The Host

Originaltitel
Gwoe Mul
Land
Jahr
2006
Laufzeit
119 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 1. Juni 2010

Einige Jahre nachdem ein in Seoul stationierter amerikanischer Militärarzt hunderte von Flaschen mit giftigen Chemikalien in den Fluss Han entleeren ließ, zeigen sich die verhängnisvollen Folgen dieser Aktion. An einem sonnigen Herbsttag steigt eine unheimliche Kreatur aus dem Wasser und sorgt für Panik unter den Müßiggängern am Flussufer. Von den Ereignissen überrascht wird auch der gutmütige Gang-Du, der im Kiosk seines Vaters arbeitet und durch einen fatalen Fehler seine zwölfjährige Tochter Hyun-Seo an das Monster verliert. Während sich die übrig gebliebenen Familienmitglieder unter Quarantäne begeben müssen, hat das junge Mädchen jedoch die Attacke überlebt und wird von ihrem Entführer in dessen Vorratslager gefangen gehalten. Als sie sich mittels eines Handys bei der Familie bemerkbar macht, beschließt diese aus der staatlichen Obhut zu fliehen und sich selbst an die Rettung zu machen.

Der Monsterfilm "The Host" schmückt sich mit einem nicht zu verachtenden Superlativ, nämlich dem Titel "erfolgreichster südkoreanischer Film aller Zeiten". Knapp jeder dritte Bürger der asiatischen Wirtschaftsmacht hat diesen Film im Kino gesehen und damit die ohnehin seit gut einem Jahrzehnt stark aufstrebende Filmindustrie des Landes zu neuen Höhen geführt. Kein Wunder also, dass wir dieses Werk dann auch hierzulande zu sehen bekommen, schließlich haben es in den letzten Jahren ja schon andere Filme aus Südkorea in unsere Kinos geschafft, und außerdem ist Hauptdarsteller Kang-Ho Song uns auch bereits aus "Sympathy for Mr. Vengeance" und "Joint Security Area" bekannt.
Hier spielt er den kindlich und linkisch agierenden Vater Gang-Du, dem eigentlich niemand etwas zutraut und dem man zudem noch die Schuld für das grausame Schicksal seiner Tochter gibt. Begleitet wird er von deren resolutem Großvater, seiner Schwester Nam-Joo (ihres Zeichens beste Bogenschützin des Landes, mit dem Hang im entscheidenden Moment zu versagen) und seinem dem Alkohol verfallenen Bruder Nam-Il. Es ist offensichtlich, dass dies keine klassische Heldentruppe ist, welche sich hier auf Rettungsmission begibt, sondern eine reichlich zerstrittene und dysfunktionale Familie, die sich zusammen rauft und am Ende (natürlich) über sich hinaus wächst.
Ist das schon mal gewöhnungsbedürftig, so beinhaltet "The Host" noch eine ganze Reihe weiterer Elemente, die für westliche Sehgewohnheiten doch recht bizarr anmuten. So ist mit dem titelgebenden "Gastgeber" das fleißig Menschen verspeisende Ungetüm gemeint, dessen Opfer aber zunächst noch in seinem Inneren weiterleben. Humor ist also, wenn man trotzdem lacht, und das soll man, trotz der an sich sehr ernsthaften Situation, wohl auch über die oft slapstickhaft anmutenden Aktionen der tapferen Familie, die fast mehr gegen wichtigtuerische Beamte, arrogante Mediziner und tölpelhafte Polizisten ankämpfen muss, als gegen das eigentliche Ungetüm. Allerdings erschließt sich einem der Humor der einen oder anderen Szene nicht so ganz und einige Dialoge überschreiten die Grenze zur Albernheit auch mühelos.

