It's all about love

Originaltitel
It's all about love
Land
Jahr
2002
Laufzeit
104 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Kay Sauer / 11. Juni 2010

"Da vor uns liegt ein toter Mann." "Steigen Sie einfach drüber." "Drüber steigen?" "Ja, ist es jemand den Sie kennen?" "Nein." "Dann steigen Sie einfach drüber."

Im Jahr 2021 sterben die Menschen in den Straßen von New York. Ungewöhnlich ist das nicht. Es liege an ihren Herzen sagt man, es trifft meistens einsame oder traurige Menschen, vor allem Kinder. "Es geht direkt ins Herz und peng, man stirbt."
Mit dieser Tatsache wird John (Joaquin Phoenix) konfrontiert, als er am New Yorker Flughafen landet und am Ende einer Rolltreppe einer Leiche begegnet. Eigentlich wollte er nur kurz seine Frau Elena (Claire Danes) in der Flughafenlounge treffen, um von ihr die Scheidungspapiere unterschreiben zu lassen. Die Ehe hatte der Belastung von Elenas Berühmtheit als Eislaufstar nicht standgehalten. In der Halle stehen aber nur zwei Mitarbeiter, die John mitteilen Elena hätte es, wieder einmal, nicht geschafft. Johns Flug wird unter Einwänden umgebucht, denn er freut sich nicht auf ein längeres Treffen mit seiner Noch-Ehefrau.

Wer von Thomas Vinterberg einen weiteren Dogma-Film in der Tradition von "Das Fest" (1998) erwartet hat, wird bei seinem neuen Werk enttäuscht werden. Vinterberg sagt zwar, dass er bei "It's All About Love" die Dogma-Regeln weiterinterpretiere, wie genau er das aber gemeint haben könnte, ist schwer nachzuvollziehen, denn bei "It's All About Love" erinnert auf den ersten Blick gar nichts an Dogma.
"It's All About Love" ist wie eine Metapher über die Liebe, oder besser wie die Metapher einer Sichtweise der Liebe. Man wird konfrontiert mit dunklen Hotelräumen, langsamen Bewegungen, die manchmal in einen angenehmen Stillstand verfallen, den man im heutigen Kino fast nicht mehr gewohnt ist, und Schatten, die auf den Gesichtern der Menschen liegen, denn nie sieht man ein nach besten Hollywood-Regeln ausgeleuchtetes Set. Alles scheint für etwas anderes zu stehen.
So erklären sich vielleicht auch die merkwürdigen Vorkommnisse, die unter normalen Umständen keinen Sinn ergeben würden. Die Erde wird zum Beispiel immer kälter. So kalt, dass in Uganda sogar die Schwerkraft aussetzt und die Mensche anfangen zu fliegen. Johns Bruder (Sean Penn) kann aufgrund einer Überdosis Drogen gegen Flugangst plötzlich nur noch fliegen und ruft seinen kleinen Bruder aus dem Flugzeug an, um ihm seine Gedanken über das Leben mitzuteilen.
Auch die Situation in die Elena hineingerät ist bizarr. John merkt schnell, dass etwas mit ihr nicht zu stimmen scheint. Ihre Wiederbegegnung ist unterkühlt, doch Elena ist froh, dass John da ist. Vor allem als sie vor ihrer Zimmertür eine Frau entdeckt, die genauso aussieht wie sie selbst. Es tauchen noch weitere, geistig verwirrte Elenas auf. Haben Elenas Bosse Angst bekommen, sie könne dem Arbeitsdruck nicht weiter standhalten und wollen sie durch Doppelgängerinnen ersetzen? Anzeichen für Ermüdungserscheinungen bestehen, Elena schläft und trainiert, mehr tut sie nicht, auch mit ihrem Herzen stimmt etwas nicht. Sie bittet John um Hilfe, weil sie nicht weiß, wem sie noch trauen soll. John und Elena nähern sich einander wieder an, aber es stellt sich die Frage, ob es für sie nicht schon zu spät ist.

In Vinterbergs Film dreht sich wirklich alles nur um Liebe oder um ihr Fehlen. Es geht darum wie die Menschen sich voneinander entfernen, wie ihre Herzen erkalten, wie ihr Leben überschattet ist. Menschen sind austauschbar, solange sie nicht wirklich geliebt werden. All das ist visuell und dramaturgisch erstklassig umgesetzt. Die surreale Szenerie übt eine Faszination aus, die einen allen Pathos verzeihen lässt. Erklärungen gibt es keine und nach Auflösungen sollte man nicht fragen, wie in der Liebe, denn it's all about love.


