Deuce Bigalow: European Gigolo

Originaltitel
Deuce Bigalow: European Gigolo
Land
Jahr
2005
Laufzeit
83 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Frank-Michael Helmke / 19. Juni 2010

Es ist eine streitbare Frage, ob bereits die alleinige Wiedergabe des Inhalts eines Films seine Kritik darstellen kann. Im Falle von "Deuce Bigalow: European Gigolo" würde sich diese Frage erst gar nicht stellen, denn wir haben es hier mit dem zweifellos miserabelsten Film des bisherigen Jahres zu tun. Eine in jedem Belang katastrophale, komplett unkomische Unnötigkeit, deren Inhaltsangabe sogleich auch ihr Urteil bildet:

Alles beginnt idyllisch. Eine Gruppe freundlicher, blinder Senioren geht am Strand in einem abgesteckten Becken mit Delphinen schwimmen. Ein paar Meter weiter sitzt Deuce Bigalow (Rob Schneider), der bemitleidenswerte Protagonist der Geschichte und erfolgloser Gigolo, der an einer unidentifizierbaren Apparatur bastelt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der Maschine um eine spezielle Konstruktion, welche Signale an Delphine aussendet. Durch einen dummen Zufall landet diese Maschine nun im Wasser und, richtig, macht die Delphine verrückt. Diese geraten völlig außer Kontrolle, sehr zum Leidwesen der blinden Senioren, welche nun reihenweise brutal durch die Gegend geschleudert werden. Diese Einführungsszene besitzt, neben ihrer offensichtlichen Sinnlosigkeit, keinerlei Relevanz für die weitere Handlung des Films - aber hey, sich über Delphine und blinde Senioren lustig machen kann schließlich nie schaden.
Deuce wird von seinem alten Kumpel T.J. Hicks (Eddie Griffin) aus Amsterdam angerufen, der dort als Zuhälter seinen Lebensunterhalt verdient. Kurze Zeit später befindet sich Deuce ebenfalls dort und erlebt sein blaues Wunder: Das älteste Gewerbe der Welt, die Prostitution, ist hier legal! Hochgradig beeindruckt besucht er nun den Wohnsitz seines Freundes T.J.: Ein riesiges Hausboot, inklusive coolen Lowrider-Qualitäten. Lustigerweise steht das halbe Boot unter Wasser, doch T.J. gibt Entwarnung: Das passiert nur, wenn die Flut kommt. Ein Brüller.
Doch was wäre ein Besuch der Niederlande ohne eine Stippvisite im nächsten Coffee-Shop. Deuce, passionierter Nicht-Raucher, lehnt den ersten Joint natürlich ab, verspeist jedoch sogleich unwissend dutzende Space-Cakes. Ziemlich benommen steigt er in einer grandios belanglosen Trip-Sequenz in ein Gemälde und schmust mit dem dort abgebildeten Alpenmädel. Doch alles nur drogengeschwängerte Illusion! In Wirklichkeit knabbert er an T.J.s Nippeln, welcher ihn so gleich entrüstet von sich stößt. Der gute alte T.J. ist nämlich ein äußerst homophober Zeitgenosse, welcher die Auffassung vertritt, dass nichts die Ehre eines Mannes mehr beschmutzt als Homosexualität. Dieser Bursche lebt den Zeitgeist.
In besagtem Coffee-Shop begegnen die Beiden nun einem der angesehensten, renommiertesten Gigolos von ganz Europa: Heinz Hummer (Til Schweiger in einer unbeschreiblich peinlichen Minirolle), von dem die Legende besagt, sein Geschlechtsorgan hätte gigantische Ausmaße. Die Dinge verkomplizieren sich jedoch: Ein perverser Massenmörder treibt sein Unwesen in den Straßen von Amsterdam. Und er hat es einzig und allein auf berühmte Gigolos abgesehen. Eines seiner Opfer ist Heinz Hummer, dessen Leiche zufällig der ahnungslose Deuce findet. Der hält ihn jedoch für betrunken und schleppt ihn in T.J.s Hausboot. Unfug mit einer Leiche. Wie einfallsreich.
Sich Hummers Tod alsbald bewusst werdend, versucht T.J. die Leiche des potenten Heinz in den Grachten zu entsorgen, nicht ohne jedoch noch mal einen kurzen Blick auf seine legendäre Männlichkeit zu werfen. Dummerweise wird er just in diesem pikantesten aller Momente von vorbeikommenden Touristen ertappt. Der arme T.J. wird nun nicht nur unschuldig zum perversen Gigolo-Mörder deklariert, nein, viel schlimmer noch: Man hält ihn für schwul. Nun liegt es am gutherzigen, aufrichtigen Deuce die Unschuld seines Freundes zu beweisen und den Mörder zu stoppen.

