
Das Leben von Telly Paretta (Julianne Moore) liegt in Trümmern, seit ihr Sohn vor rund einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Apathisch und antriebslos betrachtet sie immer wieder dessen Fotos, bis diese eines Tages plötzlich nicht mehr da sind. Als dann nacheinander auch alle anderen Belege für die Existenz ihres Kindes verschwinden, wittert Telly zunächst eine Verschwörung durch Ehemann und Psychiater, die sie so zwingen wollen das Geschehene endlich zu verarbeiten. Doch es kommt noch viel schlimmer: Denn auf einmal behaupten alle ihr nahe stehenden Menschen, dass Telly überhaupt nie einen Sohn gehabt hätte und dieser nur in ihrer Fantasie existiert. Völlig verunsichert, beginnt sie schließlich selbst an allem zu zweifeln, bis ihr Ash (Dominic West) begegnet, der Vater eines beim selben Unglück ums Leben gekommenen Kindes. Auch Ash kann sich schließlich an seine Tochter erinnern, und gemeinsam versuchen die Beiden den Grund für das merkwürdige Verhalten ihrer Mitmenschen herauszufinden. Sehr schnell müssen sie aber feststellen, dass sie anscheinend ganz allein einem groß angelegten Komplott gegenüberstehen. Doch wer steckt dahinter?
Genau das darf an dieser Stelle natürlich nicht vorweggenommen werden und wird es daher auch nicht. Aber genau das macht auch die Bewertung der "Vergessenen" zu einer recht problematischen Angelegenheit, denn ob einem dieser Film letztendlich gefällt oder nicht hängt doch sehr stark davon ab, was man denn nun von der Auflösung der Geschehnisse so hält. Sagen wir mal so: Die oben geschilderte Ausgangssituation der beiden auf sich allein Gestellten, anscheinend einzigen noch "normal" gebliebenen Protagonisten erreicht der Film bemerkenswert schnell und genau so schnell ist auch folgendes klar [milder Spoiler voraus]: Eigentlich kann es für das merkwürdige Verhalten nahezu aller Personen und die geradezu beängstigenden Fähigkeiten gewisser Verfolger gar keine schlüssige Erklärung geben, die nicht irgendwann beim Übernatürlichen landet. [Spoiler Ende]
Dem Zuschauer ist dies nach einer halben Stunde klar, aber was ihm dann tatsächlich serviert wird ist schon ziemlich harter Tobak und aus Sicht des Rezensenten auch einfach nur grober Unfug. Dieser Film erinnert in seiner ganzen Struktur grundsätzlich sehr stark an "Akte X" und könnte auch locker als Doppelfolge dieser vor einiger Zeit immens beliebten Serie durchgehen. Doch wo eines der Erfolgsgeheimnisse der Fälle von Mulder und Scully immer auch der Mangel an wirklich harten Fakten und eine Auflösung voll nebulöser Ungewissheit war, bleiben bei den "Vergessenen" keine Fragen offen. Zumindest keine nach dem Verständnis, sehr wohl aber die, ob man das denn wirklich ernst meint. Denn seit Monty Pythons seligen "Rittern der Kokosnuss" sind Menschen bei der falschen Antwort nicht mehr so schön durch die Luft geflogen wie hier - wer sich den Film ansieht, wird verstehen was ich meine.
Dass "Die Vergessenen" trotzdem nicht völlig zum Vergessen geraten sind, liegt an den ein bis zwei wirklich gelungenen Schockeffekten, die auch den einschlägig vorbelasteten Zuschauer noch ordentlich zusammenzucken lassen, und natürlich an der Besetzung, die hier doch weit über dem Durchschnitt des Genres liegt. Julianne Moore beweist, dass sie so einen Film durchaus tragen kann, Dominic West gibt überzeugend den verwirrten Ash und Gary Sinise ist in seiner Rolle als undurchsichtiger Psychiater gut wie fast immer. Aber was diese klasse Schauspieler von dem Humbug, an dem sie da mitwirken, wirklich halten, werden sie uns wohl auch im "Making of" nicht verraten.
Neuen Kommentar hinzufügen