Katja (Claudia Basrawi) und Barbara (Nina Proll) sind Freundinnen. Beide sind sich einig: Die guten alten gelben Telefonzellen müssen wieder her. Um diesen Plan zu realisieren, entführen sie aus einer Laune heraus Harald Winter (Reiner Knepperges), den Chef eines deutschen Telefonkonzerns, und halten ihn in einem kleinen Ferienhäuschen als Geisel. Vom ersten Schock erholt, findet Winter aber schnell gefallen an den beiden sympathisch verrückten Entführerinnen und genießt die Partyabende bei Musik und Likör.
Mehr kann man über den Inhalt dieser Low-Budget-Produktion
kaum verraten, denn viel mehr passiert auch nicht. Was die beiden
Kölner Regisseure Knepperges und Mrasek hier abliefern, könnte
so mancher vorschnelle Kritiker mit Empörung als Frechheit
abstempeln. Unscharfe Einstellungen und teilweise wild improvisierte
Dialoge begleiten den anscheinend belanglosen Plot.
Und
doch kann man den ganzen Film auch als angenehm unprofessionell
empfinden. Claudia Basrawi verkörpert ihre Katja als bekiffter
Späthippie genau so frech und ungeniert, wie es Nina Proll
als Barbara macht. Die Frauen bilden das vielleicht verführerischste
weibliche Kinoduo seit Inka Friedrich und Nadja Uhl ("Sommer
vorm Balkon"). Es ist wirklich erfrischend, noch unverbrauchte
und mutige Schauspieler zu sehen, die auch in Filmen mitwirken,
die nicht gleich zum Kassenschlager mutieren werden.
Um sich die Entstehungsgeschichte von "Die Quereinsteigerinnen"
etwas zu verdeutlichen, muss man die Geschichte des Kölner
Filmclubs 813 erzählen. Der wurde 1990 gegründet, um Filme
im Kino vorzuführen, die in Köln entweder nur für
kurze Zeit oder noch gar nicht zu sehen waren. Aus dieser
Idee wurde mittlerweile eine kleine eingeschworene Gemeinschaft
von etwas 50 ehrenamtlichen Mitgliedern, die selber den drang haben,
Filme zu produzieren. Aus dieser Szene stammen die beiden Regisseure
Rainer Knepperges und Christian Mrasek.
Etwas ähnliches entstand auch Mitte der 60er Jahre in Paris.
Damals wollten ehrgeizige Filmkritiker (darunter Claude Chabrol,
Francois Truffaut und Jean-Luc Godard) der Filmzeitschrift "Cahier
du Cinema" dem Weltkino eine neue Facette aufzeigen. Später
ging diese Bewegung als Nouvelle Vague in die Kinogeschichte ein.
Eine ähnliche kreative Kraft wird von dieser Kölner Gruppe
vielleicht nicht ausgehen. Eine eigene, frische und unverbrauchte
Handschrift ist aber immerhin bei den "Quereinsteigerinnen"
zu erkennen. Die Avantgarde der deutschen Filmlandschaft sitzt dann
wohl in Köln. Wer hätte das gedacht.
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