Da geht noch was

Jahr
2013
Laufzeit
101 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 17. Juli 2013

Eigentlich ist Conrad (Florian David Fitz) auf dem Sprung in den Urlaub, um sich mit seiner schwer gestressten Frau Tamara (Thekla Reuten) und dem pubertierenden Sohnemann Jonas (Marius Haas) endlich mal etwas Erholung zu gönnen. Doch die leidige, obligatorische Stippvisite bei den eigenen Eltern zieht sich ungeplant in die Länge, als Conrad von seiner Mutter (Leslie Malton) erfährt, dass sie sich vor kurzem nach über 30 Ehejahren von seinem Vater (Henry Hübchen) getrennt hat. Da geht noch wasConrad findet das Haus seiner Kindheit vom selbstmitleidig-trotzigen Vater Carl in eine Müllhalde aus Bierdosen und Pizzakartons verwandelt vor - "Die Mama macht das wieder sauber, wenn sie zurück kommt". Mama kommt aber nicht zurück, dafür muss Conrad mit Jonas länger bleiben, während Tamara im Urlaubsparadies entnervt auf sie wartet. Drei Männer-Generationen unter einem Dach - ob das lange gut gehen kann, wenn dazu auch noch jeder von ihnen an seiner eigenen Beziehungskrise zu knabbern hat?

"Beziehungskrise" ist hier indes ein weit gefasstes Wort, 'leidet' Sohn Jonas doch vor allem darunter, dass er mit der süßen, netten Nachbarstochter Kim eben noch keine Beziehung hat, und mit seinen knapp 14 Jahren auch noch keine Ahnung, wie sich das anbahnen ließe. Das will einen als Zuschauer allerdings wenig bis gar nicht interessieren, denn auf diesem Handlungsstrang funktioniert leider fast nichts: Die ersten Szenen zwischen Jonas und Kim wollen eine Faszination und Chemie zwischen diesen beiden Teenagern herauf beschwören, die ein bloßer Wunschtraum des Drehbuchs bleiben, und so erscheint einem dann auch der Rest als herzlich egal. Da geht noch wasDiese Episode ist dead on arrival, was dem ganzen Film auch darum schadet, weil die drei Geschichten von Sohn, Vater und Opa ziemlich gleichberechtigt nebeneinander verhandelt werden, sich diese Gewichtung angesichts ihres dramatischen Gehalts aber nicht rechtfertigt.

Wie sehr "Da geht noch was" die richtige Balance fehlt, wird indes erst in der zweiten Hälfte klar. Im ersten Teil des Films, der sich fast komplett auf das erzwungene Beisammensein der drei Männer konzentriert, gibt es noch so einiges zu schmunzeln und gelegentlich auch zu lachen, die Konstellation droht aber aufgrund der allgemeinen Sturköpfigkeit der Protagonisten ziemlich bald in Stasis zu gefrieren. Gerade als der Film beginnt, gefährlich durchzuhängen, nimmt er dann indes eine unerwartete Wendung ins Tragische. Was die besagte Gewichtung der drei Handlungsstränge eigentlich klar verschieben sollte, wird auf einmal doch klar, wo hier die intensivste Geschichte lauert und welche Figur im Film diese trägt. Diese Verlagerung geschieht allerdings nicht. Angesichts dessen, was hier nun eigentlich auf dem Plan steht, kommt einem dann viel von dem, was in der zweiten Filmhälfte verhandelt wird, ganz schrecklich banal und unwichtig vor.

Da geht noch wasMan merkt "Da geht noch was" ab diesem Zeitpunkt auch ziemlich deutlich an, dass der Film selbst nicht mehr so richtig weiß, was er jetzt sein will. Waren die Ansätze für eine halbwegs amüsante Familien-Tragikomödie zunächst noch da, bringt der Film im weiteren Verlauf nicht den Mut auf, wirklich tragisch zu werden, traut sich ob seiner neuen thematischen Schwere aber auch nicht mehr so richtig, komisch zu sein. So wird hier und da und ebenso unbeholfen wie unpassend ein wenig Slapstick eingestreut, als hätte der Film gemerkt, dass schon seit einer Viertelstunde keiner mehr gelacht hat und er sich jetzt ganz doll beeilen muss, daran was zu ändern. Was nur umso mehr unterstreicht, dass "Da geht noch was" bis zum Ende hin sehr unentschlossen bleibt. Und auch wenn man sich am Schluss alle Mühe gibt, so zu tun als ob: Rund wird diese Geschichte nicht.

Eigentlich wollten dieselben Produzenten wie damals hier eine Kopie des Erfolgsrezeptes von "Vincent will Meer" hinbekommen (den dieser Rezensent übrigens deutlich besser fand als der damals schreibende Kollege). Das ist recht eindeutig, zumal Hauptdarsteller und damaliger Autor Florian David Fitz hier noch am eigentlich schon fertigen Drehbuch herumschrauben durfte, wie sein gesondert aufgeführter Drehbuch-Credit offenbart. Im Vergleich fehlt hier aber die überzeugend originelle Idee, der klare Zug in der Geschichte, das einnehmende kontroverse Thema, und vor allem der Mut auch dort einen Gag zu suchen, wo laut den Gesetzen von Korrektheit und Pietät eigentlich keiner ist. Stattdessen bleibt "Da geht noch was" in allzu seichtem, sicheren Fahrwasser. Und da geht nicht viel.

Bilder: Copyright

4
4/10

Filme, die wollen! Die erste halbe Stunde macht nichts falsch... P.S.: Der Text klingt für mich eher wie 2 Augen. Persönlich gebe ich 4 Äuglein. Die Geschichte zwischen Jonas und Kim ist in der Tat "dead on arrival" (sehr treffend), aber Henry Hübchen hat ein paar Momente. Der Handlungsstrang der Mutter wird auch zu seicht verhandelt. Langeweile hält sich aber in überschaubaren Grenzen.

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