The Equalizer 2

Originaltitel
The Equalizer 2
Land
Jahr
2018
Laufzeit
121 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 14. August 2018

equal 1Obwohl „Equalizer 2“ sowohl vom Titel als auch dem Plakatmotiv her auf den ersten Blick wie das generische Sequel eines x-beliebigen Action-Thrillers daherkommt, handelt es sich doch um einen besonderen Film. Denn die Rückkehr des einsamen Rächers Robert McCall markiert nicht nur die bereits vierte Zusammenarbeit des Gespanns Denzel Washington & Antoine Fuqua, es ist auch die allererste Fortsetzung überhaupt, zu der sich Washington in seiner nun auch schon mehrere Jahrzehnte andauernden Karriere bereit erklärt hat. Und das war eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, denn in dieser Figur steckt tatsächlich mehr als es der Erstling von 2014 vermuten ließ. So überzeugt „Equalizer 2“ dann auch nicht nur in Sachen Action, sondern vor allem auch mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre.
 

equal 2Der ehemalige CIA-Agent Robert McCall (Denzel Washington) hat sich nach seinem Einsatz für eine von der Russen-Mafia gequälte junge Frau wieder ins Privatleben zurückgezogen und versucht dabei gleich auf doppelte Weise positiv Einfluss zu nehmen. Einerseits engagiert er sich sozial in seinem Viertel, kümmert sich um Nachbarn und vom Weg abgekommene Jugendliche. Doch auch seine besonderen kämpferischen Fähigkeiten sind immer wieder gefragt, wenn er Zeuge großen Unrechts oder von Gewalt gegen Schwächere wird. Als jedoch eines Tages seine einzige wirkliche Freundin und ehemalige Chefin Susan Plummer (Melissa Leo) brutal ermordet wird, ist McCall in diesen Fall plötzlich persönlicher als sonst involviert und setzt alles daran, die Hintermänner der Tat auszumachen. Die Suche nach den Verantwortlichen entwickelt sich dabei zu einer schmerzhaften Reise in die eigene Vergangenheit.
 

equal 3Zugegeben: Die Enthüllung der Hintermänner birgt keine wirklichen Überraschungen und die Haupthandlung von „Equalizer 2“ an sich bietet nichts wirklich Neues im Thriller-Genre. Was den Film dennoch über den Durchschnitt hebt ist die Art, wie dieser Stoff dargeboten wird. Dabei hilft es natürlich enorm, dass hier mit Denzel Washington und Regisseur Antoine Fuqua zwei absolute Könner am Werk sind, deren gemeinsame Arbeit für „Training Day“ ja einst auch mit einem Oscar gekrönt wurde. Das Fach „intensive Action“ beherrscht Fuqua wie nur wenige andere, was sich im ersten Film um Robert McCall vor allem in der Inszenierung von dessen besonderer Kampftechnik widerspiegelte, bei der er sich Umgebung und Gegner exakt einprägt und sekundengenau vorhersehen kann wie die anschließende Auseinandersetzung ablaufen wird.

Abgesehen von dieser „Superkraft“ blieb die Figur allerdings eine noch recht leere Hülle, deren persönlicher Geschichte nur wenig Raum eingeräumt wurde. Der neue Film ist nun deutlich stärker an einer Charakterisierung interessiert und daher passt es dann auch, dass die auffällige visuelle Umsetzung der „Stoppuhr-Kämpfe“ im Gegenzug stark zurückgefahren wird und hier keine besondere Rolle mehr spielt.

equal 4Mehr Platz erhalten dagegen die ruhigeren Momente und die Zeit, die sich der Film dafür nimmt den sozialen Einfluss zu zeigen, den McCall auf seine Nachbarschaft nimmt. Die Szene, in der er einen Jugendlichen, der ins kriminelle Milieu abzudriften droht, davon überzeugt, auch mal etwas Sinnvolles, wenn auch recht Langweiliges zu tun, gerät ziemlich lang, fesselt aber nichtsdestotrotz durch die unterschwellige Spannung, dass die Situation auch jederzeit entgleiten könnte. Von dieser Art gibt es mehrere und es besteht durchaus die Gefahr, dass die von dem Einen oder Anderen auch als langatmig empfunden werden können oder manch Kritiker genau diese zum Anlass für Beschwerden über die vermeintlich unnötig lange Laufzeit des Films nimmt. Sie sorgen aber nicht nur dafür, dass die Hauptfigur ein ganzes Stück vielschichtiger gezeichnet wird, sie heben den „Equalizer“ in seiner zweiten Inkarnation eben auch deutlich aus dem eindimensionalen Action-Einerlei der meisten Hollywood-Produktionen heraus.

Und wem das dennoch mitunter zu viel „Sozialdrama“ ist, dem sei versichert, dass sich das Durchhalten dennoch lohnt. Denn für die finale Konfrontation zwischen McCall und seinen bis dahin klar identifizierten Gegenspielern wurde ein fantastisches Setting ausgesucht. In einer an die Geisterstädte aus Italo-Western erinnernden Kulisse steht man sich in einem aufgrund eines massiven Sturms evakuierten Küstenort schließlich zum großen Showdown gegenüber, und vom Wind und Regen umtost tut der Equalizer dort schließlich das, was getan werden muss, und dezimiert als kaum sicht- oder fassbares Phantom seine Gegner. Das hat schon was und sorgt ebenfalls dafür, dass wir es hier mit dem nicht so häufigen Fall einer Fortsetzung zu tun haben, die das Original klar übertrifft.

Bilder: Copyright

Ein verlassener Baumarkt, der im ersten Teil als Showdown dienen musste, wird jetzt durch eine Geisterstadt ersetzt. Ein Protagonist, der als Ex-Irgendwas über übermenschliche Fähigkeiten verfügt, tut schuldbeladen wieder ein bisschen Gutes. Rächt erneut irgendwas, anstatt weiterhin sein Büchlein zu lesen. Klingt genauso klischeebeladen und zielgruppenabgestimmt wie der erste Teil. Nur mit noch mehr Gelaber um nichts herum. Nun ja, das Original zu übertreffen ist nicht schwer. Ich bin trotzdem gespannt.

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