Wer derAuffassung ist, die Sage von König Arthur und seinen Rittern der Talfelrunde doch schon in allen möglichen Variationen gesehehen zu haben, dem sei gesagt: Er irrt. Denn so eine Adaption wie sie David Lowery ("A ghost Story“) hier abliefert , die gab es bisher nicht. Nun gut, vielleicht in Erzählungen vor vielen hundert Jahren, aber mit Sicherheit nicht in dieser visuellen Pracht. Denn die hier gezeigte Ritterwelt ist genauso weit entfernt von den alten, klassischen und glatten Hollywood-Inszenierungen wie von den „modernen“ Ansätzen mit denen es zuletzt ein Guy Ritchie versuchte. Stattdessen zeigt uns Lowery eine karge, bedrohliche, dabei aber betörend schöne und faszinierende Welt, in der zahlreiche übersinnliche Elemente, die wir heutzutage mit dem Begriff „Fantasy“ benennen, wie selbstverständlich das Leben der Menschen bestimmen.
Auch das des jungen Gawain, der erst noch ein edler und angesehener Ritter werden möchte und dafür in seinem Übermut die Herausforderung eines geheimnisvollen Gastes annimmt, der die Tafelrunde auffordert ihm einen Hieb zu verpassen – um sich exakt ein Jahr später von ihm den Gegenschlag verpassen zu lassen. Da Gawain den „Green Knight“ genannten Fremden prompt enthauptet, droht ihm also bald genau dieses Schicksal, während der Grüne Ritter einfach seinen Kopf aufhebt und verschwindet. Der Auftakt ist packend und überraschend, doch danach wird jegliches Tempo herausgenommen. Die sich anschließende Reise des von einem körperlich bemerkenswert robust auftretenden Dev Patel in der Rolle des Gawain gleicht eher einem surrealen Trip, vielleicht auch einem Gemälde oder Gedicht.
Was es dem Betrachter nicht einfach macht, durchgehend mit Interesse am Ball zu bleiben. Zu verspielt und versponnen, zu merkwürdig und rätselhaft bleibt das Schauspiel, das sich nun entfaltet, und bei dem unser Held (?) Geistern und Riesen begegnet, verführerischen Frauen und hinterhältigen Dieben.
Bis zur finalen Begegnung mit dem Grünen Ritter versucht man das Geschehen zu entschlüsseln, die dahinter stehende Moral zu deuten oder einfach nur die Handlung zu verstehen, während diese mitunter fast stehen zu bleiben scheint. Das eigentliche Finale ist dann auch gar keines, stattdessen erfährt das Geschehen eine weitere finale Umdeutung.
Ist das nun meisterhaft oder ein großer Bluff, was uns Herr Lowery hier präsentiert? Ist es eine tiefsinnige Parabel oder ein albernes Märchen? Ganz sicher weiß man es nicht, antwortet doch selbst der grüne Ritter auf die entsprechende Frage Gawains mit „Was soll da sein?“. Nun, auf jeden Fall ein ziemlich außergewöhnlicher Film, soviel steht fest.
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