Mit Fair Play hat "Fair Game" wenig zu tun, mit den Machtspielen der politischen Elite, die in Kriegszeiten auch an der Heimatfront betrieben werden, schon viel mehr. Der gleichnamige Titel der Memoiren von Valerie Plame, die dem Film zugrunde liegen, bezieht sich viel mehr auf ein Zitat des ehemaligen Chef-Beraters von Präsident George W. Bush, Karl Rove, der sagte, Plame sei "fair game" (etwa: zum Abschuss freigegeben) in den Versuchen des Weißen Hauses, ihren Ehemann Joe Wilson zu diskreditieren. Das alte Shakespeare-Sprichwort sagt, in der Liebe und im Krieg sei alles erlaubt, aber die Konsequenzen der Aktionen der engsten Mitarbeiter von George Bush im Frühjahr 2003 suchten trotzdem ihresgleichen. Dass eine Regierung eine eigene Agentin opfert, um ihren Regime-kritischen Ehemann zu diskreditieren, ist im Wortsinne unerhört. Wie es dazu kam, dass die Identität der in geheimen Undercoveraktionen aktiven CIA-Agentin Plame (Naomi Watts) an eine Zeitung weitergegeben wurde und was dies mit ihrem Mann (Sean Penn), einem ehemaligen Berater der Clinton-Regierung zu tun hat, davon erzählt "Fair Game". Unter der Ägide von Doug Liman beginnt "Fair Game" um Plames Alltag zu beleuchten als Agententhriller, wandelt sich dann im Rahmen ihrer Enttarnung zum Politthriller und schließlich, als die Konsequenzen der Enthüllung und Wilsons Rolle darin ihren Tribut fordern, zum Familiendrama. Und während Liman ja als Regisseur von "Die Bourne Identität" mit ersterem ja durchaus Erfahrung hat, beweist er sich auch in den letzteren Gebieten als souveräner Regisseur, der einen erwachsenen Film abliefert, der von zwei herausragenden Darstellern getragen wird. Die Einteilung in drei Akte mit verschiedenen Schwerpunkten macht Sinn: Die Einsätze, bei denen wir Plame zu Anfang sehen, verdeutlichen die Schwierigkeit eines Doppellebens als Agentin und geben Liman ein paar Möglichkeiten, mit Action- und Spannungselementen zu arbeiten, die der Film anderweitig natürlich nicht hergibt. Logischerweise ist der Großteil des Films eben doch gefüllt mit Leuten, die mehr oder weniger aufgeregt miteinander sprechen. Allerdings ist das mit dem Erzählrhythmus so eine Sache, da der Film eben bis zur Hälfte seiner Laufzeit mit der entscheidenden Storywendung warten muss und daher in manchen Momenten am Anfang etwas ziellos wirkt. Wie sehr der normale Zuschauer - und gerade der deutsche, der von der Plame-Affäre ja eher weniger mitbekommen hat - von dem hier Dargestellten nun bewegt wird oder dies alles spannend findet, hängt sicherlich davon ab, welche Erwartungen man dem Film entgegen bringt. Es ist kein Spannungskino im klassischen Sinne und die zentrale Affäre ist ja auch eher eine Fußnote der Geschichte. "Fair Game" bietet aber dennoch eine exzellent dramatisierte Aufarbeitung eines auch nach erst sieben Jahren schon historischen Vorfalls - nicht mehr und nicht weniger. Und zwei Ausnahmekönnern wie Watts und Penn bei der Arbeit zuzusehen, ist hier sowieso allemal das Kinoticket wert. |
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