Dieser Blödsinn wird dann aber wieder konterkariert von einem bemerkenswert subtilen Blick auf die südkoreanische Gesellschaft samt aktueller Traumata. Namentlich den Umgang von Obrigkeiten mit den so genannten "kleinen Leuten", einem von der Entwicklung zum Brutalo-Kapitalismus enttäuschten, ehemaligen Studentenaktivisten und vor allem der Entfremdung der koreanischen Bevölkerung von ihrer Schutzmacht USA. Denn es ist ein amerikanischer Militärangehöriger, der den Fluss vergiftet und damit für die Entstehung des Monsters sorgt, es handelt sich um einen amerikanischen Arzt, der Gang-Dus Kopf auf der Suche nach Viren aufbohren lässt, obwohl er genau weiß, dass es überhaupt gar keinen Virus gibt, und es sind die amerikanischen Streitkräfte, die das Giftgas "Agent Yellow" gegen ebendiese nicht existente Gefahr einsetzen. Die Anspielungen auf reale Kriege und ebenfalls nicht besonders existente Massenvernichtungswaffen sind offensichtlich und die Radikalität, mit welcher der Film sein eindeutig negatives USA-Bild zeichnet, ist genauso erstaunlich wie der große Erfolg beim Publikum bezeichnend.

Da bietet sich also Einiges an, was man beim bereits in Arbeit befindlichen amerikanischen Remake problemlos weglassen kann, um ganz nebenbei die Laufzeit etwas kompakter zu gestalten. Dort wird dann wohl auch das Wasserungeheuer noch etwas beeindruckender animiert sein, während es hier doch nur mittelprächtig gelungen ist. Trotzdem scheut man sich nicht, den glitschigen Riesendelfin quasi von Beginn an ständig prominent ins Bild zu bringen, auch etwas was man aus westlichen Filmproduktionen eigentlich nicht gewohnt ist, denn da wird um das Aussehen so eines "Stars" doch immer sehr gern lange ein Geheimnis gemacht. Ansonsten kann man sich bei diesem Blockbuster made in Korea nie sicher sein, was als Nächstes wieder Absonderliches passiert und wer das alles wohl überleben wird. Insofern wird es zumindest nie langweilig, auch wenn man sich bei der einen oder anderen Plotwendung dann wieder die westeuropäischen Haare rauft. Nein, ein Film fürs Massenpublikum ist "The Host" bei uns ganz sicher nicht, sondern wohl doch eher etwas für harte Genrefans - denen aber vielleicht der große Anteil an Sozialdrama etwas sauer aufstoßen könnte. Der etwas andere Monsterfilm halt.


7
7/10

seltsam, und gleichzeitig erfreulich, das es dieser film bei uns ins kino schafft..."normales" blockbuster-publikum wird mit diesem streifen sicher wenig anfangen können, filmfreunde mit einer gewissen affinität zum asienkino und seinen, für westliche verhältnisse teilweise unverständlichen, filmischen "marotten" werden bestimmt ihre freude haben....

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7
7/10

Ein klasse Film mit B-Movie Charme und jeder Menge neuer Ideen und herrlich absurden Einfällen. Die Effekte sind im Hinblick auf das vergleichsweise sehr niedrige Budget erstaunlich realistisch geworden und können fast durchgängig überzeugen.

The Host funktioniert als gelungene Mischung von Mosterfilm und Gesellschaftskritik und auch der schräge Humor kommt nicht zu kurz, einfach köstlich wie sich die Loser Familie zusammenrafft und gegen das Monster, Polizei und Wissenschaftler zu Felde zieht....

Da The Host trotzdem einfach zu "fremd" fürs westliche Publikum daherkommt und auch die Übersetzung nicht vollständig überzeugen kann gibt es nur 7 von 10 Augen.

Fazit: Verrückt, trashig, erstaunlich, witzig, sehr unterhaltsam und mit einer grossen Prise Charme kann The Host in erster Linie die Cine Asia Fans überzeugen.

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2
2/10

Hatte mich auf nen richtig schönen Horror-Monster-Film gefreut und dann so etwas. Der Humor in manchen Szenen sollte scheinbar lustig erscheinen war jedoch nur albern. Ich hab zum Schluß diese Teile des Films nur überspult. Grausam und enttäuschend.

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5
5/10

Viel gute politische und gesellschaftliche Kritik, die nachdenklich macht. Ansonsten ist der Film leider nicht so berauschend.

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