Nachdem Schwiegervater-Komödien wie "Meine Braut, ihr Vater und ich" und die Fortsetzung "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" vor kurzem die Kassen klingeln ließen, möchte auch Kevin Rodney Sullivan ("Barbershop 2") mit solch einem Streifen an den Schotter, und bedient sich der Einfachheit halber gleich am Urahn aller Schwiegereltern-Filme. Er musste sich nur einen sexy Burschen (Ashton Kutcher, "Ey Mann, wo ist mein Auto", "Butterfly Effect") und einen alten Hasen (Bernie Mac, "Ocean's Eleven") suchen, und es konnte losgehen. Doch fast vierzig Jahre nach dem Original "Rat mal, wer zum Essen kommt" (Guess Who's Coming to Dinner, 1967) mit Sidney Poitier, Spencer Tracy und Katherine Hepburn lässt "Guess Who" den Charme der Vorlage vermissen und trampelt fröhlich von einer peinlichen Situation in die nächste. Nach der Devise "So viel Situationskomik wie irgendwie rein passt" wird Quantität hier mit Qualität verwechselt und der Zuschauer wünscht sich zurück zu Ben Stillers Familie Focker.
Simon Green (Ashton Kutcher) fährt mit seiner Freundin Theresa Jones (Zoe Saldana) zur Silberhochzeit ihrer Eltern, die ihn noch nie getroffen haben. Dummerweise ist Simon im Gegensatz zur Familie seiner Theresa so weiß, wie Mann nur sein kann. Der Schwiegervater (Bernie Mac) kann ihn nicht ausstehen und hat auch noch bei seinen kleinen Schnüffeleien über den guten Simon herausgefunden, dass der Bursche neuerdings arbeitslos ist. Eifersüchtig bewacht er sein Baby vor diesem bösen Buben und übernachtet auch - zum Schutz der Tochter - mit Simon auf dem Sofa. Bei allen Jungsspielchen, welche die beiden nun veranstalten, verlieren sie aus den Augen, dass auch ihre Frauen durchaus ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es um die Liebe geht.
"Guess Who" ist eine eher seichte romantische Komödie, in der Rassenbeziehungen lustig sein sollen, aber es eigentlich nicht wirklich sind. Während im Original aus den Sechzigern Sidney Poitier der schwarze Verlobte einer weißen Bilderbuch-Tochter war, wird hier nur kurz die Farbe vertauscht, so dass die Eltern afroamerikanisch sind. Die Dialoge sind flach, aber die Situationskomik immerhin wirklich lustig. Wenn Vater und Schwiegersohn Tango tanzen oder Kart fahren, so ist dies viel amüsanter, als wenn in diesem Film geredet wird. Ashton Kutcher darf hier nur der nett-langweilige Freund sein, was nach seiner Leistung in "Butterfly Effect" schade ist (obwohl gerade ihm die peinliche Das-ist-meine-neue-Freundin-Situation nicht fremd sein dürfte: Die Augen von Ashtons Eltern hätten wir wirklich gern gesehen, als er seine Freundin Demi Moore das erste Mal mit nach Hause brachte). Dafür ist Bernie Mac auch diesmal ein guter Komiker, der den Film desöfteren aus der Tiefe des Fettnäpfchens holt. Die Damen werden nur als Ausstattungsgegenstände wahrgenommen, dafür aber am Ende plötzlich als stolze schwarze Frauen porträtiert, was nicht wirklich zum Rest des Filmes passt.
Das Problem an "Guess Who" scheint zu sein, dass der Film ein immer noch sensibles Thema hat und sich deshalb eigentlich politisch korrekt geben möchte, während die Hautfarbe gleichzeitig aber auch als komisches Element genutzt werden soll. Um diese Gratwanderung zu schaffen, entzieht sich der Film aus jeder brenzligen Situation in einen Gag hinein - und stolpert so letztlich wenig überzeugend seinem braven Ende entgegen.
Neuen Kommentar hinzufügen