Garden State

Originaltitel
Garden State
Land
Jahr
2004
Laufzeit
109 min
Regie
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Anna Sola / 31. Juli 2010

 

Frühlingserwachen in New Jersey (dem "Garden State" des Titels): Als der Selbstmord seiner Mutter ihn nach neun Jahren wieder nach Hause bringt, beschließt Schauspieler Andrew Largeman (Zach Braff) die Psychopharmaka, die ihn seit seiner Kindheit lethargisch ruhig stellten, im Schrank zu lassen und sich endlich dem Leben zu stellen. Dazu gehören neben der Zukunft vor allem seine Vergangenheit und sein Vater (Ian Holm), mit dem er seit Jahren nicht gesprochen hat. Bei der ungedämpften Konfrontation mit der Realität helfen ihm ausgerechnet die leicht durchgeknallte zwanghafte Lügnerin Sam (Natalie Portman), die er im Wartezimmer eines Arztes trifft, und seine nicht weniger durchgeknallten High School-Kumpel, die ebenfalls versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Oder zumindest so tun....

"New Jersey - only the strong survive" heißt es passenderweise auf einem T-Shirt einer beliebten amerikanischen Bekleidungskette. Hamster gehören offenbar nicht dazu, dafür aber klingonisch sprechende Typen in Ritterrüstung, wie sie einem im fulminanten Regiedebüt des TV-Schauspielers Zach Braff (bekannt vor allem aus der Mediziner-Comedy "Scrubs") schon am Frühstückstisch begegnen können. "Garden State" ist das reinste Sammelsurium an Kuriositäten, die Andrew daran erinnern sollen, dass doch alles relativ ist. Und wer kennt schon den Sinn des Lebens, vor allem des eigenen? Nicht zufällig sind die erste Einstellung und Andrews Weg durch den Flughafen direkte Zitate aus Mike Nichols' "Die Reifeprüfung". Wie dort Dustin Hoffman alias Ben muss auch Andrew sich nach Jahren der Abhängigkeit von gesellschaftlichen Zwängen fragen, was er mit seinem Leben anfangen soll.

"Garden State" handelt vom Nachhausekommen, und eigentlich ist die Geschichte weder neu noch originell: Ein bisschen Erwachsenwerden, ein bisschen erste Liebe, ein bisschen Familiendrama und ein bisschen Slacker-Kultur - "Die Reifeprüfung", "Reality Bites", "Say Anything" und "Dazed and Confused" haben alle ihren Einfluss auf's Drehbuch genommen. Es findet sich sogar Musik von Simon & Garfunkel auf dem süchtig machenden Soundtrack - wenn das kein Zufall ist... Und obwohl sich der Film besonders am Anfang einiger Rom-Com- und College-Film-Klischees bedient, tut er dies stets wissend und mit einem Augenzwinkern, zum Beispiel als auf dem Höhepunkt der Pseudo-Frat-Party Flaschendrehen gespielt werden soll.

Das größte Lob gebührt zunächst Zach Braff. "Wenn ich das Drehbuch nicht geschrieben hätte, hätte man mir so eine Rolle niemals angeboten", behauptet Braff. Also übernahm er kurzerhand auch die Regie (wenn schon, denn schon) und überzeugte obendrein noch Natalie Portman ("Hautnah") und Ian Holm ("The Day after Tomorrow") mitzumachen. Das allein ist schon eine ziemliche Leistung. Allerdings haben vielleicht auch die beiden gemerkt, wie viel echte Leidenschaft in Braffs Projekt geflossen ist.
Dazu muss gesagt werden, dass die Wirkung von "Garden State" zu großen Teilen Natalie Portman zu verdanken ist. Dabei tut sie nicht viel mehr, als auf der Leinwand zu erscheinen und ihr hinreißendes Kleinmädchen-Lächeln zu lächeln. Reicht aber schon, um in Andrews Leben und im Kino die Sonne aufgehen zu lassen, um das Ganze mal etwas blumig auszudrücken. Wer das zu übertrieben findet, sollte am besten gleich hingehen und sich selbst überzeugen.
Im Auge behalten sollte man ebenfalls Peter Saarsgard, der vor kurzem schon neben Liam Neeson in "Kinsey" bleibenden Eindruck hinterließ. Der nämlich spielt den Slacker mit Herz und soviel Überzeugung, dass man am Ende fast an seine Altersversicherung glaubt. Trotz, oder vielleicht gerade wegen des konstanten Schlafzimmerblicks.

