George Monroe (Kevin Kline) ist Mitte vierzig und steht vor einem Scherbenhaufen: seine erste (und einzige) Ehe ist gescheitert, sein Sohn ist ihm völlig entfremdet, sein Haus auf den Klippen hat zwar einen wunderschönen Ausblick, ist aber nicht viel mehr als eine Hundehütte und um noch einen draufzusetzen, verliert er auch noch seinen Job in einem Architektenbüro. In dieser Situation bedeutet die Diagnose eines unheilbaren Krebsleidens nicht nur bodenlose Verzweiflung, sondern auch den Willen, diesem missratenem Leben einen glücklichen Abschluss zu geben. Was eignet sich dazu symbolisch besser, als alte Fundamente - sprich die Bruchbude am Meer - einzureissen und etwas ganz Neues zu schaffen? Und weil wir uns in einem amerikanischen Film befinden, krempelt George fix die Ärmel seines Holzfällerhemdes hoch und holt zu einem Rundumschlag in Sachen Sanierung aus. Sohn Sam (Hayden Christensen), der seine Zeit gern als Klebstoff schnüffelndes Marilyn-Manson-Look-Alike verbringt, wird aus dem schicken Haus seiner Mutter (Kristin Scott Thomas) und deren neuer Familie in Georges Bruchbude zwangsversetzt. Und klar, nach anfänglichen Kabbeleien um Sams Schmink- und Drogengewohnheiten wird er ganz schnell zu einem echten Kerl, als er vom Papa eine Axt in die Hand gedrückt bekommt und beim Abriß mitwirken darf. Piercings und dunkles Augenmakeup geraten fortan in Vergessenheit.
Ebenso vorhersehbar gestaltet sich das Verhältnis zwischen George und seiner Ex-Frau Robin. War dieses seit der Scheidung reichlich abgekühlt, entdeckt Robin nun ihre Liebe zu Baustellen und ihrem Ehemaligen, von dessen schwerer Krankheit sie jedoch nichts ahnt.
Symbolträchtig vereint der Hausbau zerstrittene Personen, bis es auf der Baustelle vor ehemals griesgrämigen Nachbarn und bürgernahen Polizisten nur so wimmelt. Regisseur Irwin Winkler erreicht den Gipfel des Erträglichen, als auch noch Robins Mann, der ob der neuen Leidenschaften seiner Frau kurzzeitig seine Familie verlassen hatte, in die Hände spuckt und Dachziegel schleppt.
In "Das Haus am Meer" mißlingt die Umsetzung einer eigentlich schönen Idee der Parallelisierung von Hausbau und Leben leider gründlich. Das großartige Ensemble ist mit seinen eindimensionalen Charakteren durchweg unterfordert. Kristin Scott Thomas wechselt wie gewohnt zwischen kühler Strenge und Warmherzigkeit, ihre Rolle läßt ihr jedoch nicht die Möglichkeit für feinere Nuancen. Jungstar Hayden Christensen (der junge Anakin aus "Star Wars - Episode 2") läßt unter der Oberfläche vielversprechend Trotz, Wut und Verunsicherung brodeln, die angesichts der 180-Grad-Wendung seines Charakters leider an Glaubwürdigkeit verlieren. Allein Kevin Kline ist es zu verdanken, dass der Film nicht völlig in Rührseligkeit versinkt, da es ihm permanent gelingt, die Balance zwischen Tragik und Komik zu halten. Die Handlung ist so vorhersehbar, das allein das Panorama der kalifornischen Küste über die langen 128 Minuten hinwegretten kann. Wie das Licht des Leuchtturms über die Küste, so flackert auch hin und wieder eine Komik durch die Geschichte, die wenigstens zeitweise für lichte Momente sorgt - bis alles im zuckrig-süßen Finale versinkt.
Originaltitel
Life as a house
Land
Jahr
2001
Laufzeit
126 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Neuen Kommentar hinzufügen