
Es ist eine echte Überraschung, denn es war wirklich nicht zu erwarten. Als Michael "Bully“ Herbig vor einiger Zeit ankündigte, nach mehr als zwanzig Jahren seinen Megahit „Der Schuh des Manitu“ nun doch noch eine echte Kino-Fortsetzung folgen zu lassen, war allerorts deutlich mehr Aufstöhnen als Vorfreude zu vernehmen. Denn zu sehr wirkte das einfach wie eine Art verzweifelte Aktion angesichts nachlassender Erfolge und einem offensichtlichen Mangel an Kreativität. Dann halt nochmal auf den größten Erfolg zurückgreifen, wobei selbst diejenigen, die mit dieser Vorgehensweise an sich kein Problem haben, bereits bei der letzten Wiederaufbereitung der Western-Helden innerhalb des „Bullyparade"-Films von 2017 erkennen mussten, dass der alte Witz und Elan längst verschwunden war. Und nun ist er auf einmal wieder da, denn Bully und seinem Team ist es tatsächlich gelungen, das Feeling und die Atmosphäre vom „Schuh“ wieder einzufangen, der neue Film wirkt wie aus einem Guss und fügt sich ganz nahtlos an den großen Vorgänger an.
Wer nun nicht ganz zu Unrecht anführt, dass ein Film von heute, der sich wie derjenige von 2001 anfühlt, dann doch wohl ein komplett aus der Zeit gefallenes und heutzutage nicht mehr funktionierendes Werk sein muss, hat zwar in der Theorie recht, in der Praxis fühlt es sich aber tatsächlich nicht so an. Die Figuren sind genauso liebevoll gezeichnet, sie haben sich aber dennoch ein Stück weiterentwickelt, was am Deutlichsten beim weiterhin munter die Worte verdrehenden Griechen Dimi (Rick Kavanian) zutage tritt, der hier die zugehörige Romanze bestreiten darf. Und Abahachi, der von einem weißen deutschen Komiker gespielte Apache? Nun, der hinterfragt sich, zu Beginn unbewusst, als ihm eine Wahrsagerin ein paar die Männlichkeit erschütternde Probleme andichtet, und später dann ganz bewusst, wenn es um genau diese Frage der im Hintergrund schwelenden kulturellen Aneignung geht, die ja zu Beginn des Jahrtausends noch deutlich weniger Thema war. Und wie Herbig diese Fragen der Political Correctness dann zwar angeht, sie aber keinesfalls den Film dominieren lässt, verdient allemal Respekt. Und rührt am Ende sogar ein wenig, wenn ihm für seine Maskerade hier letztlich die einzigen Leute die Absolution erteilen, die das tatsächlich können und dürfen. Und ja, auch Zwillingsbruder Winnetouch läuft weiterhin in seinen rosa Klamotten durch die Gegend.
So viel zu diesem im Vorfeld bereits vieldiskutierten Aspekt, der aber – wie bereits erwähnt – nicht im Vordergrund steht. Genau so wenig wie natürlich die Haupthandlung um ein legendäres, Unsterblichkeit verleihendes Kanu, hinter dem diverse Parteien her sind. Das dient wie gewohnt lediglich dazu das Ganze zusammenzuhalten und den Rahmen für die Eskapaden der einzelnen Figuren zu bilden, zu denen eine neue Bande von Nachwuchs-Banditen gehört, die sich redlich anstrengt etwas Respekt zu gewinnen, und aus der Merlin Sandmeyer („Die Discounter“) als eigentlich nur zur Auffüllung auf die klassischen sieben Mitglieder engagierter „Komparse“ heraussticht. Angeführt wird die Truppe diesmal von einer Frau und Jessica Schwarz macht ihren Job dabei zwar durchaus gut, muss aber letztlich das Rampenlicht dann doch dem wiederauferstandenen Erzgegner Santa Maria überlassen, den Sky Dumont hier noch einmal zum Abschluss seiner Filmkarriere gibt. Was ebenfalls zu beeindrucken weiß sind das Setting und die Ausstattung. Der neue Film war ein Stück teurer als der Vorgänger und das sieht man ihm anhand den aufwändigen Kulissen auch an.
Das Wichtigste ist aber natürlich, dass die Gags funktionieren, und da ist die Trefferdichte eben erstaunlich hoch. Es gibt maximal 2-3 Szenen, die zu einem eher gequälten Lächeln führen, beim Rest sitzen Witz und Timing aber meist perfekt und man spürt, dass es sich um ein eingespieltes und bewährtes Team handelt. Und um ein extrem motiviertes also offensichtlich auch, denn angesichts dieser starken und kraftvollen Performance lässt sich der Durchhänger aus der „Bullyparade“ vor ein paar Jahren wohl wirklich nur mit einer Phase der Orientierungs- und Lustlosigkeit erklären. Die ist überwunden und so wird dieser mit viel Skepsis erwartete Film fast schon zu einem späten Triumph des Michael Herbig. Und wenn sich herumspricht, wie gut der gelungen ist, müssten eigentlich auch wieder die Massen ins Kino strömen (auch wenn der Rekord von 11,7 Millionen Zuschauern im aktuellen Streaming-Zeitalter wohl nicht mehr gebrochen werden kann). Unabhängig davon lässt sich aber bereits jetzt sagen: Dieses „Kanu des Manitu“ ist ein Hit.
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