Das wäre eigentlich keine besonders interessante Filmstory: Gut ein Jahr nachdem sie sich auf einer Sylvesterparty kennen- und lieben gelernt haben, macht Tom (Jason Segel) seiner Verlobten Violet (Emily Blunt) einen Heiratsantrag und die sagt auch ohne zu zögern ja. Beruflich stehen beide ebenfalls vor einer vielversprechenden Laufbahn, er als Koch in einem der angesagtesten Restaurants der schönen Stadt San Franciso, sie als frischgebackene Akademikerin. Doch ausgerechnet das Jobangebot, welches Violet ins Haus flattert, sorgt schließlich dafür, dass alles ganz anders kommt als von den Beiden geplant. Eine Stelle an der Universität im kalten Michigan soll es sein und wenn Tom mit ihr kommt, wird er auf den eigenen Karrieresprung erstmal verzichten müssen. Da es sich aber nur um einen befristeten Zweijahresvertrag handelt, beschließen beide das Wagnis einzugehen und auch auf die Hochzeit erst einmal zu verzichten. In der Provinz angekommen entwickelt sich zwar für Violet alles prächtig, doch Tom findet keinen adäquaten Job und kommt sich bald ziemlich verloren und überflüssig vor.
Dass es nicht bei dem geplanten Aufschub bleiben wird verrät bereits der Originaltitel von „Fast Verheiratet“, der neuen Komödie aus dem Hause Judd Apatow („Beim ersten Mal“, „Männertrip“), denn der lautet „The Five-Year Engagement“. Genauer gesagt: Der Tragikomödie, denn diese Geschichte über eine durch äußere Umstände langsam den Bach runtergehende Beziehung beinhaltet mindestens so viele traurige und ernste wie komische Momente. Die dann gekonnt auszubalancieren ist eine nicht ganz leichte Aufgabe, die hier aber insgesamt sehr überzeugend bewältigt wurde. Dazu gehört, dass man sich hinsichtlich des derben Brachialhumors sehr zurücknimmt, der hier auch ziemlich unpassend und für das Interesse an einer eher realistisch geschilderten Liebesgeschichte kontraproduktiv wäre. Stattdessen setzt man auf Situationskomik, gerne auch mal von der etwas skurrileren Sorte, wenn etwa der antriebslose Tom zunehmend verwahrlost, geschmacklose Rentierpullover überstreift und sich aus lauter Langeweile schließlich sogar für Jagdausflüge und Töpferarbeiten begeistert. Das wirkt zwar mitunter auch leicht überzogen, tut aber andererseits als Kontrapunkt not, bevor es angesichts der persönlichen Abwärtsspirale dieses sich doch ziemlich nutzlos fühlenden Mannes allzu bitter wird.
Jason Segel startet mit dem bevorstehenden Ende seiner TV-Serie „How I met your Mother“ in Sachen Kinoproduktionen nun richtig durch. Nachdem er gerade erst erfolgreich und mit viel Leidenschaft die von ihm geliebten „Muppets“ reanimierte, stellt „Fast verheiratet“ nach einer handvoll Nebenfiguren nun seine erste Hauptrolle in einer romantischen Komödie dar (wenn man von dem nicht ganz so gelungenen Frühwerk „Nie wieder Sex mit der Ex“ mal absieht). Prädestiniert scheint der fast zwei Meter große, schlaksige Hüne für solche Aufgaben eher nicht, wischt solche Zweifel jedoch mit Natürlichkeit und Charme weg. Wobei schon auffällt, dass Segel, der auch hier wieder als sein eigener Drehbuchautor fungierte, sich bisher eigentlich stets Rollen auf den Leib schrieb, die seiner privaten Persönlichkeit recht ähnlich sind und sich dementsprechend zum Teil aus dem eigenen Erfahrungsschatz bedienen. Ob das auf Dauer für eine eigenständige Karriere ausreicht bleibt abzuwarten, aber ein gewisses Potential ist zweifellos vorhanden, sich in der Liga Adam Sandler, Seth Rogen & Co. zu etablieren.
Die Chemie mit Emily Blunt stimmt hier jedenfalls und Blunt liefert somit nach dem gemeinsamen „Lachsfischen im Jemen“ mit Ewan McGregor zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit eine überdurchschnittlich überzeugende Lovestory ab. Auch für sie hat man sich zudem ein paar originelle und wirklich komische Momente ausgedacht, vor allem die Szene, in der Violet zusammen mit ihrer Schwester aus Rücksicht auf die Kinder über ernsthafte Beziehungsprobleme mit den Stimmen von „Sesamstraße"-Monstern streitet, ist schon ein ziemlicher Brüller. Eher gegen den Strich besetzt hat man diesmal Rhys Ifans (zur Zeit auch mit „Amazing Spider-Man“ im Kino zu sehen), der als dandyhafter Wissenschaftler und mit Tom um die Gunst von Violet konkurrierender „Mann von Welt“ gegen sein sonstiges Chaoten-Image anspielt.
Was „Fast verheiratet“ aber doch vor allem ausmacht sind der Charme, die Liebenswürdig- und auch Traurigkeit seiner beiden Hauptfiguren sowie der anscheinend nach wie vor nicht versiegende Einfallsreichtum des Apatow-Clans im Bezug auf witzige Situationen. Trotz etwas mehr als zwei Stunden Laufzeit sehr kurzweilig und sympathisch.
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