8
8/10

Der Film ist verwirrend,und doch berührt er emotional...die düstere Musik dazu,die schöne eisige Schneelandschaft...das Ende,wie sie dort erfrieren...aber zusammen dabei einschlafend...und doch zueinander gefunden haben...

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4
4/10

Also zum nachdenken regt der Film schon an...-aber leider regt er mich in die falsche Richtung an.
es gibt keinerlei Aufklärungen, was ich ein wenig Schade finde. Unter dem Titel hätte ich mir etwas total anderes vorgestellt.

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10
10/10

Dieser Film ist, wie eigentlich alle Vinterberg-Filme, ein grandioses Erlebnis. Abgesehen von der stimmungsvollen Inszenierung, den überzeugenden Darstellern und dem sehr emotionalen Soundtrack, bietet auch die Handlung viel Spielraum für eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem komplexen und facettenreichen Phänomen Liebe. Für mich ist "It's all about Love" eine wahre Perle des modernen Arthousekinos, welche trotz (oder gerade wegen) der Abweichungen von gängigen Hollywood-Konventionen hervorragend funktioniert und eine nahezu unfassbar dichte Atmosphäre erzeugt. Jeder Freund der Nimbus/Zentropa-Dramen wird hier wohl auf seine Kosten kommen...

Natürlich sind auch die Kritikpunkte der vorherigen Rezensenten nachvollziehbar, schließlich hängt bei der Beurteilung eines Filmes vieles von der persönlichen Rezeption ab, jedoch wundere ich mich schon über einige Aussagen, besonders über die Definition der Aufgaben eines Filmes von Mehalon. Über diese habe ich mich wirklich geärgert, so dass ich kurz darauf eingehen möchte (meine Kritik des Films endet hier übrigens - ihr braucht also nicht weiterzulesen):
Allein die erste "Bedingung", ist mehr als gewagt. Zum Einen ist die Frage, ob etwas unterhält absolut subjektiv (mich z.B. hat der Film sehr unterhalten), zum Anderen ist die Aussage, dass das Ziel eines Filmes, der ja eine Kunstform darstellt, Unterhaltung sein muss, schlichtweg falsch. Wie in jedem Einführungswerk der Kunsttheorie nachzulesen ist, muss Kunst keinesfalls unterhalten. (Aus Platz- und Zeitgründen erspare ich mir an dieser Stelle mal das Aufzählen diverser Kunstdefinitionen)
Die zweite "Bedingung" ist die "objektive Information". Hier ist allein die Grundannahme falsch. Es wird davon ausgegangen, dass eine objektive Informationsvermittlung überhaupt existieren würde, was aber jeder Geisteswissenschaftler, der zumindest das Grundstudium absolviert hat, ohne Probleme widerlegen können sollte. Jemand, der Informationen präsentiert, hat eine Intention und kann damit nicht mehr objektiv sein (mal ganz vereinfacht ausgedrückt). Dies lässt sich bei vielen Kulturtheoretikern (Cassirer, Gadamer etc.) und vor allem in den Diskursdebatten (besonders in der Diskursanalyse Foucaults) problemlos nachvollziehen.
Die dritte "Bedingung" erledigt sich mit der gleichen Begründung wie schon die erste. Hier käme nur noch hinzu, dass die Frage, was ein Zuschauer in einem Film liest (unter poststruktualistischen Aspekten lesen wir einen Film ja) und ob es ihn zum Nachdenken anregt nun wirklich nicht pauschal beurteilt werden kann. Der Film scheint dich allerdings dann doch so sehr beschäftigt zu haben, dass du dich genötigt sahst, deine Meinung hier kundzutun...
Auf die Implikation, dass "It's all about love" anspruchslose Unterhaltung sei gehe ich mal lieber nicht ein - ein Gebot meiner guten Erziehung. Aber vielleicht solltest du mehr Zeit mit den Dingen, von denen du offensichtlich Ahnung hast, verbringen, wie beispielsweise Essen zu kochen...

Grüße aus Xberg
chrizp

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10
10/10

absolut genialer film, bewegt und regt sehr zum nachdenken an.. und hmm.. verstehe nicht, wie unsensibel manche menschen sind.. die details nicht beachten, sich nicht gedanken über die botschaft dieses films machen. thomas vinterberg hat auch schon wie bei "festen" ein meisterwerk meiner meinung nach geschaffen.

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Anthony Dod Mantle in Topform! Hollywood-Realismus pur, gewagte Kameraperspektiven...Genau das, was wir brauchen!!! Anthony Dod Mantle: YES MAN!

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mal eine Frage:
was hat es mit dem Bruder auf sich?
Warum trennen sich die 3 im Schnee bzw. warum schickt John den Bruder weg?
Was hat Mr. Morrison mit der ganzen Sache zu tun?

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