowieso nicht zu erwarten gewesen. Statt hartem Horror und Folterporno gibt es in „Knock Knock“ zwar nur wenig Blut zu sehen, trotzdem hämmert Roth dem Publikum das zentrale Thema des Films quasi mit dem Holzhammer ein. Das beginnt schon damit, wie Evans Leben vor der Ankunft der zwei Mädchen dargestellt wird. Zu Beginn des Films gibt es eine Kamerafahrt durch das lichtdurchflutete und geschmackvoll eingerichtete Haus. Unübersehbar, damit es auch wirklich alle Zuschauer begreifen, wird dabei das perfekte Leben Evans und seiner Familie ins Bild gerückt: Mehrmals sind Fotos der glücklichen Familie zu sehen; die zentrale Stellung nehmen dabei vier großformatige Porträts ein, an denen die Kamera im Lauf des Films immer wieder vorbeikommt. Dazu kommen dann noch die Kinder, die ihrem Vater Geschenke und Kuchen ans Bett bringen und eine bildhübsche blonde Ehefrau mit Zahnpastalächeln (das darf man hier so schreiben, denn damit ist die Funktion ihrer Rolle für die Geschichte schon ausreichend beschrieben). In diesen ersten Minuten wirkt „Knock Knock“ mit seinen Bildern einer glücklichen Familie wie ein Werbespot. Die Botschaft: Evan führt ein perfektes Bilderbuchleben – und muss wohl gerade deshalb nach den Regeln des Horrorfilms bestraft werden.

Diese Strafe steht dann also wenig später in Form von Genesis und Bel vor Evans Tür. Zunächst empfindet Evan die beiden Eindringlinge nicht als störend. Er versorgt sie mit Handtüchern und heißem Tee und zeigt sich amüsiert über die in Sachen Sex äußerst liberalen Ansichten der beiden. Doch von Anfang an ist er ständig vor ihnen auf der Flucht; immer wieder rücken die zwei ihm auf die Pelle, so dass Evan ein ums andere Mal die Sitzgelegenheit wechseln muss. Er wird zum Getriebenen in seinem eigenen Haus. Das ist eine ganze Weile durchaus unterhaltsam mit anzusehen. Wie Bel und Genesis hier zunächst als unschuldige, im Regen stehende Mädchen vor der Tür auftauchen und sich dann ein Gespräch entwickelt, in dem wir nach und nach mehr über alle Beteiligten erfahren – das mag keine große Drehbuch- und Schauspielkunst sein, aber spannend ist es allemal. Vor allem, weil dem Zuschauer von Anfang an (und damit viel früher als dem naiven Evan) klar ist, dass die Mädchen entgegen ihrer Aussage überhaupt nicht das Ziel haben, möglichst schnell wieder aus seinem Haus zu verschwinden.

Das Thema vom Eindringen ins Häusliche und PrivaDe Armas, Reeves & Izzote anderer Menschen und die Szenen, in denen sich Genesis und Bel schließlich unter anderem am Kleiderschrank von Evan und Karen bedienen, erinnern ein wenig an „The Bling Ring“. Während die Beweggründe der weiblichen Teenager in Sofia Coppolas Film wohl schlicht in allgemeiner Langeweile bestanden, kristallisiert sich hier im Lauf der Handlung ein anderes, überraschend ernstes Motiv heraus. Ein wirklich guter Film wird aus „Knock Knock“ deshalb aber nicht. Natürlich kann Evan der Versuchung durch die zwei hübschen Mädchen in seinem Haus nicht standhalten und befindet sich bald in deren Gewalt. Es folgen einige sadistische und erotische (Macht-)Spielchen, bevor der Film dann leider an Fahrt verliert. Die Spannung und auch den Spaß des ersten Drittels kann Eli Roth nicht über die gesamte Laufzeit halten, weswegen sich „Knock Knock“ trotz einer Laufzeit von nur etwas mehr als eineinhalb Stunden deutlich zu lang anfühlt. Eine doch recht spannende Ausgangsidee mit Potential und einige mehr oder (eher) weniger überraschende Wendungen sind allein halt noch nicht genug für einen durchweg spannenden und unterhaltsamen Film.

Dass die Geschichte zudem noch zahlreiche große Logiklöcher aufweist,Ana De Armas & Lorenza Izzo ist sicher auch nicht hilfreich. Aber wirklich realistisch will der Film sowieso nicht sein und so kann man dann auch über Keanu Reeves' mitunter unfreiwillig komisches Schauspiel hinwegsehen. Das größte Problem von „Knock Knock“ ist sowieso vielleicht, dass der Film zu vieles gleichzeitig sein und zu viele unterschiedliche Publikumsschichten zugleich ansprechen will, wodurch dann allerdings eine für niemanden mehr so richtig interessante Mischung herauskommt. Fans von „Hostel“ und ähnlichen harten Horror-/Slasherfilmen kommen hier wie gesagt nicht auf ihre Kosten; für zart besaitete Zuschauer wiederum könnte der Film dann doch zu hart sein. Neben einer Portion Gewalt gibt es noch eine Prise Erotik und mit Keanu Reeves einen Hauptdarsteller, der nach dem überraschenden Erfolg von „John Wick“ im letzten Jahr womöglich plötzlich wieder als Publikumsmagnet fürs  junge Publikum gelten kann (aber so sicher kann man sich da auch nicht sein).

Hier ist also zwar für jeden etwas geboten, aber halt von allem nur ein bisschen. Zusammen mit den angesprochenen Längen ergibt das am Ende einen höchst durchwachsenen Film. Wie sich Bel und Genesis hier nach und nach zu einem echten Alptraum für Evan wandeln, kann also trotz des spannenden Anfangs insgesamt nicht so recht überzeugen. Doch immerhin muss man als Zuschauer längst keine so schlimme Leidensgeschichte durchleben wie Evan im Film. Das ist ja auch schon mal was.


6
6/10

Keanu Reeves spielt im negativen Sinn wie auf Koks, so dermaßen überdreht. Eigentlich ist der ganze Film total überdreht und völlig gaga, hat aber eine interessante Grundidee. Das ist halt Eli Roth's Sicht der Dinge. Geschmacksache.

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