Heaven

Originaltitel
Heaven
Jahr
2002
Laufzeit
110 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Patrick Wellinski / 1. Juni 2010

Wenn man das Eine, Große, Besondere gefunden hat, muss man es festhalten. So heißt es doch; irgendwo. Und so umklammert der junge Carabinieri Filippo (Giovanni Ribisi) mit seiner ganzen Seele und gedanklichen Kraft die imaginäre Hand der Attentäterin, die noch vor kurzem für Sekunden in der seinen lag. Dieses Moment und der Augenblick als Philippa zusammenbrach, als sie (Cate Blanchett) erfährt, dass ihre Bombe vier unschuldige Menschen das Leben gekostet hat, lassen sie menschlich, verletzlich und wunderschön erscheinen - und Filippo ist verliebt.
"Heaven", ursprünglich der erste Teil einer Trilogie des verstorbenen polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski, spricht auf sonderbar- wunderbare Weise sowohl Kieslowskis stille, etwas lethargische Sprache und gleichzeitig werden alle Themen Tom Tykwers angesprochen: Was wäre wenn, einige korrupte italienische Carabinieres gemeinsame Sache mit Drogendealern machen und mit ihren Drogen die Schulen überschwemmen? Eine Lehrerin, deren Mann selbst an einer Überdosis starb, es irgendwann aufgibt Briefe an die Polizei zu schreiben und beschließt auf radikalere Art zu handeln. Was wäre, wenn der Zufall in Form einer Putzfrau Philippas Bombe vom eigentlichen Adressaten entfernt? Ist sie unschuldig, weil sie das eigentlich nicht geplant hatte oder vielleicht nur etwas weniger schuldig?
Sie weiß nur, sie hat "... aufgehört zu glauben. An die Gerechtigkeit, den Sinn und das Leben."
Aber Philippa wird natürlich nicht aufgeben, denn Filippo wird sie nicht aufgeben. Auch wenn Co-Autor Krzysztof Piesiewicz betont wie schwierig das Drehbuch war, meint Tykwer, dass in dieser Geschichte schon alles drin war: "Ich mochte die Schlichtheit seiner Konzeption. Das alles kommt für mich aus den Menschen und aus der Liebe, die sie immer wieder über sich hinaus wachsen lässt."
Der leichte Ausbrecher-Humor (z. B. wie lenke ich einen Carabinieri durch Abführmittel ab), der in regelmäßigen Abständen die Schwere und Dramatik auf lockert, tut dem Zuschauer gut. Denn bei aller Klarheit des Konstrukts, die noch unterstützt wird durch die schlichte Musik Wolfgang Schukraffts, überkommt einen manchmal das Gefühl der Zähigkeit.
Am schönsten ist "Heaven" in seinen emotionalen Momenten, und seien sie noch so wortlos. Aber leider hat er auch einige leidenschaftslose Phasen, in denen man Giovanni Ribisis Mimik vermisst oder darauf wartet, dass Cate Blanchett auch mal was sagt. Nicht zu vergessen die Schlussszene der unglaubwürdigen Entführung eines Helikopters in mitten einer Masse von Carabinieres.
Doch alles in allem ist dies eine wirklich gelungene Hymne an die Liebe und den Glauben daran. Und nicht zuletzt an den Glauben, dass deutsche Regisseure zusammen mit amerikanischen Produzenten nach einem polnischen Drehbuch an einem europäischen Drehort einen internationalen Film hinkriegen.


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