Hearts in Atlantis

Originaltitel
Hearts in Atlantis
Land
Jahr
2001
Laufzeit
101 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Collin Delbrouck / 1. Januar 2010

Kein Jahr vergeht ohne einen Film, an dem Stephen King beteiligt ist, sei es als Autor der Vorlage ("The green Mile", "Apt Pupil"), oder direkt als Drehbuchautor ("Der Sturm des Jahrhunderts", der bei uns nur auf Video erschienen ist). King-Verfilmungen wahren schon immer eine zweischneidige Sache, v.a. die Filme, die auf seinen Horror-Büchern basieren, wurden von der Kritik und von King selber angegriffen, und selbst das bekannteste Beispiel, Stanley Kubricks "Shining", konnte vor seinen Augen nicht bestehen.
Anders sieht die Sache bei den Erzählungen aus, die nicht dem direkten Horror-Bereich zuzurechnen sind. "Stand by me" und "Die Verurteilten" sind die beiden überzeugendsten Beispiele für gelungene Verfilmungen des kommerziell erfolgreichsten amerikanischen Autors.
Scott Hicks, der 1996 mit "Shine" und mit seinem letzten Film "Schnee der auf Zedern fällt" international Erfolge feiern konnte, verfilmt nun Kings Verarbeitung der jüngsten amerikanischen Geschichte, den Roman "Atlantis"; besser gesagt: er verfilmt nur die Teile, die sich zu einer logischen Geschichte zusammenbasteln lassen. Nur zwei des aus fünf Teilen bestehenden Romans verarbeitete Drehbuchautor Goldmann, der zu den bekanntesten seiner Zunft zählt, zu einem Film, der somit vollkommen auf die Transformation des Geistes der Vorlage verzichtet. Für King-Fans heißt es also aufgepasst.

Bobby Garfield (David Morse) erinnert sich anlässlich der Nachricht vom Tod seines Jugendfreundes Sully an seine Kindheit im Amerika der 60er Jahre. Er und seine beiden Freunde Sully (Will Rothhaar) und Carol (Mika Boorem) verleben unbeschwerte Zeiten, bis sich für Bobby eines Tages alles ändert. Ted Brautigan (Anthony Hopkins) zieht als neuer Untermieter seiner Mutter Liz (Hope Davis) in ihr Haus; während seine Mutter ihn von Beginn an nicht ausstehen kann, freunden sich der alte Mann und der Junge an.
Von Ted bekommt Bobby einen merkwürdigen Job. Er soll auf verdächtige Anzeichen achten, die die Ankunft sogenannter niederer Männer ankündigen, vor denen Ted auf der Flucht ist. Zunächst hält er dies für eine Spinnerei eines alten Mannes, genauso wie Teds gelegentliche geistige Aussetzer, bei denen er sich in einer anderen Welt zu befinden scheint. Trotzdem nimmt Bobby, auf ein Fahrrad sparend, den Job an, und sieht tatsächlich bald solche Zeichen. Da er weiß, dass Ted sofort verschwinden würde, wenn die Männer auftauchten, entschließt er sich, Ted nichts zu sagen, um nicht seinen väterlichen Freund zu verlieren. Dies hat auch einen ganz speziellen Grund: Brautigan übertrug auf den Jungen eine bestimmte Gabe. Nach einer freundschaftlichen Umarmung ist Bobby in der Lage, gewisse Dinge zuverlässig vorherzusagen, womit er auf dem Rummelplatz eine Menge Geld verdient. Ted aber setzt diese Fähigkeit ein, um auf den krassen Außenseiter eines Boxkampfes zu setzen, und sich mit dem Gewinn wieder auf die Flucht zu machen. Der Favorit verliert tatsächlich, doch als Ted seinen Gewinn abholen will, tauchen die niederen Männer auf, und Bobby ist ganz auf sich allein gestellt.

Das Drehbuch legt es nicht darauf an, die Herkunft der niederen Männer zu erklären, geschweige denn Teds Herkunft und den Ursprung seiner besonderen Fähigkeit (dies bleibt dem Roman vorbehalten), sondern konzentriert sich auf die Beziehung des alten Mannes zu dem Jungen, der schließlich seine Kindheit endgültig hinter sich gelassen hat. Dies ist doppelt schade, denn zum einen wird ein Spannungsmoment aufgebaut, das abschließend keine Auflösung erfährt, und zum anderen wird so aus dem Film nur ein beliebiger, die glücklichen Kindertage heraufbeschwörender Streifen konventioneller Machart. Regisseur Hicks beschränkt sich auf beinahe kammerspielartige Intimität zu den Figuren und verzichtet völlig auf visuelle Extravaganzen, die dem Film an mancher Stelle vielleicht gut getan hätten.
Herausgekommen ist ein Film der verschenkten Möglichkeiten, dem man anmerkt, dass er hätte gut werden können, aber der leider im Mittelmaß steckengeblieben ist. Auch Sir Anthony Hopkins kann daran nicht rütteln, der mit seiner Präsenz ganz klar das darstellerische Gravitationszentrum des Films darstellt, um das die anderen Schauspieler kreisen.

Wieder einmal hat es mit einer King-Verfilmung nicht sollen sein, doch lange müssen wir nicht auf die nächste warten. "Duddits" befindet sich schon in der Produktion, und diesmal geht es wieder um Horror. Drehbuchautor: William Goldman.


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