Darüber hinaus verfügt Braffs Film über eine unglaubliche Liebe zum Detail, die ganz gezielt die heutigen Mitzwanziger anspricht, ähnlich wie zum Beispiel die Texte von Benjamin von Stuckrad-Barre. Man sitzt also da und wundert sich, wieso einem alles so bekannt vorkommt (ich hatte auch eine Kuscheldecke!), fragt sich "Woher weiß der das über mein Leben?" oder erinnert sich schaudernd an das letzte schreckliche Kleidungsstück, das einem von einer wohlmeinenden Verwandten geschenkt wurde.
Am Ende kann man sich also über Braffs Eintopf aus kollektiven Jugenderinnerungen freuen, erleichtert in dem Bewusstsein, das man doch nicht so allein war (ist!?) mit seinen heimlichen Ängsten und Leidenschaften. Das Ergebnis ist einer der mitreißendsten Filme über das Erwachsenwerden und das Leben im Allgemeinen seit langem. Ein Film, der lustig und traurig zugleich ist und irgendwie mitten ins Herz trifft, so kitschig das jetzt klingen mag. Am Ende ist man voll von kleinen Weisheiten über das Leben, zum Beispiel dass ein richtiges Zuhause ein imaginärer Platz ist, nachdem sich alle Familienmitglieder gleichermaßen sehnen. Manchmal dauert es halt, bis man so ein Zuhause gefunden hat. Bei Andrew Largeman dauert es vier Tage. Und dem zuzuschauen macht einfach nur Spaß.

Bilder: Copyright

10
10/10

Grandioser Film... hab ihn vor kurzem gesehen, leider auf english... muss ich wohl nochmal auf deutsch nachholen nach den tollen kritiken hier...
für mich jetzt schon dank bezaubernden schauspielern wie natalie portmann und natürlich einem meiner lieblingsschauspieler überhaupt, zach braff... sehr sehr genialer mensch, meins erachtens, denn wer scrubs oda the last kiss gesehen hat, weiß wovon ich rede
der film alleine verdient schon 10 augen, dann jedoch noch dieser wundervolle soundtrack, auf der sich der wundervollste song "new slang" befindet,... sagen wir es so: ich liebe garden state...

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10
10/10

hab den film damals im kino verpasst und bin letztens zufällig über die dvd gestolpert - 3 stunden später saß ich mit verheulten augen vor dem fernseher und MUSSTE mir den film einfach noch einmal anschauen, so überwältigt hat er mich. selten solch reale bzw. real wirkende dialoge gehört, selten eine so wunderbar beobachtete und klischeefreie liebesgeschichte gesehen. zach braffs fähigkeit zum multitasking muss hier natürlich besonders hervorgehoben werden, doch bin ich davon überzeugt, dass der film ohne natalie portman nicht annähernd so gut geworden wäre. mit welcher hingabe sie diese rolle spielt, wie überwältigend lebhaft sie zunächst ist, aber minuten später zerbrechlich und melancholisch wirkt, ohne im geringsten unglaubwürdig zu werden, das ist wirklich beeindruckend. so sehr, dass ich mir den film inzwischen mindestens jeden dritten tag anschauen muss, sonst bekomm ich entzugserscheinungen. natürlich auf englisch, denn, das ist der einzige kritikpunkt, die deutsche synchro ist leider ziemlich misslungen. dann setze ich mich vor den fernseher, lasse mich auch vom unfassbar guten und grandios eingesetzten soundtrack hinreißen und richte mir, sobald die ersten takte von "the only living boy in new york" erklingen, die taschentücher her - denn dann steigen mir bereits die tränen in die augen, und werden immer mehr, bis die musik mit dem "urschrei" und dem schönsten filmkuss der letzten jahre den höhepunkt erreicht. diese szene bringt mich immer zum weinen. ich weiß nicht, warum. ich weiß nur, dass es sich richtig anfühlt. und das, vor allem anderen, ist der grund, warum ich diesen film liebe.

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10
10/10

Ein Film den ich nicht kannte, bis ich durch das Lied "New Slang" von The Shins darauf gestoßen bin. Ich muss sagen ich bin unglaublich froh und kann ihn nur jedem empfehlen. Genialer Film über die Selbstfindung und die liebe zweier Menschen die mit sich selbst zu kämpfen haben.

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10
10/10

Ein Film, dessen Handlung eigentlich banal klingt, dessen Handlung, liest man die Inhaltsangabe nicht weiter fesselt. Der Film beeindruckt durch die Details, durch die liebevollen Szenen in denen man lachen oder weinen muss, oft auch beides zusammen. Ich habe selten einen so genialen Film gesehen, der nachhaltig wirkt und bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und der seinesgleichen sucht. Ich habe jedenfalls noch etwas ähnlich gutes nicht gefunden.

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