Das ist die Grundgeschichte dieses mit Geschmacklosigkeiten jeder nur vorstellbaren Art überfrachteten Schwachsinns. Rob Schneider, verantwortlich für das Drehbuch, mag die Entrüstung der Presse als Kompliment betrachten und sich insgeheim amüsieren (Seine humorlose Attacke auf Kritikerpapst Roger Ebert spricht allerdings nicht dafür), für den Zuschauer ist sein Machwerk jedoch eine einzige Qual. Unreflektiert und ohne das geringste Gespür für humoristisches Timing ergeht sich seine tumbe Nummern-Revue im stumpfsinnigen Zelebrieren betont anstößiger Tabubrüche.
Beispiele gefällig? Auf seiner Wahrheitssuche bekommt es Deuce bei seiner Tätigkeit als Gigolo mit diversen Frauen zu tun, die seine Dienste in Anspruch nehmen wollen. Jede von ihnen ist entweder physisch abnormal und deformiert oder besitzt schwerwiegende Verhaltensstörungen. Die erste Frau, eine zwei Meter große Wuchtbrumme, steckt den armen Deuce in Windeln und malträtiert ihn mit brutaler Mütterlichkeit. Eine Szene, die in ihrer abgegriffenen Unlustigkeit schmerzt. Dann haben wir eine akut krebskranke Dame, welche ein Atmungsloch im Kehlkopf besitzt. In der Sekunde, in der man dieses Loch erblickt, ist klar was passieren wird: Der Rauch der Zigarette kommt nicht aus dem Mund, sondern aus dem Hals, ebenso wie diverse Flüssigkeiten, welche Deuce frontal aus dem Loch ins Gesicht spritzen. Wenn dann die nächste Kundin vorgestellt wird, welche anstatt einer Nase einen Penis im Gesicht trägt, dann ist nicht nur klar, was passiert, wenn sie niest, sondern auch, dass sie irgendwann auf maximal derbe Art auf ihre Vorgängerin treffen wird. Wenn das Unvermeidliche schlussendlich eintritt, möchte man aufgrund dieser erbärmlichen Geschmacklosigkeit am liebsten schreien.
Doch das ist nicht alles: Dem alten T.J. beißt eine aggressive Katze ins Gemächt, dreiste Kanadier entleeren sich auf den Gehwegen Amsterdams und eine mächtige, später noch eine gewichtige Rolle spielende Gigolo-Vereinigung ist verantwortlich für dutzende hochgradig langweilige, lahme Gags über Oral- und Geschlechtsverkehr.

Was hat die Macher hier nur geritten? Ist es wirklich komisch, über todkranke Krebspatienten zu lachen? Muss man, selbst in einer zotigen Klamotte, derart reaktionäre Weltansichten über Homosexualität und Prostitution genüsslich breittreten? Wäre das Ganze wenigstens ansatzweise komisch, könnte man eventuell noch ein Auge zudrücken - derber, respektloser Humor macht eben selten Kompromisse. Doch hier besteht alles aus unkohärentem, belanglosem Gestammel. Ohne Sinn und Verstand wird eine berechenbare Szene an die andere gehängt, ohne auch nur den Hauch eines roten Fadens zu entwickeln. Keine amüsante Situationskomik, keine bissigen Dialoge, nur stumpfer, bodenloser Fäkalhumor der pubertärsten Sorte.
Ein Film, der nicht nur desinteressiertes Schulterzucken provoziert, sondern aufgrund seiner schon fast aggressiven, unsympathischen, komplett unreflektierten Witzlosigkeit massiv wütend macht. Ohne jeden Zweifel einer der Tiefpunkte des Jahres.


1
1/10

Eine simple Aneinanderreihung von bodenlosen Geschmacklosigkeiten ergibt noch lange keinen lustigen Film. Einfach nur eklig, peinlich, grottenschlecht, dumm und diskriminierend.

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